LEPROUS - Pitfalls
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2019
Mehr über Leprous
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- InsideOut
- Release:
- 25.10.2019
- Below
- I Lose Hope
- Observe The Train
- By My Throne
- Alleviate
- At The Bottom
- Distant Bells
- Foreigner
- The Sky Is Red
Die logische, aber gewagte Weiterentwicklung!
Wer LEPROUS aufmerksam verfolgt hat, weiß, dass nur der Wechsel Beständigkeit hat. Von "Aeolia" bis "Pitfalls" sind 13 Jahre vergangen, die sieben wundervolle Alben hervorgebracht haben, an denen man die musikalische Entwicklung schön nachvollziehen kann. Insbesondere das letzte Werk "Malina" (2017) hat einen besonderen Stellenwert in der Diskographie, da es eine relative klare Abkehr von dem bisherigen Sounds der Norweger zeigte: Weniger Metal, mehr Atmosphäre, aufgeräumte Strukturen, mehr von Einar Solbergs einzigartigem Gesang, jedoch nicht weniger Anspruch. "Pitfalls" nimmt diesen Faden auf und spinnt ihn noch weiter.
Die ersten beiden Vorboten des Albums, 'Below' und 'Alleviate' haben sicherlich einige Fans, mich inbegriffen, erstmal vor den Kopf gestoßen. Doch glaubt mir, im Albumkontext machen die Songs richtig Sinn und Spaß. LEPROUS macht es dem Hörer dennoch nicht leicht, denn von 'Below', bis 'Alleviate' stehen erstmal fünf experimentierfreudige Stücke in der ersten Albumhälfte, die teils mit programmierten Drums, Synths, Streichern und wenig Gitarre auskommen. Im Vordergrund steht dafür mehr denn je Solbergs Gesang, der einfach unter die Haut geht. Was für ein Ausnahmesänger! Spätestens, wenn 'Alleviate' zum Schluss regelrecht explodiert und in einem großen Refrain aufgeht, versteht man den Aufbau des Albums plötzlich.
Denn jetzt geht es erst richtig los! 'At The Bottom' ist so toll arrangiert und komponiert, dass man wohl von einer der besten LEPROUS-Songs überhaupt sprechen kann. 'Distant Bells' könnte man quasi als Titeltrack bezeichnen, denn es geht um "Pitfalls", was übersetzt so viel wie Falle/Tücken bedeutet - was ein passender Albumtitel ist, denn einmal von den Songs, gefangen, kommt man wahrlich nicht mehr los. Der Song ist in seiner Dramaturgie und Tiefe so faszinierend, dass man ihn sich erarbeiten muss, aber es lohnt sich! 'Foreigner' ist der eingängigste, rockigste und fast "typischste" LEPROUS-Song auf dem Album, der zwar nett, jedoch interessanter Weise fast unauffällig ist. Mit dem Elf-Minüter 'The Sky Is Red' schließt das Album mit einem kleinen Meisterwerk für sich.
"Pitfalls" ist ein echter Grower! Mit jedem Durchlauf öffnet sich das Album einem mehr. Vielleicht ist es auch andersherum und man selbst öffnet sich dem Album mehr - wenn man dafür bereit ist. Es ist ein herrlich stimmungsvolles Herbstalbum geworden, das wie der Monat trist und bunt, mild und frisch zugleich ist. Meine Endnote ist daher nur eine Zwischenaufnahme auf der Reise mit noch offenem Ende.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Jakob Ehmke