NUCLEUS TORN - Nihil
Mehr über Nucleus Torn
- Genre:
- Folk/Metal/Progrock
- Label:
- Prophecy/Soulfood
- Release:
- 01.12.2006
- Glass Spirit
- Traveller's Rest
- Night's Grace
- Summer Bled
- Close
- The Sunclad
- Peregrina Sublime
Laut NUCLEUS TORN-Chef Fredy Schyder soll die Musik von "Nihil" einerseits "ein ganz breites Gefühlsspektrum abdecken" und andererseits wolle man mit der Platte beweisen, "dass sich verschiedene Musikstile überhaupt nicht gegenseitig ausschließen müssen" – ein durchaus lobenswerter Ansatz, der schon des Öfteren zu guten Scheiben ausgebaut werden konnte. Allerdings übertreiben es die Schweizer auf diesem Anfang des Jahres als Eigenproduktion unters Volk gebrachten und nun via Prophecy wiederveröffentlichten Album ein wenig. Vor allem die Stimmungsunterschiede zwischen den einzelnen Songs sind zum Teil so dermaßen groß, dass man sich das Ding nicht am Stück anhören kann. Denn zumindest meine Gemütslage verändert sich nicht innerhalb von fünfzehn Minuten von naiv-zufriedener Ich-finde-ja-alles-so-dufte-Weltumarmungsdöserei (der in Richtung EMPYRIUM und Konsorten tendierende Opener 'Glass Spirit) zu durchgeknallt-apokalyptischem Mental-Amoklauf (die jazzige Piano-Nummer 'Night's Grace' und das avantgardistisch-dissonante 'Summer Bled'), um diese Achterbahnfahrt wirklich genießen zu können.
Isoliert von dem Rest kann man sich ein paar der Tracks, die musikalisch einen Bogen von Folk über Jazz hin zu Rock- und Metal-Elementen spannen, ganz gut gefallen lassen. Speziell das proggige 'Traveller's Rest' weist eine ordentliche Dynamik auf: Von Akustikgitarren, Flöte und Klavier getragene Passagen lassen den Song nach E-Gitarren-Ausbrüchen immer wieder zur Ruhe kommen und halten so die Spannung aufrecht. Und auch das neuneinhalbminütige, stellenweise etwas an OPETH erinnernde 'Peregrina Sublime' weiß zu gefallen, obwohl es NUCLEUS TORN im Gegensatz zu den Schweden nicht gelingt, das kompositorische Niveau über diese Länge konstant ganz oben zu halten.
Unter dem zu überambitionierten Songwriting hat vor allem das Gesangsduo Patrick Schaad/Maria D'Alessandro zu leiden. Beide können ihre ohne Zweifel vorhandenen Fähigkeiten nicht immer demonstrieren, da sie in dem weichen Instrumentalfundament bisweilen einfach versinken. Und so verfliegt die Freude darüber, dass sich Maria nicht für eine Opernsängerin hält und Patrick nicht ihren grunzenden Beschützer mimt, recht schnell. Dem Doppel sollte auf den folgenden Platten definitiv mehr Raum gewährt werden, packende Melodien anzubringen.
"Nihil", das den ersten Teil einer Trilogie darstellt, hat in der Endabrechung viele gute kompositorische Ansätze, wurde überzeugend eingesungen und ist gut produziert; das Gesamtbild hat aber noch ein paar unschöne Flecken, die mit den Nachfolgern hoffentlich beseitigt werden.
Anspieltipps: Traveller's Rest, Glass Spirit, Peregrina Sublime
- Redakteur:
- Oliver Schneider