LIVGONE - Almost There
Mehr über Livgone
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Svart Records
- Release:
- 22.03.2024
- Walk To Derealization
- Silverstone
- Hypoesthesia
- Watching Them Feel
- Dance So I Can
- J'y Suis Presque
- There
Eine künstlerische Schwere liegt über diesem faszinierenden Debüt.
Das neue LIVGONE-Album ist mal wieder eines aus der Kategorie 'nicht genauer zuzuordnen' - und alleine dieser Umstand verhilft der Band schon zu einigen Sympathiepunkten, zumal das Material von "Almost There" eine unglaublich schöne Spannungskurve hat. Die französischen Newcomer erinnern auf ihrem Debüt bisweilen an die etwas experimentelleren Ausgaben aus dem MADDER MORTEM-Katlog, nehmen phasenweise auch ähnliche sphärische Elemente in ihren Sound auf, treiben es aber manchmal bis an die Grenzen des Erträglichen. Aber das ist in diesem Fall eine ambivalente weil letztlich positive Aussage.
Erträglich heißt in diesem Fall nämlich, dass man die Spannung, die LIVGONE vor allem in Nummern wie 'J'y Suis Presque' und 'Hypoesthesia' aufbaut, ab einem gewissen Punkt kaum mehr aushalten kann. Gerade der erstgenannte Track mit seinen beschwörerischen Soundscapes und einer Filmscore-reifen Dramaturgie arbeitet sich von atmosphärischem Doom zu einem theatralischen Dark-Metal-Event, der von Sekunde zu Sekunde intensiver wird, sich glücklicherweise später aber auch entlädt, da man an der anderen Seite der Box vor Anspannung zu platzen droht - Musik gewordene Beklemmung mit einem ebenfalls ambivalenten genussgefühl. In 'Hypoesthesia' wiederum zaubert sich LIVGONE durch zauberhafte Gesangspassagen (die phasenweise eher unscheinbare Frontdame ist definitiv eine Macht), bevor es dann in einem Klangkosmos aus Drone-Elementen und Ambient-Collagen in ein eindringliches Finish geht. Auch hier ist der Anspruch extrem hoch, man würde eine Nadel zu Boden fallen hören, so bedrohlich ist das Ende dieser Nummern, und so packend das Gesamterlebnis.
Doch von den düsteren Tönen verabschiedet sich das französische Trio zwischendurch immer mal wieder gerne. Es weckt mit Melancholie und nachdenklichen Passagen ganz andere Bedürfnisse, lässt sich von den phasenweise sanften Melodien tragen, verliert sich dann aber auch wieder in atonalen Klangstrukturen und erweitert die Kontrastwirkung des Gesamtwerkes nur noch stärker.
"Almost There" ist folglich absolut keine Scheibe, die man sich in jeder Stimmungslage zu Gemüte führen und die man schon mal gar nicht nebenher wahrnehmen kann. Der Prozess des Eintauchens und Spürens bedarf etwas mehr Hingabe zu den finsteren Klängen von LIVGONE, doch ähnlich wie bei MADDER MORTEM, nur eben in einem musikalisch etwas progressiveren Setting, kann man sich von der prickelnden Atmophäre wunderbar packen und mitziehen lassen, ohne dass die darin verborgene Kunst als solche nicht in all ihren Details aufgesogen werden könnte. Die Platte ist faszinierend, manchmal vielleicht auch verstörend, unterm Strich aber auf jeden Fall die Reise wert - daher ein Glückwunsch zu diesem gelungenen Einstand!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes