MILLARIUM - First Blood Running
Mehr über Millarium
- Genre:
- Crossover Metal / Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Hänsel & Gretel / MIG-Music
- Release:
- 23.10.2015
- Phoenix
- First Blood Running
- Two Bullets
- Sweet Revenge
- Hope And Misery
- Insidious
- Not Myself
- Wasted
- Long Forgotten
- Born To Be Wild (Bonus)
Frischer Genremix aus Hannover!
Es ist schon beinahe eine Frechheit, dass der digitale Promozettel die jungen Hannoveraner von MILLARIUM in Artverwandschaft zu LINKIN PARK und PAPA ROACH stellt. Klar, "First Blood Running", der erste Longplayer der Jungs, klingt modern. Doch er hat weder mit Elektro-Gesäusel noch mit überambitioniertem Radio-Rock zu tun. Wobei ich die offensichtliche Hilflosigkeit des Promoters durchaus nachvollziehen kann. MILLARIUM präsentiert sich schwer einzuordnen und irgendwas muss er ja in die Spalte eintragen.
Nach der EP "Rise High", die Kollegin Hämmer mit 8,5 Punkten auszeichnete, dauerte es geschlagene drei Jahre bevor dem ersten Ausrufezeichen nun endlich der Rest des Diktats folgt. Mit neuem Schlagzeuger verstärkt, hauen uns die Norddeutschen um Sänger Daniel Curcija mit "First Blood Running" jetzt allerdings ein Album um die Ohren, das die lange Wartezeit vergessen macht.
Seit dem Vernehmen der ersten Töne bin ich beeindruckt vom frischen Sound der Truppe. Crossover als Genre wirkt zwar eher abschreckend, doch passt die Bezeichnung auf MILLARIUM halt wie Gesäß auf Gefäß. Viele Thrash-Anleihen (für meine Ohren das Fundament der Songs) treffen auf eine moderne Herangehensweise mit rockigem Sänger und melodiösen Gesangslinien. Zahlreiche Gitarrensoli versüßen den Brei. Kam mir anfangs beim Hören von "First Blood Running" immer mal wieder alter FORBIDDEN-Stoff in den Sinn - die Spielfreude und erbarmungslosen Riffs erinnern bestimmt nicht nur mich an die Thrash-Legende aus Kalifornien - blende ich die elende Frage nach ähnlichen Bands mittlerweile konsequent aus.
Stattdessen genieße ich das böse 'Insidious', das auch instrumental seinem Namen ("insidious" lässt sich mit "heimtückisch" schön übersetzen) alle Ehre macht. Der Titelsong zeigt MILLARIUM ebenfalls von der Sahneseite: Drummer Joschus Öl kloppt mit derbe viel Punch in die Felle, was Bassist Sören Scherf hörbar antörnt, das beste aus seinen dicken Saiten zu holen, die Riffs von Gitarrist Steven Graupmann flitzefingern sich mit ansteckendem Ideenreichtum durch die fünf Minuten und Sänger Daniel hält dem instrumentalen Wahn gekonnt stand und singt sich mitreißend in mein Herz.
Das am Ende platzierte 'Long Forgotten' zeigt sich großartig gefühlvoll, ohne aber der Raserei Einhalt zu gebieten, während 'Hope And Misery' und 'Sweet Revenge' als tolle Ohrwürmer über die Ziellinie ballern. Zum Durchatmen bleibt kaum Zeit, weil jeder Song aufs Gespedal drückt, aber wir sind ja noch jung. So ist es nur vernünftig, dass das abschließende STEPPENWOLF-Cover 'Born To Be Wild' dem restlichen Treiben der Hannoveraner angepasst wurde und im neuen Gewand plötzlich wieder ganz viel Spaß macht. Das muss man auch erstmal hin kriegen.
"First Blood Running" ist tatsächlich jedem ans Herz zu legen, der harte Musik mag. Hier steckt so viel Liebe, Schweiß, Können und Ideenreichtum drin, dass eine bedingungslose Kaufempfehlung auszusprechen ist. Ihr glaubt mir nicht? Ach, dann probiert's halt selbst aus und testet irgendeinen Song an. Die sind alle gut.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Marius Luehring