KOTIPELTO - Serenity
Mehr über Kotipelto
- Genre:
- Melodic Metal
- Label:
- AFM Records / Soulfood
- Release:
- 20.04.2007
- Once Upon A Time
- Sleep Well
- Serenity
- City Of Mysteries
- King Anti-Midas
- Angels Will Cry
- After The Rain
- Mr. Know-It-All
- Dreams And Reality
- Last Defender
Es wird wohl kaum einer wegdiskutieren können, dass STRATOVARIUS eine der einflussreichsten und wichtigsten Melodic-Metal-Bands aller Zeiten sind, auch wenn man über die Qualität des letzten Album definitiv streiten kann. Der Höhenflug der Finnen startete so richtig, als Gitarrist Timo Tolkki auf dem vierten Studioalbum "Fourth Dimension" (1995) das Mikro am Timo KOTIPELTO übergab, dessen charakteristischer Gesang das kommende Schaffen der Band nachhaltig prägen sollte. Während sich STRATOVARIUS gerade erst im Studio getroffen haben, um die inzwischen zwölfte Scheibe auf die Bänder zu zimmern und Meister Tolkki seit einigen Monaten über die Rock-Oper schwadroniert, an der er arbeitet, beglückt uns KOTIPELTO dieser Tage mit seiner neuen Solo-Platte "Serenity".
Es handelt sich hierbei um Alleingang Nummer 3 des großen Stimm-Akrobaten. Während sein erstes Werk "Waiting For The Dawn" (2002) mit knackig-hartem Power Metal und cooler MAIDEN-Schlagseite positiv überraschte, war der auf dem Tiefpunkt der STRATOVARIUS-Krise eingespielte Nachfolger "Coldness" (2004) doch ein Stück weniger spannend, weil lascher, introvertierter und berechenbarer. "Serenity" nun ist ein hochgradig professionelles, fantastisch produziertes, sehr homogenes und handwerklich über jeden Zweifel erhabenes Album geworden. Die Gitarren spielen elegante und anschmiegsame Melodien, die Rhythmus-Sektion legt einen kraftvollen, erdigen Soundteppich, der oft eine gewisse Nähe zu klassischem Hardrock erkennen lässt, die Keyboards halten sich weit genug im Hintergrund und Timo selbst liefert eine sehr ordentliche Performance ab. Somit sind eigentlich alle Grundvoraussetzungen für eine hervorragende Melodic-Metal-Platte erfüllt. Warum ist "Serenity" dann aber doch lediglich ein gutes und kein großartiges Album geworden?
Das Problem ist, dass bei aller spielerischen Klasse und Präzision einfach zu wenig Packendes und Aufregendes passiert auf dieser CD. Timo versteht es viel zu selten, als Songwriter echt Akzente zu setzen. Selbst nach zehn Durchläufen bleiben kaum mal eine Melodie oder ein Chorus wirklich hartnäckig im Gedächtnis hängen. Ein HAMMERFALL-mäßiger Uptempo-Feger wie 'Once Upon A Time' mag zwar gut reinlaufen, kann aber in den künstlerischen Sphären, in denen sich ein KOTIPELTO gewöhnlich bewegt, höchstens als Aufwärmübung angesehen werden. 'City Of Mysteries' lebt fast ausschließlich von seinem zugegebenermaßen großen, prägnanten Refrain, ansonsten fehlt es der Nummer an Spannung und Dramatik. Ähnliches könnte man auch von 'King Anti-Midas' behaupten. Zwischendurch kann je nach Stimmungslage sogar mal so etwas wie gepflegte Langeweile aufkommen, weil man lange auf etwas Besonderes, Mutiges oder gar Originelles warten muss. Eigentlich dienen Solo-Alben den Künstlern doch meistens dazu sich mal so richtig auszutoben und schräge Ideen auszuprobieren. "Serenity" dagegen klingt eher wie ein Auf-Nummer-Sicher-Album, das die empfindlichen Nerven der Zielgruppe nicht allzu sehr strapazieren soll.
Was die Scheibe am Ende rettet, ist eine Handvoll wirklich toller Song mit Drive, Punch und zwingenden Melodien, wie die Singleauskopplung 'Sleep Well', der hymnische Titelsong oder das ebenso schnelle wie raffinierte 'Angels Will Cry'. Ebenfalls sehr gelungen ist die einzige echte Überraschung des Albums, nämlich der schwermütig-doomige, episch-majestätische Rausschmeißer 'Last Defender'. Dieses hohe Level an Inspiration und Frische hätte ich mir über die ganze Spielzeit gewünscht. So bleibt ein etwas fader Beigeschmack zurück. Wären KOTIPELTO eine Fussball-Mannschaft würde man ihre Leistung wohl mit folgendem Satz kommentieren: "Sie haben im Mittelfeld sehr schön kombiniert, aber ihnen fehlte einfach der Zug zum Tor."
Anspieltipps: Sleep Well, Serenity, Angels Will Cry, Last Defender
- Redakteur:
- Martin van der Laan