LEGENDA AUREA - Ellipsis
Mehr über Legenda Aurea
- Genre:
- Symphonic Metal
- ∅-Note:
- 7.25
- Label:
- Twilight Zone/Twilight
- Release:
- 06.03.2009
- Reflections
- The Root
- Parasomnia
- F44.8
- Discouraged
- Abscondence Pt. I
- Superbia
- Ourbreak
- Abscondence Pt. II
- Purgatory
- Resurrection
Wenn Schweizer Legendensammler auf der Brücke ins Paradies die Nacht herbei sehnen... entsteht dabei schon mal ein feines Symphonic-Metal-Scheibchen.
Bei der LEGENDA AUREA (Die Goldene Legende) handelt es sich um eine von Jacobus de Voragine, seines Zeichens Erzbischof von Genua Ende des 13. Jahrhunderts, heraus gegebene Sammlung von Texten, die vor allem Geschichten zu verschiedenen Kirchenfesten sowie zahlreiche Heiligenlegenden enthielt. Historiker erklären einmütig, dass es sich bei der LEGENDA AUREA wohl um das populärste und am weitesten verbreitete religiöse Buch des Mittelalters gehandelt haben dürfte. Ein oberflächlicher Blick genügt und schon ist die Schweizer Metal-Formation gleichen Namens in der NIGHTWISH-Schublade gelandet. Doch mit eben jener vorschnellen Kategorisierung tut man dieser hoch talentierten Truppe aus Zürich, die vor zwei Jahren bereits mit einem sehr ordentlichen Debüt namens "Sedna" von sich reden machte, definitiv ein Unrecht an. Klar sind die prägenden Elemente der Musik auch auf dem Zweitwerk "Ellipsis" symphonischer, melodischer Metal und weiblicher Engelgesang. Hört man aber etwas genauer hin, stößt man auf viele spannende Feinheiten, die LEGENDA AUREA zweifellos vom Klon-Vorwurf frei sprechen.
Die Gitarrenarbeit verfügt über eine angenehm knurrige Kantigkeit, die bei aller Melodie-Betonung ahnen lässt, dass der Gute durchaus auch mal eine knackige Death-Metal-Scheibe zu schätzen weiss. Ein gehobener kompositorischer Anspruch wird auf "Ellipsis" stets gewahrt. Wirklich verschachtelt-progressive Ausflüge bleiben zwar die Ausnahme, doch dafür wirkt jedes Break und jede akustische Pirouette bedacht platziert, zum reinen Selbstzweck geschieht hier gar nichts. Gerade die flüssig gesetzten Tempo- und Stimmungswechsel machen den Reiz der Musik aus. Eine glänzende Vorstellung liefert auch die erst vor kurzem zur Band gestoßene neue Sängerin ab, die glücklicherweise nicht mit entrücktem Zauberflöten-Geträller nervt. Ihre glasklare Stimme drückt vielmehr eine zauberhafte Mischung aus Kraft und Stolz auf der einen und Sehnsucht und Verletzlichkeit auf der anderen Seite aus. Hinzu kommen eine Rhythmus-Gruppe, die die Kompositionen konsequent zusammenhält und ein Keyboarder, der die richtige Balance zwischen vereinzelten Gothic-Metal-Klimpereien und vernehmlich songdienlichen Aktivtäten gefunden hat, so dass uns "Phantom der Oper"-Kitsch ebenfalls erspart bleibt.
Im Endergebnis kommt dabei eine richtig gute Symphonic-Metal-Scheibe heraus, die ich vor allem Anhängern von Bands wie LUNATICA oder EDENBRIDGE sehr ans Herz legen kann. Spannend aufgebaute, abwechslungsreiche Titel wie 'The Root', 'F44.8' oder 'Outbreak' zeigen das enorme Potential von LEGENDA AUREA. Um das in Zukunft auch voll und ganz ausschöpfen zu können, müssten die Musiker noch etwas mehr Entschlossenheit, Selbstvertrauen und Konsequenz an den Tag und für einen transparenteren, wirkliche Bilder erzeugenden Sound sorgen. Damit werden dann die tollen Song-Ideen und die fantasievollen Arrangements noch besser zur Geltung kommen. Ich traue dieser Band mit dem nächsten oder übernächsten Album jedenfalls einen ganz großen Wurf zu. In der Zeit bis dahin sollte sich die Zielgruppe unbedingt schon mal intensiv mit "Ellipsis" auseinander setzen. Beide Daumen hoch für LEGENDA AUREA!
Anspieltipps: The Root, F44.8, Outbreak, Resurrection
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Martin van der Laan