NECROPHAGIST - Epitaph
Mehr über Necrophagist
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Relapse
- Release:
- 06.09.2004
- Stabwound
- The Stillborn One
- Ignominious & Pale
- Diminished To Be
- Epitaph
- Only Ash Remains
- Seven
- Symbiotic In Theory
Keyboards im Death Metal sind außer bei NOCTURNUS scheiße, Songstrukturen klingen auch immer einfallsloser und mitreißenden Gitarrensound gibt's sowieso nur auf älteren Klassiker-Scheiben der Marke DEATH: Ihr denkt auch so? Dann hört euch ab dem 6. September mal die neue NECROPHAGIST-Scheibe namens "Epitaph" an und findet dabei euer neues Evangelium des technischen Death Metal.
Bandgründer, Gitarrist und Frontgrunzer Muhammed Suicmez hat mit Meilensteinen bereits Erfahrung: 1999 brachte er fast im Alleingang das selbstproduzierte Debüt "Onset Of Putrefaction" heraus, die Platte erschütterte auch ohne Werbung die Welt des Todesbleis. Danach wurde es wegen diverser Besetzungswechsel still um die Kapelle. Doch Ende 2001 begann es ... Zwei Jahre hat Mastermind Suicmez an der zweiten Scheibe von NECROPHAGIST gesessen, gefeilt, komponiert. Das Ergebnis ist eine halbe Stunde Musik, die jeden technischen Death-Metal-Freak in orgiastische Verzückung und nackengesteuertes Dauerbangen versetzt.
Ein Gitarrensound, die Menschheit in die Knie zu zwingen, ein Drumgewitter aus der Hand eines scheinbar sechsarmigen Hexers, ein Bass in der Tradition von Göttern wie SADUS, eine Stimme wie ein Vulkanausbruch: Diese Scheibe hätte Chuck Schuldiner zu Tränen gerührt. In Deutschland können es wohl nur noch die Berliner von SINNERS BLEED mit diesen Wunder-Burschen aufnehmen. Wie die Hauptstädter gehen auch NECROPHAGIST unglaublich brutal zur Sache, doch erklingen bei allem Geblaste immer wieder aberwitzig schnelle Gitarren-Melodien wie in 'Symbiotic In Theory' oder dem phantastischen Titeltrack von "Epitaph".
Es wird getappt, gerifft, gebreakt, über die Saiten gejagt - es gibt Bands, die brauchen zehn Alben für die Zahl der Ideen in einem einzigen NECROPHAGIST-Song. Ein Stück wie 'Only Ash Remains' kennt so viele verschiedene Stimmungen und Riffs, dass dafür zehn Finger nicht reichen, auch nicht zwanzig. Es fällt schwer, dieses wahnhafte Inferno in Wort zu fassen, die beiden sich duellierenden Gitarren machen jeden klaren Gedanken zunichte. Zu allem Überfluss brezelt der Sound auf "Epitaph" trocken, druckvoll und transparent, jeder einzelne Ton schallt bestechend klar aus den Boxen. Dazu kommen nachdenkliche Texte und das brillante Coverartwork, eine Bildmontage zwischen Herbst und Friedhof. Nach einem Platz zum Sterben samt Grabinschrift müssen sich NECROPHAGST mit "Epitaph" in der Hand nicht umsehen. Allerdings könnten Musikliebhaber nach dem Genuss dieser Scheibe ihre letzten kommerziell anbiedernden Alben ins Nirwana kicken. Schlusswort für die, die es immer noch nicht verstanden haben: "Epitaph" ist mit Abstand die bisher anspruchsvollste technische Death-Metal-Scheibe des Jahres, vielseitig, originell und voller Herzblut.
Anspieltipps: Gesamtkunstwerk, hier stimmt alles. Der Titelsong vermag vielleicht einen ersten Einblick zu geben ...
p.s.: So blasphemisch es sich vielleicht anhört: Dieses Werk eignet sich auch wunderbar als Entspannungsmusik, irgendwann hört ihr nur noch die fast schon ballettartigen Gitarren miteinander spielen - göttlich!
- Redakteur:
- Henri Kramer