MARILLION - Marbles
Mehr über Marillion
- Genre:
- Progressive Rock
- Label:
- Intact / Edel
- Release:
- 03.05.2004
- The Invisible Man
- Marbles I
- You're Gone
- Angelina
- Marbles II
- Don't Hurt Yourself
- Fantastic Place
- Marbles III
- Drilling Holes
- Marbles IV
- Neverland
- Bonus Track: You're Gone (Single Mix)
Ein neues Album der Vorzeige-Progrock-Band MARILLION aus dem Vereinigten Königreich, die mittlerweile seit über zwanzig Jahren im Geschäft ist und so manche Höhen und auch Tiefen durchgemacht hat, ist für den geneigten Fan immer etwas Besonderes. Nun ist es mit "Marbles" endlich wieder soweit, und es gilt, erneut in die klangliche Welt von MARILLION einzutauchen. "Discover a lost art – play Marbles" (Presseinfo 2004)
Das erste Stück von "Marbles", das knapp fünfzehnminütige 'The Invisible Man', zeigt deutlich, wie MARILLION im Jahr 2004 klingen, nämlich progressiver und atmosphärischer denn je sowie mit einem immer stärker in den Hintergrund tretenden Rock-Anteil in ihrer Musik. Ein hoher Level an Dramatik und der typische, melancholische Gesang von Steve Hogarth zeichnen den Opener aus. Zwischen den Stücken tauchen insgesamt vier kurze Sequenzen Namens 'Marbles I-IV' auf, die ein immer wiederkehrendes Motiv aufweisen und das zum Teil sperrige Album angenehm auflockern. Schnell wird klar, dass die Band sich mehr denn je am 1994er "Brave"-Album orientiert. Die erste Single 'You're Gone' ist zwar viel songorientierter als der überwiegende Rest des Albums, wird jedoch von einem auf den ersten Eindruck befremdlich wirkenden Chill-Out-mäßigen Beat getragen, der jedoch anderseits auch irgendwie zum Stück passt. Bei dem ruhigen 'Angelina' ist Träumen angesagt, denn hier flackert die Genialität der früheren, sehr erfolgreichen Zeit von MARILLION erstmals unwiderstehlich auf. Das folgende 'Don't Hurt Yourself' hätte hingegen auch auf den ersten und wesentlich strafferen Alben mit Steve Hogarth am Mikro "Season's End" (1989) oder "Holidays In Eden" (1991) stehen können. Bei 'Fantastic Place', einem sehr ruhigen Stück mit prägnanter Hookline, beweist vor allem Hogarth seine Ausnahmestellung und auch Gitarrist Steve Rothery packt für einige (magische) Momente mal wieder seine Elektrische aus... Das nächste Stück, 'Drilling Holes', hat etwas Psychedelisches oder Futuristisches an sich, was sich sehr auf die erneut hohe Dramatik des Songs niederschlägt. Das abschließende zwölfminütige 'Neverland' bietet zwar spät, aber immerhin den typischen MARILLION-Sound, der die Band einst richtig groß machte und ihr bis heute eine unglaublich loyale Fanbasis verschaffte.
"Marbles" ist ein gutes Album, auf dem mir jedoch ein paar rockige Momente mehr fehlen. MARILLION-Fans, besonders die der letzten Alben, werden "Marbles" dennoch lieben. Fans der FISH-Ära sollten jedoch auf jeden Fall vorher hineinhören. Drummer Ian Mosley dürfte im Gegensatz zu Keyboarder Mark Kelly oder Sänger Steve Hogarth bei der Aufnahme zu "Marbles" relativ wenig Zeit im Studio verbracht haben... damit dürfte klar sein, wie sich ein Großteil des Songmaterials anhört bzw. oder wie eben nicht. Trotz der angesprochenen Kritikpunkte bleiben MARILLION immer noch die wohl einzig wahre Progrock-Band, die zumindest teilweise ein breiteres Publikum erreicht. "Marbles" wird in verschieden Formaten erscheinen, unter anderem als Doppel-CD mit diversem Bonusmaterial... so watch out! In dieser Rezension fehlen allerdings auch diese Bonus-Stücke, denn die mir vorliegende Promo-CD entspricht nur der "einfachen" Version von "Marbles". Wer mehr wissen will, der sei an die Homepage der Band verwiesen...
Zum Schluss noch eine Bemerkung in eigener Sache: Zum ersten Mal bin ich wirklich froh, keine Noten vergeben zu müssen, denn ein so vielschichtiges und zum Teil kontroverses Werk wie "Marbles" macht eine Reduzierung auf EINE (!) endgültige Note fast unmöglich... Und noch ein Tipp: Versucht, das Album nicht nach nur ein oder zwei Mal Hören zu beurteilen, denn es wächst mit der Zeit stetig!
Anspieltipps: You're Gone, Angelina, Fantastic Places, Drilling Holes, Marbles I-IV, Neverland
- Redakteur:
- Martin Stark