LACRIMOSA - Revolution
Mehr über Lacrimosa
- Genre:
- Gothic Rock/Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Hall Of Sermon/Sony Music
- Release:
- 07.09.2012
- Irgendein Arsch ist immer unterwegs
- If The World Stood Still A Day
- Verloren
- This Is The Night
- Interlude-Feuerzug (Part I)
- Feuerzeug (Part II)
- Refugium
- Weil Du Hilfe brauchst
- Rote Sinfonie
- Revolution
Lackier mich rosa, es wird revolutionär! Hart und direkt.
Mit LACRIMOSA ist es so wie mit HELGE SCHNEIDER. Entweder man mag das, was die jeweiligen Künstler von sich geben oder man findet das einfach nur blöd und tut es als Mist ab. Für den reinen Metaller ist LACRIMOSA immer zu soft gewesen und dem gemeinen Grufti war der Sound zu hart. Wer damit kein Problem hatte und wem das gefiel, wird sicher auch das neue Werk mögen. Die Band ist nach knapp 20 Jahren nach wie vor gut im Geschäft und konnte sich eine große Fangemeinde aufbauen auch außerhalb Deutschlands. So ziert der Harlekin nun erneut das elfte Studioalbum und steht mit schwenkender Fahne über den Trümmern der Revolution.
Der Albumname lässt ja nun einiges an Spekulationen zu. Macht das Duo nun musikalisch komplett etwas anderes oder gibt es inhaltlich gar nur leichte Kost? Irgendwie steckt von allen Mutmaßungen etwas in dem Werk. Der Sound ist insgesamt recht hart gehalten. Ob das nun an der prominenten Unterstützung bei den Aufnahmen liegt oder nicht, das sei dahin gestellt. So waren Mille Petrozza (KREATOR) an der Gitarre und Stefan Schwarzmann (ACCEPT) an den Drums mit am Start. Nicht zu leugnen ist, dass das Album trotz seiner Härte eine gewisse Leichtigkeit besitzt. Bei diversen Vorgängeralben machten es die Musiker dem Hörer nicht immer einfach, das alles auch von Anfang an zu mögen. Nun kann man schon von Eingängigkeit sprechen, ohne dass die Songs an Qualität verlieren beziehungsweise das typische Schema komplett über Bord geworfen wird. Man bekommt sehr gut die Kurve, alles unter einen Hut zu bringen. Vielleicht die größte Revolution des Albums: Den Sound einer breiteren Hörerschar schmackhaft zu machen, ohne sich selbst und seine Ideale zu verleugnen.
Wer nun meint, dass LACRIMOSA zu einer massentauglichen Band verkommen, dem nimmt Tilo Wolff bereits mit dem ersten Song den Wind aus den Segeln. 'Irgendein Arsch ist immer unterwegs' ist ein ungewohnt direktes Stück des Duos, wenngleich es musikalisch gesehen bandtypisch ist. Schon hier hört man wunderbar Mille an der Gitarre heraus. Im Anschluss bekommt Anne Nurmi bei 'If The World Stood Still A Day' ihre Gesangseinlage. Das Lied ist gefällig, kann aber nicht wirklich mitreißen. 'This Is The Night' ist der einzige englischsprachige Titel für den Sänger und einige Gesangsphasen kommen nicht so gut herüber, wie die deutschsprachigen. Dennoch ist er gut gemacht. Ein wirklich toller Lichtpunkt ist 'Feuerzeug'. Ein schnelles Stück, was neben den ganzen pathetischen und melancholischen Klängen voll und ganz überzeugt.
Ohne eine Orchesterausuferung kommt auch dieses Album nicht aus und so präsentiert man ein herrlich langes und opulentes Werk in Form von 'Rote Sinfonie'. Jetzt kann sich Meister Wolff so richtig austoben, was in Form dieser Orchesterarrangements auffällig wenig auf der Platte vorhanden ist. Aber Klasse statt Masse ist nicht verkehrt. Für den Titelsong muss der Hörer bis zum Ende warten. 'Revolution' beendet das Album. Ist das Anne, die lasziv "Spuck es aus!" im Hintergrund säuselt? Noch einmal haut ein growlender Wolff dem Hörer ein Brett vor dem Kopf, was sich gewaschen hat.
Tja, was ist nun die "Revolution"? Das Album besticht inhaltlich durch eine Direktheit, die man sonst nicht von dieser Band kennt. Es ist musikalisch relativ hart und die langen und oft auch unerträglichen Stücke, in denen der Sänger in Selbstmitleid badet, sind fast gar nicht zu finden. Man mag jetzt nicht von Harmonie sprechen, aber es kostet keine Überwindung, die Scheibe gleich ein zweites Mal anzuhören. Sicher kann eine gewisse Eingängigkeit dazu beitragen, dass der Hörer nicht so von der Musik gefesselt wird wie sonst. Aber diese Passagen sind wie gesagt selten. Aber das Wichtigste ist: Niemand verbiegt sich hier, um zu gefallen. Es scheint eher so, dass Tilo Wolff alles auf die Scheibe gepackt hat, was er schon immer mal machen wollte und sich vielleicht bis jetzt noch nicht so recht getraut hat.
Anspieltipps: Irgendein Arsch ist immer unterwegs, Feuerzeug, Revolution
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Swen Reuter