MACBETH (D) - Gedankenwächter
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2020
Mehr über Macbeth (D)
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Massacre Records
- Release:
- 27.03.2020
- Friedenstaube
- Krieger
- In Seinem Namen
- Wolfskinder
- Daskalogiannis
- Neue Welt
- Brandstifter
- Hexenhammer
- Gedankenwächter
- Demmin
Welch grandioses Album.
Herzlich willkommen Freunde des guten Geschmacks – zur Vorstellung des "Gedankenwächter(s)". Ihr fragt euch nun vielleicht verwundert, wie ich dazu komme, euch einen guten Musikgeschmack zu attestieren? Die Erklärung dafür ist relativ simpel: Hättet ihr diesen nämlich nicht, dann würdet ihr euch kaum für mein Review zum fünften Studioalbum der ostdeutschen Metal-Institution MACBETH interessieren. Am besten spiele ich gleich mit offenen Karten und oute mich vorab als beinharter Fanboy des Fünfers. Mit ihrem 2012 veröffentlichten Opus "Wiedergänger" gelang den Thüringern für meinen Geschmack sogar das beste, deutschsprachige Album aller Zeiten. Kein Wunder also, dass für mich gefühlsmäßig Weihnachten und Ostern auf einen Tag fielen, als "Gedankenwächter" endlich auf meinem Rechner eintrudelte. Interessanterweise möchte ich aber noch zusätzlich anmerken, dass es mir im Allgemeinen äußerst schwer fällt, deutschsprachige Titel anzuhören, da diese, mit Ausnahme weniger Bands wie etwa SUBWAY TO SALLY, zumeist relativ platt und plakativ in meinen Ohren klingen. Auch die Kriegs-Lyrik, welche wieder einen Großteil dieses Albums ausmacht, trifft eigentlich so überhaupt nicht meinen persönlichen Geschmack, aber MACBETH gelingt es mit ihren ausgeklügelten Texten immer wieder auf eindrucksvolle Art und Weise mich in ihren morbiden Bann zu ziehen.
Als ich mir "Gedankenwächter" zum ersten Mal lautstark über Kopfhörer zu Gemüte führte, machte sich schon so etwas wie Aufregung breit, da deren Vorgängeralbum "Imperium" leider nicht ganz die gewohnte Klasse halten konnte und bei mir auch deshalb nur als "gutes MACBETH-Album“ eingestuft wurde. Die Gründe hierfür lagen zum einen an einer etwas undifferenzierten Produktion, an der ich mich auch heute noch etwas störe und zum Anderen erlangten gerade die Lyrics, welche mit ein wichtiges Markenzeichen des MACBETH-Sounds ausmachen, leider auch nicht ganz die gewohnte Klasse.
So, genug der langen Vorrede und auf zum neuen Album. "Gedankenwächter" ist glücklicherweise genau das Album, welches ich mir so sehnlichst erhofft hatte und wurde zudem mit einem hervorragenden Coverartwork von Artem Demura versehen. Die abermalige Produktion von Patrick W. Engel (produzierte auch "Imperium") knallt und drückt diesmal ohne Ende und unterstreicht sowohl die musikalische als auch textliche Brutalität und Brachialität des Quintetts hervorragend. Fast schon beängstigend leise und sehr gemächlich läutet 'Friedenstaube' das Album ein, bevor ein Bombenabwurf aus heiterem Himmel alles in Schutt und Asche zu zerlegen weiß und harsche Thrash-Metal-Klänge der Marke MACBETH in Orkanstärke aus den Boxen schallen. Die Kombination aus Heavy Metal gepaart mit Thrash-Metal-Anleihen und wahnwitzigem Gitarrenspiel stellt auch diesmal wieder das musikalische Grundgerüst des Albums dar. Hinzu gesellt sich der ausdrucksstarke Gesang von Oliver Hippauf, welcher eine Symbiose mit der düsteren musikalischen Schwere die das Album umgibt, eingeht.
Die niemals zu gewollt klingenden Texte handeln größtenteils von religiösem Fanatismus, Kriegsgräuel, Propaganda und die noch gar nicht absehbaren Folgen für die Menschheit. Musikalisch als auch textlich sticht für mich dabei das siebenminütige 'Hexenhammer' heraus, welches mit Gänsehaut-provozierendem, choralem Gesang und Schreien von brennenden Hexen verfeinert wurde. Inhaltlich geht es dabei um ein Werk des Theologen Heinrich Kramer aus dem Jahre 1486, welches damals als Kriminalcodex angesehen wurde und zur Legimitation der Hexenverfolgung diente. 'Daskalogiannis' ist nicht nur ein weiterer Titel auf dem Rundling, sondern auch der Name des Anführers eines Aufstands der griechischen Bevölkerung der Insel Kreta gegen die osmanische Herrschaft im 18. Jahrhundert. Da man auf dem Rundling trotz genauerer Betrachtung mit einem Feldstecher weder durchschnittliche oder gar schwache Titel unter den zehn Kompositionen vorfindet, kann ich guten Gewissens von einem absolut gelungenen Album mit Klassiker-Potenzial sprechen.
MACBETH gelingt es mit "Gedankenwächter" unserer heutigen Gesellschaft äußerst eindrucksvoll einen warnenden Spiegel realer menschlicher Gräueltaten vorzuhalten. Riskiert man indes selbst vielleicht auch nur einen schüchternen Blick auf das aktuelle Weltgeschehen, so scheint sich zumindest beim Großteil des menschlichen Denkens wohl leider niemals etwas zu ändern.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Mahoni Ledl