LOVECRAVE, THE - Soul Saliva
Mehr über Lovecrave, The
- Genre:
- Gothic Rock / Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Repo Records (Alive)
- Release:
- 14.05.2010
- The Other You
- And Scream
- Warrioirs
- Fade
- Get Outta Here!
- Thriller
- Your Fire
- Leon's Lullaby
- Tru Blood
- Outsider
Beeindruckendes Lebenszeichen der Italiener, was wieder Lust auf Female-Metal macht.
2006 veröffentlichten THE LOVEGRAVE ihr Debüt "The Angel And The Rain" und waren von der Sache her etwas zu spät dran, denn der große Hype für Female-Metal-Bands war gerade am abklingen. Dazu kam noch, dass Sängerin Francesca eine sehr gewöhnungsbedürftige Stimme hat, die mitunter unfreiwillig komisch wirkte. Fielen die Kritiken seinerzeit gar nicht so schlecht aus, wurde es doch still um die Italiener. Das lag unter anderem daran, dass die Frontfrau Nachwuchs erwartete und pausierte. So dauerte es mit einem neuen Werk länger als geplant.
Aber das Warten hat sich definitiv gelohnt! Der Gesang ist zwar immer noch gewöhnungsbedürftig, dafür besitzt er eine wesentlich bessere Qualität und wirkt mehr charmant als albern. Aber wie gesagt, das ist auf jeden Fall Geschmackssache und wer ihn nicht abkann, braucht das Album gar nicht erst anhören. Wer damit keine Probleme hat, den erwartet ein wahres Hitfeuerwerk, denn der Vierer hat sich ordentlich ins Zeug gelegt, um eingängige und kurzweilige Songs zu kreieren. Dazu gesellt sich der sehr wandelbare Gesang von Francesca. Sie schafft es perfekt, die jeweiligen Stimmungen der Musik zu verstärken. Sei es mit leisen, fast schon zerbrechlich wirkenden Tönen oder mit lauter Stimme, die alles an die Wand singt.
Los geht es bei 'The Other You' mit gesprochenen Vocals und leisen, elektronischen Klängen. Nanu, hat die Band die Musikrichtung gewechselt? Doch schon bald setzen die Gitarren ein und alles ist wieder gut. Es wird ein wenig mit schnellen und langsamen Passagen gespielt, bevor es auch noch orchestral-bombastisch wird. Das klingt recht passabel, doch es kommen erste Befürchtungen auf, dass der Vierer stark in Richtung vergangener Tage tendiert. Aber diese Zweifel können schnell beiseite gekehrt werden, denn so vordergründig wird dieser Sound kaum noch verwendet. Überhaupt ist der Song sehr komplex und ist als Opener vielleicht nicht so ganz geeignet.
Rockiger und ohne viel Schnickschnack geht es bei 'Warriors' zu. Die kurzen männlichen Screams passen gut rein und geben der Sache noch eine aggressivere Note. Mit toller Gitarrenarbeit und einem Refrain zum mitsingen begeistert 'Get Outta Here' den Hörer. Getoppt wird das nur noch von 'Tru Blood' mit einem absolut genialem Refrain. Das Stück macht richtig viel Spaß und ein klein bisschen kommt sogar der Punk durch. Das wäre als Opener perfekt gewesen und bei Konzerten wird das sicher ein Kracher.
Im Kontext zeigen sich die Italiener von ihrer ruhigen Seite. 'Fade' beginnt mit ruhigen Klaviertönen und Akustikgitarren, die von gemäßigten Drums und Gitarren weitergetragen werden. Dieses Wechselspiel ist toll arrangiert und wird zu keiner Zeit langweilig. Der zwischenzeitliche orchestrale Einschub ist völlig unnötig und zerstört etwas die ruhige Stimmung. Schade eigentlich, manchmal ist weniger eben doch mehr. Nur die Violineklänge gegen Ende hätten voll und ganz ausgereicht. Dafür entschädigt 'Leon`s Lullaby. Eine wirklich tolle Ballade, bei der die Gesangsqualitäten jeden Zweifler überzeugen sollten. Der sehr gefühlvolle Gesang wird von ruhigen Klavier- und Violinentönen begleitet.
Die leise Akustikgitarre zu Beginn von 'Your Fire' wirkt trügerisch, denn langsam wird das Tempo angezogen und es entpuppt sich eine rockige Nummer. Die ist wieder mehr als eingängig, dennoch hätte ein Stück nur mit Akustikgitarre gut in das Gesamtkonzept gepasst. Außerdem gibt es eine Coverversion von 'Thriller'. Ob Mr. Jackson darüber wirklich erfreut wäre? Ich denke schon, denn sie machen die Sache recht gut. Es beginnt ziemlich düster und geheimnisvoll, bevor die Gitarren langsam aus den Löchern kriechen und die ganze Angelegenheit rockig wird. Insgesamt ist das jetzt kein Überflieger, doch es gibt bei weitem schlechtere Interpretationen. Zum Ende wird noch mal tief in die Trickkiste gegriffen. 'Outsider' startet ruhig, bevor langsam bombastische Klänge einsetzen und gemeinsam mit den Gitarren immer mehr Spannung aufbauen. Doch es wird noch einmal ruhig und das Spiel beginnt von vorn. Nun gibt es zum krönenden Abschluss noch ein fettes Gitarrensolo, womit das Werk endet. Gerade dieses Solo verleiht dem Song eine besondere Note. Davon bitte in Zukunft mehr!
Damit fällt das Resümee mit nur wenigen Kritikpunkten aus. Auch wenn Qualität vor Quantität geht, hätten es ruhig noch ein, zwei Lieder mehr im Angebot sein können. Bei gerade mal gut 45 Minuten Spielzeit und einer Coverversion, wirkt das Ganze wie die Touristenportion, die man gern mal in der Trattoria vorgesetzt bekommt. Aber dafür stimmt, wie meist beim Essen auch, die Qualität. THE LOVEGRAVE verstehen es hervorragend, eingängige und abwechslungsreiche Songs zu erschaffen, die genügend Härte besitzen. Über den Einsatz der Orchesterfraktion kann man streiten, ich für meinen Teil finde, dass er bis auf einige Ausnahmen, unnötig ist und die direkten, rockigen Nummern besser zünden. Aber auf jeden Fall haben sie noch gut die Kurve gekriegt, um nicht in die altbekannten Muster zu verfallen. So klingt das Ganze relativ frisch und unverbraucht und mir bleibt nur noch zu sagen: Un Album veramente stupendo!
Anspieltipps: Fade, Tru Blood, Outsider
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Swen Reuter