LUNAR - The Illusionist
Mehr über Lunar
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Eigenvertrieb
- Release:
- 03.03.2023
- Prestidigitation
- The Illusionist
- Showtime
- Worship The Sun
- Turn Off The World
- Disassembled
- Juggling Chainsaws
- For My Next Trick
- Now You See Me
Nicht makellose, aber zweifellos originelle und hörenswerte Prog-Scheibe.
Schöne neue Welt! Mittlerweile benutzen natürlich auch Musiker neue Medien, um an ihren Ideen zu arbeiten und sich mit Bandkollegen auszutauschen. In der Corona-Zeit war etwas anderes phasenweise nicht einmal erlaubt. So kommt es, dass einige Mitglieder der US-amerikanischen Gruppe LUNAR sich nach eigener Aussage noch nie persönlich begegnet sind. Aber auch aus der Ferne hat die Band ihr drittes Album "The Illusionist" fertiggestellt. Die Scheibe ist ein Konzeptalbum über einen Illusionskünstler, den Zweifel an seinem ganzen bisherigen Schaffen befallen.
Das kalifornische Sextett um Schlagzeuger und Hauptsongschreiber Alex Bosson hat ein anspruchsvolles, interessantes und vielseitiges Prog-Metal-Album aufgenommen. Schon zum Einstieg verbindet das Instrumental 'Prestidigitation' gekonnt und ohne unnatürliche Übergänge Frickel-Prog mit Streicherklängen und einer Klarinette. Weitere starke Kostproben sind die Kombination von ebenso vertracktem wie kraftvollem Power Metal mit mehrstimmigem Gesang in 'Showtime', die orientalisierende Gitarre und das energische, variable Schlagzeug in 'Worship The Sun' sowie 'Turn Off The World', einem über alle Brüche hinweg stringenten Stück mit einem melodischen und eingängigen Chorus. 'Disassembled' geht mit nervösem Saxophon ein wenig in Richtung Düster-Pop, neigt aber phasenweise zum Leiern. Leider gelingt es der Gruppe nicht, beim Titelstück, der mit zehn Minuten Spieldauer längsten Nummer, den Spannungsbogen zu halten. Dieser Track pendelt zwischen eher eintönigen ruhigen und sehr heavy Abschnitten, ohne eine klare dramatische Struktur zu entwickeln. Die von Klavier bzw. Saxophon getragenen Jazz-Passagen wirken beinahe wie Fremdkörper. Auch 'Juggling Chainsaws' wirkt etwas willkürlich und richtungslos. Deutlich besser hat die Band das beim zweitlängsten Stück, dem Finale 'Now You See Me', hingekriegt, das souverän verschiedene Parts mit Metalband, Streichern und Klavier strukturiert.
Eine Besonderheit von LUNAR ist, dass es einen zweiten Sänger gibt, der hie und da Growls beisteuert. Das ist thematisch gerechtfertigt, weil diese zweite Stimme dann auftaucht, wenn den Protagonisten der Geschichte dunkle Gedanken und negative Gefühle befallen. Musikalisch ist es zumindest irritierend in einem Sound, der nicht unbedingt stilistisch, aber was Atmosphäre und Detailfreude betrifft, an große Momente in den 90ern von DREAM THEATER und anderen Prog-Größen erinnert.
"The Illusionist" ist eine starke Scheibe, die viele gelungene und interessante Passagen aufweist, aber auch einige Längen. Insofern packt mich das Album emotional nur phasenweise. An der respektablen Leistung der beteiligten Musiker ändert das nichts.
Das Album kann bei der Band in allen Arten von Tonträgern und digital bestellt werden.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Stefan Kayser