NORTHLANE - Obsidian
Mehr über Northlane
- Genre:
- Metalcore
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Believe
- Release:
- 22.04.2022
- Clarity
- Clockwork
- Echo Chamber
- Carbonized
- Abomination
- Plenty
- Is This A Test?
- Yen
- Cypher
- Nova
- Inamorata
- Obsidian
- Dark Solitaire
Solider Elektro-Metalcore aus Down Under.
Mit dem internationalen Erfolg ihrer Landsleute von PARKWAY DRIVE können die Metalcore'ler NORTHLANE zwar noch nicht mithalten, doch zumindest in Down Under ist der Vierer inzwischen in ausverkauften Arenen unterwegs und sammelt hohe Chartplatzierzungen am Fließband ein. Solche Erfolge erfordern natürlich gerade bei ausgedehnteren Touren auch immer ihren Tribut im Privatleben, weswegen auch Basser Brendon Padjasek vor den Aufnahmen zum mittlerweile sechsten Langspieler "Obsidian" seinen Posten räumte, um sich mehr auf seine Familie zu konzentrieren. Seither übernimmt Jon Deiley nun neben der Lead-Gitarre im Studio auch den Bass und die Band macht vorerst als Quartett weiter.
Musikalisch klingen die 13 Songs des neuen Silberlings dabei wie eine logische Evolution des Vorgängers "Alien". Das heißt, im Gegensatz zu den bereits erwähnte Kollegen PARKWAY DRIVE, die primär ihre wuchtigen Gitarren in den Vordergrund stellen, dominieren bei NORTHLANE weiterhin Synthesizer und andere Elektro-Spielereien, während gerade Deiley und Josh Smith mit ihren Gitarren im Djent wildern und nicht selten dank tiefergestimmten Tönen an die schwedischen Genre-Götter MESHUGGAH denken lassen, ohne je die Komplexität der Polyrhythmik-Titanen zu erreichen. Nein, NORTHLANE agiert deutlich geradeliniger, mischt wie im heutigen Metalcore üblich von Growls dominierte Strophen mit poppigen Refrains und zaubert dabei durchaus einige Ohrwürmer aus dem Ärmel. Ganz besonders das Dreierpack bestehend aus der Single 'Clockwork', dem wunderbar melodischen und stark auf Klargesang setzenden 'Echo Chamber' und dem überraschend kantigen 'Carbonized' geht sofort ins Ohr und befestigt seine Widerhaken im Langzeitgedächtnis.
Abseits davon präsentiert "Obsidian" aber auch über weite Strecken recht belangloses und gleichförmiges Metalcore-Futter, das man so eben schon tausendfach in der Szene gehört hat. Direkt kommen mir hier Nummern wie das von deutlich zu präsenten Sythesizern angetriebene 'Cypher', 'Xen' oder das ironischerweise recht treffend betitelte 'Is This A Test?' in den Sinn. Allesamt gehen als Füllmaterial durch und hätten der Schere zum Opfer fallen müssen. Ganz anders sieht die Sache beim Opener 'Clarity' aus, der eigentlich unheimlich viel Potential mitbringt, gleichzeitig aber beim Aufbau einer ordentlichen Spannungskurve versagt. So schwingt sich die Nummer nach verhaltener Strophe in Richtung Refrain auf, doch plötzlich verschwinden sämtliche Gitarren im Niemandsland und dem Song geht schlicht und ergreifend die Luft aus. Mit etwas geschickterer Inszenierung der Gitarrenarbeit wäre da deutlich mehr drin gewesen, was leider auch für andere Tracks der Platte gilt.
Angesichts dieser Kritikpunkte bezweifle ich dann auch, dass NORTHLANE alsbald auch in Europa den Erfolg aus dem Heimatland werden einfahren können. Fürs ganz große Aufhorchen ist das Material auf "Obsidian" über weite Strecken einfach noch zu unscheinbar und zu ähnlich zu den vielen anderen Metalcore-Bands angelegt, die aktuell aus dem Boden schießen. Freunde moderner Töne dürfen trotzdem ein Ohr riskieren, denn gerade in den eröffnenden Minuten gibt es einige Volltreffer zu vermelden und auch NORTHLANE-Fans können bedenkenlos zuschlagen, denn sie werden vom sechsten Silberling nicht enttäuscht werden.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs