NUCLEAR WINTER - Seagrave
Mehr über Nuclear Winter
- Genre:
- Symphonic Black Metal / Industrial
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- MMD Records
- Release:
- 21.07.2023
- The Glimmering Landscape
- Starward Longing
- Fates Mysteries
- Thy Shadows Fall
- The Grave Is Wide
- The Dusk And The Song
- Pale Memories
- Black Waters
- House Of Silence (BAD BOYS BLUE-Cover)
Starker und symphonischer Black Metal aus Zimbabwe.
Es ist immer wieder herrlich, wenn die Metal-Weltkarte um neue Herkunftsländer erweitert wird. Mit NUCLEAR WINTER wird nun Zimbabwe der Liste hinzugefügt, wobei die Band schon seit 2013 aktiv ist, nur hierzulande bisher noch nicht allzu viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Wobei von "Band" zu sprechen auch nicht ganz richtig ist, immerhin haben wir es hier mit einem Ein-Mann-Projekt zu tun, bei dem Gary Stautmeister von allen Instrumenten über die Produktion bis hin zum Artwork einfach schlicht und ergreifend alles selbst in die Hand nimmt. So sind bisher bereits drei Langspieler entstanden, denen nun mit "Seagraves" ein viertes Album zur Seite gestellt wird.
Nun sind Projekte bei denen ein Musiker alles übernimmt, ja immer so eine Sache, denn zu oft verläuft man sich als Künstler ohne externen Input in seinen eigenen Visionen und erschafft etwas, das vielleicht zu sehr auf den eigenen Geschmack zugeschnitten ist. Trotz dieser leichten Skepsis bin ich aber sehr gespannt auf die insgesamt neun Kompositionen, denn der versprochene Mix aus Industrial, Melodic Death und klassischem Todesstahl klingt durchaus vielversprechend. Leider entpuppt sich die Selbsteinschätzung von Gary aber als Sirenengesang, der potentielle Hörer oder Hörerinnen in die falsche Richtung locken könnte. Der Opener 'The Glimmering Landscape' und auch das folgende 'Starward Longing' jedenfalls lassen nur tief in der Produktion verborgene Synthesizer und Industrial-Elemente erahnen, während ansonsten dezent tödlich verbleiter Symphonic Black Metal abgeliefert wird, der mir allerdings sehr gut reinläuft. Gerade die recht offensichtlichen DIMMU BORGIR-Parallelen, die sich in den Orchestrationen, Chören und den rauen Screams von Gary widerspiegeln, gefallen mir unheimlich gut und auch der eingestreute Klargesang, der einen Gothic-Touch nicht verbergen kann, funktioniert wunderbar.
'Fates Mysteries' fügt dem schwarzmetallischen Treiben gerade mit den Gesängen und Chören eine chorale Note hinzu, die sich natürlich in dieser Musikrichtung auch gut macht. So langsam begreife ich hier auch, warum Gary das "Industrial"-Schlagwort in der Selbstbeschreibung gewählt hat, denn die gesungenen Passagen lassen in Produktion und Umsetzung durchaus auch einmal an PAIN denken. Gerade 'Thy Shadows Fall' legt hier eine ganz besondere Betonung auf diesen stilistischen Aspekt und rückt auch die Synthesizer bewusst in den Vordergrund, was mir tatsächlich in Kombination mit der symphonischen Black-Metal-Raserei sehr gut gefällt. Wo wir gerade schon die Produktion angesprochen haben, muss ich auch diese noch einmal besonders loben. Dafür, dass hier keine externe Hilfe in Anspruch genommen wurde, klingt "Seagraves" extrem durckvoll und aufgeräumt, was ich so überhaupt nicht erwartet hätte. Einzig das Artwork ist doch etwas unauffällig und hätte vielleicht vom Input eines "echten" Cover-Künstlers profitiert.
Insgesamt ergibt sich trotz dieses marginalen Kritikpunkts ein sehr stimmiges und starkes Gesamtbild, das mich positiv überrascht hat. Wer gerade die moderneren Platten von DIMMU BORGIR mag und auch vor PAIN nicht die Ohren verschließt, der dürfte mit dieser sehr unterhaltsamen und emotional packenden Platte sicher so viel Spaß haben, wie ich ihn hatte. So zücke ich schlussendlich auch 8 Punkte und meinen imaginären Hut vor Gary und seiner Leistung.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs