LEHMANN, AMANDA - Innocence And Illusion
Mehr über Lehmann, Amanda
- Genre:
- 70s Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 24.09.2021
- Who Are The Heroes?
- Tinkerbell
- Only Happy When It Rains
- The Watcher
- Memory Lane
- Forever Days
- We Are One
- Childhood Illusions
- Where The Small Things Go
Unerwartetes Prog-Rock-Highlight!
Es ist wirklich erstaunlich, wie sehr das Coverartwork eines Albums die Erwartungen an die zugehörige Musik formen und manchmal auch in die falsche Richtung lenken kann. Beim Blick auf die Illustration zu "Innocence And Illusion" der Engländerin AMANDA LEHMANN muss ich jedenfalls sofort an eine von Gitarren angetriebene Instrumental-Scheibe im Stile von JOE SATRIANI, STEVE VAI oder NITA STRAUSS denken. Ein kleiner Blick in die Geschichte der Musikerin aus Norwich lässt aber schnell ganz andere Einfüsse vermuten. Vor ihrem ersten Solo-Ausflug auf Albumdistanz trat Amanda nämlich primär an der Seite von STEVE HACKETT in Erscheinung, zu dessen Liveband sie lange gehört. Doch auch auf den Studioaufnahmen des ehemaligen GENESIS-Gitarristen hatte die Dame am Gesang und der Gitarre immer wieder Gastauftritte.
Der Name GENESIS liefert dann auch wenig überraschend das zentrale Stichwort, wenn es um die Beschreibung der Musik des ersten Langspielers der Engländerin geht. So hätte sich beispielsweise der Opener 'Who Are The Heroes?' auch bestens auf einem von Hacketts Soloalben gemacht, lässt aber mit seinen wunderschönen Gitarrren und den phasenweise sehr dominanten Keyboards zeitweise auch an die GENESIS-Phase rund um "A Trick Of The Tail" und "Wind & Wuthering" denken. Neben ihrer Gitarrenarbeit macht die Fronterin und Initiatorin des Projektes auch am Gesang eine tolle Figur und klingt hin und wieder ein bisschen nach Sally Oldfield. Für mich als Fan britischen Prog-Rocks direkt ein ganz großes Highlight zu Beginn, das mich aufhorchen lässt.
'Tinkerbell' ist im Anschluss eine eher balladeske Prog-Nummer, deren Grundstimmung mich ein wenig an die späten PINK FLOYD erinnert. Insgesamt ein guter Song, ohne große Überraschungen. Diese folgt mit 'Only Happy When It Rains' aber sofort auf dem Fuße, denn eine solch bodenständige Bluesnummer, samt Munharmonika-Einlage von Steve Hackett persönlich, hätte ich nun nicht erwartet. Entsprechend fällt der Song gemeinsam mit dem swingenden Rausschmeißer 'Where The Small Things Go' auch etwas aus dem Rahmen und passt für mich nicht so recht ins sonst sehr schlüssige Gesamtbild, das mit 'Memory Lane', 'The Watcher' und 'Forever Days' in der Mitte der Spielzeit noch einmal in neue prog-rockige Höhen getrieben wird. Ebenso geht die verträumte Piano-Ballade 'We Are One' als ganz klarer Höhepunkt durch und schlägt atmospährisch noch einmal die Brücke zu PINK FLOYD und David Gilmours Soloalben.
Insgesamt ist "Innocence And Illusion" damit für mich eine faustdicke Überraschung, die ich Fans von britischem Prog-Rock à la STEVE HACKETT und GENESIS nur wärmstens ans Herz legen kann. Noch ist zwar nicht jeder Song der Engländerin ein Volltreffer, aber insgesamt habe ich lange nicht mehr so im glorreichen Sound der proggigen Siebziger geschwelgt wie bei AMANDA LEHMANN.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs