NOVEMBRE - URSA
Mehr über Novembre
- Genre:
- Progressive Metal / Doom /Death Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Peaceville Records
- Release:
- 01.04.2016
- Australis
- The Rose
- Umana
- Easter
- URSA
- Oceans Of Afternoons
- Annoluce
- Agathae
- Bremen
- Fin
Herbststimmung im Frühling.
Mit NOVEMBRE aus Italien kehrt eine Band auf die musikalische Bühne zurück, die man bereits für tot halten konnte. Das letzte Album der Herren ist nun schon eine ganze Weile her und von der damaligen Besetzung ist auch nicht mehr viel übrig. Da stellt sich natürlich die bange Frage, ist immer noch NOVEMBRE drin, wo NOVEMBRE draufsteht? Zumal sich Bands, mit denen die Truppe früher verglichen wurde, allen voran OPETH, in der Zwischenzeit in deutlich andere Richtungen entwickelt haben, die musikalische Welt um NOVEMBRE also nicht gerade still stand.
Doch bereits die ersten Klänge von 'Australis'' machen klar, wer hier am Werk ist und dass den Hörer keine bösen Überraschungen erwarten. "URSA" ist klar ein Album der Italiener, die zwischen Prog, Death und Doom ihren ganz eigenen Weg suchen und die düsteren Abgründe der Seele beleuchten. Doch es gibt natürlich Veränderungen im Sound, schließlich hat sich NOVEMBRE nie durch Stillstand ausgezeichnet, zu sehr kreativ getrieben war die Band schon immer und so gibt es auf "URSA" einen Reifeprozess zu beobachten, wie ihn in ähnlicher Art eben auch Bands wie OPETH oder KATATONIA durchlebt haben.
Nur dass sich NOVEMBRE noch nicht zur Gänze von den harscheren Aspekten des eigenen Sounds getrennt hat, hier wird immer noch gegrunzt und geschrien, auch wenn der sanfte, klagende Klargesang inzwischen deutlich dominiert. Dazu gibt es eine transparente, geradezu fragile Produktion zu belauschen, die gerade in den härteren Passagen seltsam im Kontrast zur gebotenen Musik steht. Besonders beim gefühlvollen, variantenreichen Drumming fällt das auf. Doch auch an der Gitarrenfront wird mehr auf Details und filigrane Arrangements gesetzt, als auf wirklich brutale Riffs und Grooves. So hat "URSA" trotz seiner emotionalen Eindringlichkeit eine Distanziertheit in der Atmosphäre, die sich mit kalt nur unzureichend umschreiben lässt.
Und so finden sich dann in einem insgesamt homogenen Album, das auf den ersten Hör tatsächlich den Eindruck von weicher Oberflächlichkeit vermittelt, eine ganze Reihe Perlen, schöne Melodiegebilde, die unter ihrer glatten, brillianten Oberfläche einen finsteren, harten und verstörenden Kern verbergen, ihn umschließen und so erträglicher machen. 'Agathae' wäre solch ein Song, fast ausschließlich instrumental gestaltet und mit neoklassischen Versatzstücken verziert, entwickelt das Stück in seinem Fortgang einen düsteren Strudel, der den Hörer nicht so leicht loslässt. Oder 'Oceans Of Afternoons', das mit einem lockeren Saxophon-Einsatz den Schein eines trägen Nachmittags erweckt, nur um ihn kurz darauf in sich zusammenstürzen zu lassen. Es sind diese Momente, in denen "URSA" geschickt Erwartungen unterläuft, in denen NOVEMBRE die ganze Klasse offenbart, die in dieser Band steckt und die, würden sie in allen Stücken so ausgespielt, das Album zu einem absoluten Muss machen würden.
So geht es "URSA" in meinen Ohren ähnlich wie neueren Alben von KATATONIA, ANATHEMA und anderer musikalischer Seelenverwandter: Es ist immer noch viel Talent und Potential vorhanden, die Musiker haben klar etwas zu sagen und sich viele Gedanken gemacht, allein, mich vermögen sie nur noch selten mitzunehmen. Wer aber auch mit neueren Alben dieser Bands seine Freude hat, der sollte "URSA" definitiv weit oben auf dem Einkaufszettel unterbringen.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Raphael Päbst