RAM-ZET - Neutralized
Mehr über Ram-Zet
- Genre:
- Avantgarde / Gothic Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Ascendance / Soulfood
- Release:
- 13.11.2009
- Infamia
- I Am Dirt
- 222
- Addict
- God Don't Forgive
- Beautiful Pain
- To Ashes
- Requiem
Das avantgardistisch veranlagte Chaos-Orchester kehrt zurück!
Der Name RAM-ZET steht seit geraumer Zeit für anspruchsvolle Sounds und Innovationen im finsteren Metal-Bereich. Einst als Soloprojekt gestartet, hat sich die norwegische Truppe langsam aber sicher in einen außergewöhnlichen Bühnen-Act verwandelt, dessen aussagekräftige Songs seit jeher die zweifelhafte Eigenschaft mit sich bringen, durch die Bank zu polarisieren.
Die neue Scheibe "Neutralized" macht hier absolut keine Ausnahme und ist an sich vielleicht der härteste Brocken seit dem Gründungsjahr 1999. RAM-ZET koppeln die heftigsten Kontraste mit chaotischen Arrangements, pendeln zwischen avantgardistischen Jazz-Sounds, progressiven Death-Metal-Nuancen, angedeuteter Black-Metal-Verrohung und sphärischen Gothic-Facetten - ohne dabei irgendeine Form des musikalischen Zusammenhalts zu propagieren. Erlaubt ist, was aus den Instrumenten kommt - ohne Gestzmäßigkeiten, fern von Regelmäßigkeiten, niemals auf der Suche nach Homogenität, und stets im Bestreben, Extremes zu bündeln und neu zu definieren. Die extremste Meinung, die hierbei als Folge des ersten Hörtests in den Sinn kommt, ist eine kraasse Anspannung des eigenen Nervensystems. "Neutralized" ist Anstrengung pur, sperrig bis zur letzten Note und soweit von musikalischer Kunst entfernt, wie ein einstürzender Proberaum. Das vertonte Chaos als Grundlage mag nicht funktionieren, die unschlüssigen Wechsel ebenso wenig. Und zuletzt einfach zu provozieren und Gegensätze zu kombinieren, kann auch nicht die Lösung sein.
Doch wir geben RAM-ZET eine zweite Chance, wohl wissend, welches Steigerungspotenzial das bisherige Material jederzeit hatte. Und siehe da: Auch "Neutralized" wächst, öffnet neue Wege und entpuppt sich hier und dort dann doch als schlüssiges Gesamtkonzept, dessen leichte Hookline-Tendenzen manchmal sogar tatzsächlich reichen, um die Songs individuell zusammenzuhalten. Doch wohin geht die Reise? Wie kann man die Kontraste unter einen Hut bringen, dieses Extravagante greifbar machen, ohne dass die Songs fragmentarisch oder gar überladen wirken? Wo ist der Kern all dessen, was die Norweger auf "Neutralized" fabrizieren?
Nun, er ist schlichtweg nicht vorhanden und unterliegt der abgehobenen Experimentierfreude. Nummern wie 'Beautiful Pain' werden regelrecht von ihren Elementen erschlagen, 'Addict' ist der pure Stress, und auch der melodische Opener 'Infamia' macht einen eher durchschnittlichen Eindruck, selbst wenn hier noch eine gewisse Geradlinigkeit zu spüren ist. Im Gegensatz dazu ist der Schlussmoment 'Requiem' ein wirklich farbenfrohes Dokument der progressiven Finsterkunst, getragen von seinen ineinander greifenden Elementen und einer Vielschichtigkeit, die zwar omnipräsent ist, aber erst hier zupackt. Aber ein solcher Schlussakkord reicht nicht aus, um das vorherige Chaos zu beseitigen und Ordnung in eine Scheibe zu bringen, die viel Potenzial hat, aber einfach mit der Vielzahl ihrer Elemente überfordert ist. Wer weiß, was passiert wäre, wenn RAM-ZET die unzähligen Ideen auf die doppelte Menge Songs verteilt hätten. In dieser Form hingegen ist "Neutralized" eine musikalische Überforderung, die auch von geübten Ohren nicht schöngehört werden kann!
Anspieltipps: I Am Dirt, Requiem
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Björn Backes