MESHUGGAH - Koloss
Mehr über Meshuggah
- Genre:
- Progressive Metal/Math Metal/Djent
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 23.03.2012
- I Am Colossus
- The Demon's Name Is Surveillance
- Do Not Look Down
- Behind The Sun
- The Hurt That Finds You First
- Marrow
- Break Those Bones Whose Sinews Gave It Motion
- Swarm
- Demiurge
- The Last Vigil
Groß, größer, MESHUGGAH. Ein wahrhaftiges Koloss der Extrem-Metaller!
Einen passenderen Titel hätten MESHUGGAH nicht wählen können: "Koloss" ist ein mächtiger und gigantischer, wahrhaftiger Koloss geworden, der seines Gleichen sucht. Dabei stellt jeder Track den Hörer vor die große Herausforderung ihn nachzuvollziehen, denn etliche Odd-Times, vertrackte musikalische Muster und Polyrhythmen fallen über ihn ein und verlocken mit einem unbeschreiblichen und unersättlichen Groove. Alle MESHUGGAH-Fanatiker können an dieser Stelle zum nächsten Händler laufen und ein Exemplar erwerben - ihr bereut es nicht.
MESHUGGAHs Musik ist Themenmusik: Es wird meistens zu Beginn des Songs ein (relativ komplexes) musikalisches Thema vorgestellt, welches im weiteren Verlauf - mal mehr Mal weniger offensichtlich, aber stets kreativ - Veränderung erfährt. Dieses Muster findet sich auch bei nahezu allen Tracks von "Koloss" wieder.
Nomen est omen präsentieren MESHUGGAH mit dem 'I Am Colossus' einen allmächtigen Titeltrack und Opener, der in bester MESHUGGAH-Manier keine offenen Fragen, nur offene Kinnladen hinterlässt. Der Song erbaut sich zunehmend zu einem mächtigeren Gebilde, das mit vertrackten Rhythmen um sich schießt. Groß, größer, MESHUGGAH.
'The Demon's Name Is Surveillance' oder eher: "The Demon's Name is Tomas Haake", welcher sich hier ins Double Bass-Nirvana spielt. MESHUGGAH zeigen wie fast fünf Minuten konsequentes, leicht angeshuffeltes, Maschinengewehrgewitter kreativ und interessant gestaltet werden und vor allem grooven können.
Apropos Groove: 'Do Not Look Down' ist mit einem fantastischem, Stoner-artigem Groove gesegnet, dass mir die Ohren schlackern, was bitte nicht mit gradlinig gleich zusetzen ist. Jens Kidmans mächtiges Organ kann dem ganzen die nötige Würze geben, gigantisch!
'Behind The Sun' erklingt mit einer cleanen Gitarre, das Tempo ist gedrosselt. MESHUGGAH walzen mit tiefen Riffs und kraftvollen Drums, sowie einem keifendem Kidman alles nieder. Bedrohlich und düster wirkt der Track, bis zur Halbzeit ein abrupter Richtungswechsel ertönt und mit Double Bass-Salven ein heftiges Ende einläutet.
Doch es kommt noch dicker: 'The Hurt That Finds You First' reißt mich endgültig vom Hocker. Ähnlich wie zuvor in 'The Demon's Name Is Surveillance' setzen die Schweden auf ein durchgehendes Pattern, bei dem sich Haacke in den siebten Himmel knüppelt. Die feinen Akzentuierungen sorgen trotz aller Geschwindigkeit für viel Bewegung und Abwechslung und holt so alles aus dem thrashigen Beat raus inklusive Polyrhythmischen Sequenzen. Der Song baut sich immer mehr zu einem - jetzt kommt es wieder - riesigem Koloss auf, bis er in einem fast meditativen, besinnlichen Ending, und komplexer Rhythmik aufgeht.
'Marrow' grooved sich wie 'Do Not Look Down' sofort in die Gehörgänge und Glieder und stellt seltsame Verrenkungen mit den selbigen an. 'Break Those Bones Whose Sinews Gave It Motion' kann live bestimmt einige Knochen brechen und reißt meine Aufmerksamkeit mit seinen grandiosen verschachtelten Rhythmen, tiefen Gitarrenriffs und einer unterschwelligen Melodie an sich, die dem Track viel Tiefe verleiht.
Auch 'Swarm' wird seinem Titel mehr als gerecht: Wie ein Bienenschwarm fällt er über mich her und lässt mich ob der Taktwechsel fragend meine Lautsprecher angucken, ob das wirklich wahr ist, was ich höre. Definitiv keine leichte Kost, herrlich!
Die Groovekrone bekommt aber zweifelsohne 'Demiurge'. Was hier aus einer relativ simplen Idee kreiert wird, ist einfach sagenhaft, zieht mich sofort in den Bann und lässt mich erst in den besinnlichen Tönen von 'The Last Vigil' in die Realität zurück.
Auch nach Tagen der Dauerrotation kann "Koloss" überzeugen, da es so detailliert und kreativ konzipiert ist, dass es so schnell nicht langweilig werden kann, weshalb es meiner Ansicht nach auch mehr punkten kann als der Vorgänger "Obzen", ohne dass es sich dabei um ein schlechtes Album handelt.
MESHUGGAH haben mit "Koloss" ein erstklassiges, intelligentes, progressives und wahnsinniges Album am Start, das wie eingangs erwähnt alle MESHUGGAH-Fans in höchste Euphorie versetzen sollte. Wo ich gerade über die Eingangsworte spreche: Das Tolle an MESHUGGAH ist nach wie vor: Man muss sie nicht nachvollziehen und man möchte es eigentlich auch gar nicht.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jakob Ehmke