METSATöLL - Katk Kutsariks
Mehr über Metsatöll
- Genre:
- Folk Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eigenprodukion
- Release:
- 24.02.2019
- Toona
- Katk Kutsariks
- Ebavere
- Kange Kui Raud
- Ballad Punastest Paeltest
- Talvehambad
- Kurjajuur
- Tõiv
- Metsaviha 4
- Metsaviha 5
- Koduhiite Kaitsel
- Lemmingu Unelaul
Zum zwanzigjährigen Jubiläum tadellos abgeliefert.
Seit ich vor nun beinahe zehn Jahren eine Rezension zum Album "Äio" der estnischen Folk-Metal-Band METSATÖLL gelesen habe, bin ich beigeisterter Anhänger. Viel Folklore, der gleichsame Einsatz traditioneller wie bestromter Instrumente, exotische Singsprache (estnisch klingt ja ähnlich wie das Finnische etwas außerirdisch) und ein Sinn für packende Melodien - diese Einzelteile sorgen für einen besonders kuscheligen Platz im Fanherz. Nun sind seit "Äio" noch zwei weitere Alben erschienen, die mir äußerst mundeten (obwohl der durch das Fremdartige entstandene Anfangszauber da ja schon verflogen war). Nach dem 2014er Goldstück "Karjajuht" wurde es dann etwas ruhiger um METSATÖLL. Es erschienen zwar noch eine EP und eine Compilation, aber als augesprochener Nicht-Freund dieser beiden Formate sind diese bei Spinefarm Records veröffentlichten Songsammlungen etwas an mir vorbe gegangen.
Deshalb ist aus meiner Sicht das letzte Songmaterial der Band aus Tallinn schon fünf Jahre alt. Umso mehr beglückte mich letztens der Blick auf die Bandhomepage (dort war ich eher aus Langeweile gelandet). Heimlich, still und leise haben die Balten ihr siebtes Album veröffentlicht. Nicht mehr bei Spinefarm, sondern als komplette Eigenproduktion, was auch das Ausbleiben der Promotion erklärt. Der Rundling landete natürlich direkt im digitalen Einkaufswagen und erreichte dann nach unerwartet kurzer Versandzeit aus Estland meine Haustür.
Schon am Artwork kann man erahnen, dass sich bei METSATÖLL, abgesehen von der anderen Veröffentlichungspolitik, nicht viel verändert hat. Denn erneut verwendet die Gruppe ein Bild des estnischen Malers, Graphikers und Kunstschmieds Jüri Arrak. Diese Konstante sorgt bei jedem neuen Album der Esten direkt für ein wohliges Wiedererkennungsgefühl. Zumal man sich mit den eigensinnigen Artworks auch von der Masse abhebt.
Auch musikalisch gibt es bei METSATÖLL keine großen Veränderungen. Das Songwriting ist wie gewohnt ziemlich geradeaus gehalten, ohne dass mitsingkompatible Refrains den Songs den Geist rauben. Markus' harte Riffs halten sich die Waage mit Varulvens Einsatz traditioneller Instrumente, wie Torupill (estnischer Dudelsack), Flöten und Kannel (Kastenzither). Und CRUACHANs John Ryan Will darf wieder für feine Streicharbeit sorgen. Ebenfalls als Gäste dabei sind die estnischen Schauspieler Marko Matvere, der 'Koduhiite Kaitsel' seine hörenswerte düstere Stimme leiht und Marta Laan, die 'Ballaad Punastest Paeltest' mit ihrem Organ unterstützt.
So ist METSATÖLL mit "Katk Kutsariks" erneut ein sehr abwechslungsreiches Album voller Epik, Folklore und Düsternis gelungen, das keinen Folk-Fan kalt lassen dürfte. Naja, wobei es natürlich wieder keine Sauflieder oder solche über Odin, Thor und Freyr gibt. Die Texte gibt es im Booklet übrigens netterweise ins Englische übersetzt. Besonders heraus sticht das beschwörerische 'Metsaviha 4' (eine Fortsetzung der Liedreihe, die auf dem Demo "Terast Mis Hangund Me Hinge" ihren Anfang nahm), ein agressiv vorgetragenes Gedicht, einzig mit kriegerischem Getrommel untermalt. Gänsehaut pur, auch ohne den Text zu verstehen. Als Favorit stellt sich hingegen das Songtripel aus 'Talvehambad', 'Kurjajuur' und 'Tõiv' heraus, drei dermaßen gute Folk-Songs, die mich beinahe vergessen lassen, dass ich nicht im Bärenfell im estnischen Wald herum tolle, sondern im tiefsten Niedersachsen vor dem Laptop sitze. Genial.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marius Luehring