MARILYN MANSON - The High End Of Low
Mehr über Marilyn Manson
- Genre:
- Industrial Rock
- ∅-Note:
- 6.75
- Label:
- Interscope/Universal
- Release:
- 22.05.2009
- Devour
- Pretty As A $
- Leave A Scar
- Four Rusted Horses
- Arma-goddamn-motherfuckin-geddon
- Black And White
- Running To The Edge Of The World
- I Want To Kill You Like They Do In the Movies
- WOW
- Wight Spider
- Unkillable Monster
- We're From America
- I Have To Look Up Just To See Hell
- Into The Fire
- 15
Neues Lebenszeichen des Schockrockers, der hier die musikalischen Schocker vergessen hat.
Langsam mache ich mir ernsthaft Sorgen. Nachdem George W. Bush weg vom Fenster ist, werfen zahlreiche seiner Kritiker das Handtuch. MINISTRY gehen beispielsweise in Rente und Mister Manson, der früher mal als der amerikanische "Schrecken" im Musikbusiness galt, bringt ein neues Album heraus, das größtenteils zum Ü 30-Tanztee geeignet ist. Bedarf es echt eines unbeliebten amerikanischen Präsidenten, damit mal wieder etwas Schwung in den Musikzirkus kommt?
Doch der Reihe nach. Seit dem Jahr 2007 als das letzte Album erschien, ist musikalisch bei MARILYN MANSON nicht viel passiert. Privat war mehr los, wenn man sich an die Scheidung von Dita von Tesse erinnert. Und während sie nun beim Eurovision Song Contest für Deutschland mit herumtanzen durfte, konzentriert sich ihr Ex-Gatte lieber auf die Musik. Dieses Mal ist wieder Twiggy Ramirez mit von der Partie, der vor Jahren eigentlich keinen Bock mehr auf die Band hatte. Insgesamt gesehen, ist das neue Werk wesentlich ruhiger und gitarrenlastiger als seine Vorgänger. Musikalische Schocker werden keine serviert. Die Industrial-Parts sind selbstredend vorhanden, doch relativ stark zurückgeschraubt. Dafür besitzen zahlreiche Songs einen sehr melodischen Charakter, was nicht gerade ein Markenzeichen der Band ist.
Die Grundstimmung der Scheibe kommt gleich beim Opener 'Devour' gut zum Ausdruck. Es geht sehr ruhig mit Gitarrenklängen los, die an alte Wave-Klassiker aus den Achtzigern erinnern. Erst gegen Mitte des Stückes wird die Stimme etwas lauter und aggressiver und man weiß, von wem man eine CD im Player hat. Spätestens beim zweiten Lied 'Pretty As A ($)' weiß jeder: Ja das ist MARILY MANSON. Es geht in das bekannte Schema mit scheppernden Industrial-Klängen und Schreigesang.
In dieses Niveau gesellen sich 'Arma-Goddamn-Motherfuckin-Geddon', das zu Beginn an einen Song von BILLY IDOL erinnert. Auch 'We're From America' mit seinem kritischen Text, weiß von Anfang an zu gefallen und mit seiner musikalischen Leichtigkeit und Eingängigkeit sollte es ein gutes Stück für die Tanzflächen werden. 'I Want To Kill You Like They Do In The Movies' schlägt ebenfalls in diese Kerbe. Zu Beginn hört man eine Filmmaschine rattern und schon geht es los mit Gitarren und der krächzenden Stimme. Es ist eines der eingängigsten Stücke des Werkes.
Im Gegensatz dazu, enthält die Platte einige ruhigere und melancholische Lieder, die den Hörer überraschen werden. 'Leave A Scar' beispielsweise ist ein langsamer und melodischer Gitarrensong. 'Four Rusted Horses' ist dagegen etwas schneller, strahlt aber mit dem Spiel zwischen elektronischen beziehungsweise Country-Klängen eine angenehme Stimmung aus. Mit 'Into The Fire' wird es gegen Ende sehr balladesk. Ruhige Klaviertöne, verfeinert mit schicken Gitarrensoli zeigen die gefühlvolle Seite des Sängers, wobei seine kratzende Stimme nicht jeden bei solch leisen Tönen begeistern wird.
Es hat den Anschein, als versucht MARYLIN MANSON aus seinem bekannten Schema ausbrechen und möchte nicht mehr länger nur der Bösewicht sein. Gerade der hohe Anteil der ruhigen und sehr melodischen Songs stellt dafür ein Indiz dar. Natürlich finden sich Stücke in gewohnter Manier auf der Platte, ohne dass sie allerdings einfache Kopien vorangegangener Klassiker sind. Doch ihnen mangelt es an der musikalischen Bissigkeit, für die sie sonst bekannt sind.
Wer ein typisches Album erwartet, der wird hier definitiv enttäuscht. Allerdings zeigt sich, dass Mister Manson den Mumm hat, neue Wege zu beschreiten. Das muss man ihn auf jeden Fall zugestehen. Nur leider sind zu viele Lieder musikalisch gesehen ziemlich belanglos geworden und bleiben nicht nachhaltig im Gedächtnis. Etwas mehr Ideenreichtum bei den Kompositionen hätte dem guten Songwriting besser zu Gesicht gestanden.
Anspieltipps: Arma-Goddamn-Motherfuckin-Geddon, I Want To Kill You Like They Do In The Movies, Four Rusted Horses
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Swen Reuter