MEMORIAM - Requiem For Mankind
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/2019
Mehr über Memoriam
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast (Warner)
- Release:
- 21.06.2019
- Shell Shock
- Undefeated
- Never The Victim
- Austerity Kills
- In The Midst Of Desolation
- Refuse To Be Led
- The Veteran
- Requiem For Mankind
- Fixed Bayonets
- Interment
Was für eine fette Überraschung!
MEMORIAM, schon wieder mit einem neuen Album? Sicher habe nicht nur ich mich gefragt, ob das klug ist. "Requiem For Mankind" wird aber bald erscheinen, das dritte Album in etwas mehr als zwei Jahren, und ich bin völlig überrascht, dass es so gut geworden ist. Nachdem ich (anders als manche andere) vom Debüt "For The Fallen" echt begeistert war, auch wenn es sich natürlich nicht um ein Überwerk handelte, war der Nachfolger "The Silent Vigil" dann eine herbe Enttäuschung, von mir mit 7 Punkten noch zu hoch bewertet. Jetzt schon wieder eine neue Platte rauszubringen, zeugt auch von Mut, denn nicht nur bei uns kam der Zweitling eher schlecht weg. Und trotzdem habe ich mich freiwillig auf eine dritte Runde MEMORIAM-Rezensieren beworben, und war schon nach den ersten Takten richtig froh, den Zuschlag erhalten zu haben. Denn "Requiem For Mankind" bläst den lausigen Vorgänger förmlich weg.
Die Produktion der Scheibe ist im Vergleich zum Vorgänger klar verbessert worden und deutlich druckvoller, ohne je unnötig "modern" zu klingen; Russ Russell (AT THE GATES, BRUJERIA, NAPALM DEATH, THE HAUNTED) hat hier ganze Arbeit geleistet. Damals war der Gesang von Willets auch definitiv ein Schwachpunkt, aber er singt aggressiver und böser, klingt weniger wie ein Raucher auf den letzten Metern und wieder mehr wie eine echte Gefahr. Das Riffing ist treffender und bleibt intensiver im Ohr hängen. Und diesmal ist die Scheibe wirklich von feinem Songwriting geprägt und verzeichnet letztlich keinen Ausfall. Das habe ich in der Rezension zum Vorgänger zwar auch behauptet, aber die Scheibe hatte im Langzeittest schnell abgebaut und lief am Schluss gar nicht mehr. Das wird hier nicht passieren, da bin ich mir ziemlich sicher. denn die Titel sind auch deutlich variabler geworden. Nach dem episch-doomigen Opener 'Shell Shock' folgt das punkige 'Undefeated', das leichte Hardcore-Vibes einbaut, ohne je nach Metalcore zu klingen.
'Never The Victim' hätte auch klasse zum Debüt gepasst, überzeugt zudem mit feinen Gitarrenleads. 'Austerity Kills' ist rabiaterer Death Metal der ASPHYX-Schule, durch den Gesang und den ganz eigenwilligen Sound aber klar als MEMORIAM erkennbar. Überhaupt finde ich es erstaunlich, wie unverwechselbar die Truppe klingt. 'In The Midst Of Desolation' bietet derweil ein formidabel-individuelles Riffing, das ganz typisch für MEMORIAM geworden ist. Hier ist Scott Fairfax als Gitarrist hervorzuheben. 'Refuse To Be Led' klingt dann fast optimistisch, die Akkorde riechen sporadisch fast nach Dur. Mit 'The Veteran' folgt dann ein Highlight. Ich liebe es, wenn mir Gitarrenharmonien im Ohr hängen bleiben, und das gelingt der Band hier famos. Gerade im extremen Metal muss die Melodie memorierbar sein, um aus dem Sumpf herauszustechen. Auf Tempo wird hier völlig verzichtet, mich stört es nicht. Der Titelsong ist dann dafür wieder etwas flotter, aber wirklich durchgedrückt wird das Gaspedal hier auch nicht. Dafür geht es bei 'Fixed Bayonets' etwas schneller und stampfiger zu. Dabei bleibt alles in einem stilistisch engen Rahmen, variiert wird das Tempo, vor allem gewinnen die Titel aber durch die eigenständige Gitarrenleads, die die Songs trotz ähnlichem Genre-Ansatzes leicht unterscheidbar machen. Einzig auf das Schlussinstrumental 'Interment' hätte ich persönlich verzichten können.
Dass das Artwork von Dan Seagrave wieder absolut hochkarätig ist, dürfte natürlich niemanden überraschen, die Gesamtqualität dieses Albums aber schon. Alle, die MEMORIAM nach dem zweiten Album abgeschrieben hatten, sollten unbedingt noch mal einen Versuch wagen. Das hier ist die bisher klar beste Scheibe der Band, und das sage ich als jemand, der auch das Debüt schon klasse fand.
Anspieltipps: Shell Shock, In The Midst Of Desolation, The Veteran.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer