KOTTAK - Therupy
Mehr über Kottak
- Genre:
- Rock
- Label:
- Escapi / Edel
- Release:
- 06.10.2006
- Money Changes Everything
- Ripped
- Song That Won't Go Away
- Do You Want To Play
- I Miss You
- Pink/Soft
- Funday
- Life Support
- High (In My Little Room)
- Generation X
- Anti
- Holiday
Preisfrage: Was macht ein Rockdrummer, der unter Langeweile leidet? Nun, er kann – wie z. B. Tommy Lee (MÖTLEY CRÜE) - mit einem aus Silikon bestehenden Männertraum (Pamela Anderson) sich inflagranti beim Poppen filmen lassen und das Video als "Eingriff in seine Privatspähre" sehen, das ein "Spanner" natürlich ohne sein Mitwissen gedreht hat. Er kann aber auch, so wie Jimmy Ratchitt, der den meisten von euch als James Kottak (Ex-KINGDOM COME, SCORPIONS) bekannt sein dürfte, sich die Gitarre umschnallen und den Sängerposten einnehmen, um ein Punk-'n'-Roll-Album einzuspielen. Unterstützt wurde er dabei von Rev Jones (Ex-MSG) am Bass und Dave Whiston an der Leadgitarre. Und als ob das nicht genug wäre, hat Athena Lee (die Schwester von Tommy Lee) die Zeit ebenfalls sinnvoll genutzt, indem sie zusammen mit Jimmy die Songs für "Therupy" geschrieben, Drums eingespielt, und zu guter Letzt bei 'Do You Want To Play' und 'Anti' ihre Stimmbänder strapaziert hat. Herausgekommen ist dabei ein kurzweiliges Album, bei dem in erster Linie der Spaß im Vordergrund steht.
Gleich der Opener 'Money Changes Everything' macht von Anfang an klar, was Sache ist. Frei nach dem RAMONES-Motto "one, two, three, four" wird die CYNDIE LAUPER-Nummer runtergerotzt, als ob es kein Morgen gäbe. Den Umstand, dass der Song immerhin 23 (!) Jahre auf dem Buckel hat, hört man zu keiner Sekunde raus. Jimmy ist mit einer richtig coolen Rockröhre gesegnet, die Riffs werden in schon fast atemraubender Geschwindigkeit runtergeholzt und Miss Lee setzt mit ihrem Drumming der Nummer die Krone auf. Nur einen kleinen Punkt hat Jimmy bei den Aufnahmen nicht beherzigt: Die Herzensdame vom Mikro fernzuhalten. Denn, bei aller Liebe zur Rockmusik, aber 'Do You Want To Play' und vor allem 'Anti' sind die absoluten Tiefpunkte auf dem Album. Während beim ersten Song die Drumdame im Hintergrund ein paar Mal ins Mikro bellt, gibt sie beim zweiten Song den schrägen Ton an. Wenn jemand nicht singen kann, dann sollte man ihn oder sie nicht vor das Mikro schleifen. Sorry, aber bei dem Gesang wird selbst der gute griechische Wein zu Essig!
Doch kommen wir zu den positiven Aspekten: den restlichen Songs. Und die sind - fast durch die Bank weg - gut bis sehr gut ausgefallen. Ob im Midtempobereich ('Ripped', 'Lunday'), coole Rocker ('Song That Won't Go Away', 'High (In My Little Room)') geile Stampfer ('I Miss Your') oder voll auf die zwölf ('Life Support), der liebe Jimmy hat seine Hausaufgaben gemacht und bei den richtigen Gruppen "abgekupfert". Besonders die Refrains sind zum größten Teil sehr gut ausgefallen, wodurch die CD öfter ihren Weg in den Player findet. Gitarrensoli werden und hier und da mal eingestreut, sind aber zu keiner Sekunde überflüssig.
Zum Abschluss wird 'Holiday' von den SCORPIONS in einer amtlichen Rockversion runtergerotzt, die Erinnerungen an HEROES DEL SILENCIOs Clubhit 'Entre Dos Tierras' weckt. Das nennt man wohl die Rache des Drummers, der live nix anderes machen kann außer Däumchen zu drehen. Dabei beweist Jimmy, dass er auch die melodischen Töne trifft.
Alles in allem kann man den zweiten Streich von KOTTAK als gelungen bezeichnen, bietet er doch genau das, was man von den in die Jahre gekommenen Punk-'n'-Roll-Kapellen aus Skandinavien nicht mehr geboten bekommt: Frische, Spontanität und eine gehörige Portion Spaß in den Backen.
Anspieltipps: Money Changes Everything, Song That Won't Go Away, Lunday, Holiday
- Redakteur:
- Tolga Karabagli