LETHE - The First Corpse On The Moon
Mehr über Lethe
- Genre:
- Experimental Art Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- My Kingdom Music
- Release:
- 24.02.2017
- Night
- Inexorbitant Future
- Down Into The Sun
- My Doom
- Teaching Birds How To Fly
- The First Corpse On The Moon
- Snow
- Wind To Fire
- With You
- Exorcism
Das experimentelle Traum-Duo legt in allen Belangen zu!
LETHE ist die schweizerisch-norwegische Kooperation von Anna Murphy (ex-ELUVEITIE) und Tor-Helge Skei (MANES), einer Art Traumpaar für Liebhaber experimentellerer Düsterklänge. Das Debüt "When Dreams Become Nightmares" (2014) ist mir noch in guter Erinnerung, die Musik war bisweilen etwas schräg, durchzogen von elektronischen Spielereien, aber immer im Fluss und sehr stimmungsvoll vorgetragen.
"The First Corpse On The Moon" legt nun in allen Belangen nochmal eine Schippe drauf und entwickelt sich mit jedem Durchgang mehr zu einem frühen Jahreshighlight. Die zauberhafte Anna Murphy bekommt nun mit Asgeir Hatlen (ex-MANES) einen ebenbürtigen, facettenreichen männlichen Gegenpart, der mich an verschiedenste Sangeskünstler wie KRISTER LINDER, Mat McNerney (HEXVESSEL, BEASTMILK, GRAVE PLEASURES) Vincent Cavanagh (ANATHEMA) oder gar Ray Alder (FATES WARNING) erinnert. Beide Stimmen sind auf allerlei Arten miteinander verwoben, bisweilen verfremdet, bisweilen mannigfach dupliziert und immer mitreissend in Szene gesetzt. Anna lässt dabei alle noch auf dem Debüt enthaltenen schrägen Töne bleiben und lehnt ihre Melodien noch mehr an Größen wie BJÖRK oder ANNEKE VAN GIERSBERGEN (mit der sie auch schon gemeinsam auf Tour war) an. Man höre nur mal den Opener 'Night'.
Nicht nur der Gesang, auch die Musik an sich ist nochmal deutlich variabler geworden als auf dem (wirklich sehr beachtlichen) Debüt. Als großer Fan der Verzahnung organischer und synthetischer Sounds begrüße ich, dass Meister Tor-Helge hier nochmal ein Stückchen weiter geht, diese Symbiose aber so organisch (und nicht mehr ganz so verwässert wie beim Debüt) gestaltet, dass es fast nur unter dem Kopfhörer auffällt, welche Details hier aus welchem Organismus stammen. So harmonsch habe ich dies bislang nur bei 65DAYSOFSTATIC (oder eben BJÖRK) gehört. Toll!
All dies in Kombination ergibt ein Album, das mir sowohl beim konzentrierten Lauschen als auch nebenbei gehört sagenhaft viel Spaß bereitet, weil es auch etwas hat, was dem Debüt noch fehlte: die ganz großen Momente. Diese spüre ich zum Beispiel bei den exaltierten Melodien von 'Inexorbitant Future'. Oder wenn bei 'Down Into The Sun’'die verwaschenen Strumming-Gitarren - ein Relikt aus Tor-Helges Black-Metal-Vergangenheit - einfallen. Oder bei den wunderschönen Streichern im Titelsong, in dem Annas Stimme scheint wie ein heller Stern im dunklen Kosmos. Zum Wegschmelzen ist auch 'With You', das auch auf Annas sehr empfehlenswerten Solo-Album "Cellar Darling" hätte stehen können. Ja, ich könnte noch weiter schwärmen von diesem visionären Traumduo und ihrem Mond-Album, das wenn überhaupt nur am Ende mit der etwas zu lang geratenen Psychedelic-Piano-Nummer 'Exorcism' einen kleinen Durchhänger hat.
Bleibt am schließlich nur noch die Frage offen, was es mit dem offenbar auf dem Mond verunglückten Astronauten auf sich hat. Das steht aber sicher im Booklet mit Texten, die uns leider nicht vorliegen. Ich freue mich aber jetzt schon auf den CD-Kauf. Ihr auch?
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Thomas Becker