POP EVIL - Onyx
Mehr über Pop Evil
- Genre:
- US Alternative Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eleven Seven Music
- Release:
- 16.05.2014
- Goodbye My Friend
- Deal With The Devil
- Trenches
- Torn To Pieces
- Divide
- Beautiful
- Silence & Scars
- Sick Sense
- Fly Away
- Behind Closed Doors
- Welcome To Reality
- Flawed
- Last Man Standing
- Monster You Made
- Boss's Daughter
Im Westen nichts Neues
Ist es angebracht, von einem neuen Hype zu sprechen? In den Vereinigten Staaten wird die Alternative-Rock-Kombo POP EVIL aktuell als eine der gefragtesten Bands bezeichnet, mit zahllosen Liveauftritten, vertreten im Soundtrack diverser Sportteams, mit bislang vier Top-10-Tracks bei Rock Radio. Hierzulande ist von einem vergleichbaren Erfolg noch nicht zu sprechen – könnte sich dies nun mit "Onyx", dem dritten Bandoutput, ändern? Die Grundrezeptur stimmt: Ein verwegen dreinblickendes, gestyltes Quintett im Hochglanz-Look eines Teenie-Magazins, knackige, eingängige, radiotaugliche Rockhymnen Marke PUDDLE OF MUD oder STAIND, dazu die charismatische, raue Stimme von Sänger Leadsänger Leigh Kakaty. Daraus lässt sich doch was machen!
Sollte sich die Truppe aus Michigan auch international durchsetzen, wird dies allerdings nichts mit hohem musikalischen Einfallsreichtum oder einer ausgefallenen Songrezeptur zu tun haben, sondern in erster Linie mit klugem Marketing. Der typische US-New-Rock-Sound, den POP EVIL bietet, ist in den amerikanischen Radiosendern mindestens schon seit der Jahrtausendwende in dieser Form zu hören. Das mag in den USA für höhere Weihen ausreichen; der europäische Markt ist diesbezüglich allerdings wählerischer und daher auch diversifizierter aufgestellt. Ich persönlich kann an "Onyx" ehrlich gesagt nichts, aber auch gar nichts entdecken, das POP EVIL in irgendeiner Form als Alleinstellungsmerkmal angerechnet werden könnte. Dagegen fallen mir auf Anhieb mindestens ein Duzend Bands ein, mit denen sich der erfahrene Fünfer das Gehege teilt: In den aggressiven Momenten steht man im Zeichen von VOLBEAT, PUDDLE OF MUD oder SEVENDUST, ganz dezent auch mal an PAPA ROACH oder LINKIN PARK erinnernd, in den ruhigeren Songs klingen eindeutig STAIND, NICKELBACK oder 3 DOORS DOWN durch. Die Reproduktion dieses sehr kommerziellen Alternative-Rock-Sounds gelingt POP EVIL problemlos, ja, "Onyx" klingt geradezu perfekt durchkomponiert, ein charmant-dreckiges Dutzend an stadiontauglichen Radiohymnen. Keine einzige Nummer weiß sich dabei sonderlich vom Rest abzuheben; zum braven Mithüpfen und –singen taugen fast alle, während in den ruhigeren Songs wie 'Monster You Made' oder 'Silence & Scars' eher eine Spur zu dick aufgetragen wird. Textlich geht es durchweg "amerikanisch schlicht" zu: Gutmenschlichkeit, Herzschmerz und braves Kuschelrevoluzertum. Der einzige Song der mir positiv auffällt ist 'Flawed', dezent düster angehaucht und mit einem mutigen, da nicht auf Anhieb wie Zuckerwatte im Ohr klebenden Refrain ausgestattet. Der Rest geht in Ordnung, vermag aber mangels Abwechslungsreichtum und Vielfältigkeit keine Begeisterungsstürme auszulösen.
Wer simplen, eingängigen Pop/Rock gewöhnt ist und gerne die Zeit auf dem Weg ins Geschäft oder bei der Hausarbeit mit unanstößiger Wohlfühl-Rockmusik untermalt, ist mit POP EVIL bestens bedient. Überraschungen, Momente größerer Genialität oder musikalischer Verwegenheit sind auf "Onyx" dafür im gleichen Maße vorhanden wie Tageslicht am Fuße des Mittelatlantischen Meeresrückens. Fans des Alternative Rock amerikanischer Marke dürften das Album glückselig abfeiern, Freunde etwas anspruchsvollerer Musik (welcher Art auch immer) verächtlich die Nase rümpfen oder gleichgültig mit den Achseln zucken. Ordentlicher, kommerzieller Rock – ja. Höherer künstlerischer Anspruch, oder gar fordernde akustische Stolpersteine – leider nein.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause