NIGHTBRINGER - Ego Dominus Tuus
Mehr über Nightbringer
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Season Of Mist
- Release:
- 29.09.2014
- Prayer Of Naphal
- Et Nox Illuminatio Mea In Deliciis Meis
- Lantern Of Eden's Night
- Things Which Are Naught
- I Am The Gateway
- Call Of The Exile
- Where Fire Never Dreamt Of Man
- The Witchfires Of Tubal-Qayin
- Salvation Is The Son Of Leviathan
- The Otherness Of Being
Schwarzmagische Symphonie
Zwei Felder haben – unabhängig voneinander – in den letzten zehn Jahren beachtliches in Sachen Black Metal geleistet: Auf der einen Seite der sogenannte "orthodoxe" Black Metal, mein persönliches Steckenpferd, auf der anderen Seite der USBM, der mir bis jetzt meist eher weniger lag. Mit NIGHTBRINGER gibt es aber Veteranen (Gründung 1999) vom Kontinent übern Teich, die mit ihrem vierten Album seit dem 2008 veröffentlichten Debüt „Death And The Black Work“ eines der besten Black-Metal-Alben dieses Jahres abliefern.
Eins der Alben, welche für mich Wegweisend in dieser Musik waren, war EMPERORs "In The Nightside Eclipse", jenes Meisterwerk der Düsterkunst, welches vor allem durch seine Weite und Tiefe besticht, kombiniert mit dem kreischenden Gesang Ihsahns, der nie besser klang. Diese Mischung erzeugte eine bestimmte Form neblig-nächtlicher Atmosphäre, wie ich sie selten wiedergefunden habe (was nicht heißen soll, dass das die einzig wahre Ausdrucksform für Black Metal sei). "Ego Domius Tuus" ist eines jener Alben, die diese Atmosphäre haben, hervorgerufen vor allen Dingen durch die Kombination der Stimme ar-Ra'd al-Iblis - welcher häufig frappierend an Ihsahn zu dieser Zeit erinnert - und dem verhallten Sound.
Dabei hat das mittlerweile ziemlich internationale Quintett eine etwas andere Marschroute, als auf dem Vorgänger "Hierophany Of An Open Grave". Dieser war vorwiegend in schleppenderen Tempi angesiedelt und aufgrund seiner labyrinthischen Strukturen recht schwer zugänglich. Das labyrinthische hat sich prinzipiell nicht geändert und verlangt dem Hörer über 70 Minuten hinweg, mit einigen Ambient-Momenten Verschnaufpause, einiges an Konzentration ab – getreu dem Motto "das Okkulte schützt sich selber vor unwürdigen Hörern". Neu ist jedoch das Tempo. Mit Menthor hat man einen hervorragenden neuen Drummer in den eigenen Reihen, der genauso wie bei ENTHRONED vorwiegend mit äußerst strammen Blastbeats die Hornissen-Schwärme der Gitarren aus der oder in die Hölle peitscht. Überhaupt, das Riffing: Völlig enthemmt spinnt die Gitarrenfraktion ihre schwarzen Netze, die den Hörer unwiderstehlich mit hinabziehen. Dabei hat das Album durch die sehr präsente, meistens auch sehr hohe Leadgitarre, die Mehrstimmigkeit und dem schon erwähnten Sound, welcher für Tiefe sorgt, eine oftmals geradezu orchestrale, symphonische Dimension.
Technisch gesehen erinnert die Vorgehensweise mit den klaren Single-Note-Riffs etwas an schwedischen Black Metal, ohne jedoch Fehler von Bands der Marke DARK FUNERAL zu machen, die es schaffen, dieselbe generische Melodie Drölfzig-Mal in jedem Song unterzubringen. Vielmehr tragen auch die deutlicher identifizierbaren Melodiebögen ihren Teil zur Verworrenheit bei, ohne jedoch bei genauerem Hinhören gänzlich unmotiviert zu klingen. Besonders sticht dabei 'Where Fire Never Dreamt Of Man' heraus, wo die Band zwischen einem grotesken Walzer-Takt und eher konventionell-melancholischer, dafür aber epischerer Gitarrenarbeit wechselt, um das Ganze nur wieder mit Blasts zu zerfetzen. Die finale Krönung ist das überlange Schlussstück 'The Otherness Of Being', welches eingeleitet durch den Ambient-Track 'Salvation Is The Son Of Leviathan' nocheinmal alle Register zu ziehen weiß: von einem schleppenden Vorspiel eingeleitet wird bald ein Orkan entfesselt, abgelöst von rollenden Doublebass-Fluten. Auch macht sich wieder das gute Gespür für Breaks und Tempowechsel bemerkbar.
Mit "Ego Dominus Tuus" hat NIGHTBRINGER ein kleines Meisterwerk veröffentlicht – für die Band, als auch für die Szene, die dem Album in den kommenden Jahren hoffentlich einen angemessenen Platz zuweist.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Christian Schwarzer