MIDNIGHT FORCE - Dunsinane
Mehr über Midnight Force
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Independent
- Release:
- 24.02.2018
- Killer
- The Scarlet Citadel
- Down With The King
- Witchfinder
- Alesia Falls
- Crystal Talon
- Warlord Eternal
- Dunsinane
Ein Kessel voller Epik!
Nach zwei Demos und einer Single erscheint endlich das erste Album von MIDNIGHT FORCE und man fühlt sich unwillkürlich an die drei Hexen aus Macbeth erinnert. Das Erste, was man nämlich von den vier Schotten zu hören bekommt, ist ein spitzer Schrei, dann donnernde Drums und schließlich das Einsetzen eines mörderhaft guten Riffs. 'Killer' heißt der Opener recht passend und was er verspricht, hält er auch.
Doch aus welchen Zutaten ist der brodelnde Hexentrunk denn nun gebraut? Als Grundlage dient sicherlich ein guter Schöpflöffel MANILLA ROAD. Hier ist vor allem die exorbitante Kauzigkeit zu nennen, die die großen Vorbilder fast schon übertrifft. Auch das Schlagzeugspiel der großen Alten stand hier sicherlich Pate. Aber wir haben es mitnichten mit einer bloßen Kopie zu tun. Denn das Quartett verwurstelt noch weitere Ingredienzien, die die Wirkung des Gebräus ungemein verbessern: Gerade was den Klang angeht, schmeckt (oder wer's prosaisch mag: hört) man WYTCH HAZEL heraus. Nicht allzu verzerrte Gitarren, kein dicker Wums, aber viel Wärme, ein druckvoller, gleichzeitig dezenter Bass und ein Händchen für völlig aus jeder Zeit gelösten Rock-Riffs.
Kann es noch besser werden? Aber sicher! Denn der Gesang gleicht weder den nasalen Vocals von Marc Shelton (oder den von dessen stimmlichen Zwilling), noch klingt er auch nur ansatzweise nach der dunklen Stimmfarbe von Colin Hendra. Sänger John Gunn schreit, singt, kreischt und grölt sich im Verlauf der knappen dreiviertel Stunde völlig eigenständig durch "Dunsinane". Unterstützt wird er dabei von Schlagzeuger Pete, was immer wieder zu wunderbar schiefen, herrlich unsauber gesungenen Passagen führt. Nachzuhören zum Beispiel in 'Down With The King', wo die Band ganz nebenbei auch ihr Gespür für wirklich gelungene und hochdynamische Arrangements beweist. Das gilt im Übrigen für die ganze Platte: Mal pfeilschnell, mal episch-langsam, einmal zerbrechlich leise, dann wieder überbordend lautstark gehen die Schotten zu Werke. Nicht alles ist indes neu, so sind der Überhit 'The Scarlet Citadel' und das intensive 'Witchfinder' Epik-Metal-Gourmet bereits seit der Single bekannt. Und natürlich kann das hohe Niveau nicht über die gesamte Spielzeit gehalten werden. 'Chrystal Talon' etwa ist nett, aber auch nicht mehr. Aber das ist schnell vergessen, hört man sich die überirdisch hohen Gesangspassagen auf 'Alesia Falls' an, die einen gar an AGENT STEEL denken lassen.
Mein persönlicher Liebling aber hört auf den Namen 'Warlord Eternal'. Hier regiert das Pathos mit Wohoho-Chören, barbarischen Riffmonstern, und einem Mantra, da man einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Ja, verdammt, du bist ein König, ein Wilder und ein ewiger Kriegsherr! Das wiederum lässt eine letzte Zutat erkennen: ETERNAL CHAMPION. Das Lied hätte auch auf dem überragenden Debüt der Amerikaner eine gute Figur gemacht und das will etwas heißen! Der Abschluss 'Dunsinane' überzeugt zwar mit hochfeinen WYTCH HAZEL-Referenzen, tendiert aber im zweiten Teil (Refrain) so ein ganz klein bisschen zur Gleichförmigkeit. Was bisweilen gut funktioniert, langweilt hier ein wenig. Aber das ist auch einer der ganz wenigen Kritikpunkte, an diesem sehr guten Album! Epik Metal ist diese Tage stark wie lange nicht mehr!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jakob Schnapp