ODDLAND - The Treachery Of Senses
Mehr über Oddland
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Century Media (EMI)
- Release:
- 27.04.2012
- Above And Beyond
- Flooding Light
- In The Eyes Of The Mourning
- Aisle Of Array
- Past The Gates
- Still The Spirit Stays
- In Endless Endeavour
- Sewers
- Lines Of Silver Blood
- Ire
Der Newcomer des Jahres?!
Wenn eine neue Band damit angepriesen wird, ein paar Talentwettbewerbe gewonnen zu haben, bin ich üblicherweise komplett unbeeindruckt. Auch meine Erwartungshaltung steigert das nicht ins Unermessliche. Viele dieser Talente haben sich dann doch als nicht erstklassig erwiesen. Von daher lege ich auch ODDLANDs Debüt "The Trenchery Of Senses" mit der üblichen Mischung aus Neugier und Skepsis ein.
Die ersten Takte bestätigen meine Vermutung: djentige und damit sehr rhythmische Gitarren, wie sie gerade extrem hip sind, erklingen, dazu eine transparente, klare, fette Produktion. Jetzt kommt sicher leicht coriges Gebrüll unterbrochen von der ein oder anderen klaren Passage. Und dann haben wir die Formel für die kommenden 45 Minuten erkannt. Selten habe ich mich so sehr getäuscht.
Nein, wenn nach einer Minute die klare, kräftige Stimme von Sakari Ojanen erschallt, hofft man sofort, dass dies doch bitte auf Albumdistanz so bleibt. Doch nicht nur diesen Gefallen tun einem die Finnen. Auch der Djent-Anteil ist im Grunde nicht besonders hoch. Klar, es gibt diese rhythmisch-komplexen Passagen, aber auch melodische Soli, Akustikgitarren, jazzige Breaks und wuchtige Riffs. Das Material bleibt so immer dynamisch, immer spannend, immer in Bewegung und ist enorm abwechslungsreich. Was die Herren Ojanen und Palmroth hier an den Saiten abziehen, ist wirklich aller Ehren wert.
Doch zurück zu Ojanen als Sänger, der es schafft über das komplexe Grundgerüst immer wieder melodische, auch auf emotionaler Ebene ansprechende, Gesangslinien zu integrieren. Der gigantisch epische Chorus von 'Aisle Of Array' ist dafür ein perfektes Beispiel, wo man praktisch in den Song hineingesogen wird. Auch das folgende 'Past The Gates' überrascht mit zurückhaltendem, rhythmisch leicht versetztem Gesang, der die Nummer zu Beginn etwas unscheinbar wirken lässt, aber trotz eines nicht wirklich vorhandenen Refrains nach wenigen Runden sich in der Großhirnrinde festsetzt. Wo man anfangs die Höhepunkte in dem Song vermisst, weiß man bald nicht mehr, wie man diese zählen soll. Die dynamische Steigerung zum Ende, die Frickelpassage, der mitreißende Gesang. Alles toll.
Und so könnte ich jetzt über viele der anderen Songs referieren und euch erzählen, dass man beim jazzigen Break in 'Still The Spirit Stays' an SPIRAL ARCHITECT denken darf, das sphärische 'In Endless Endeavour' von den frühen PAIN OF SALVATION und akustischen OPETH nicht ewig weit weg ist, 'Sewers' mit passgenau eingesetzten weiblichen und grunzenden Gastvocals überrascht oder das abschließende Überlange 'Ire' mit einem grandiosen Bläserfinale begeistert.
Anders gesagt: "The Treachery Of Senses" ist die erste große Überraschung des Jahres und ODDLAND werde ich sicher im Dezember in der Sparte "Newcomer" immer noch weit oben haben. Wer Progressive Metal liebt, greift hier zwingend zu. Superb.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk