REFLECTION CLUB - Still Thick As A Brick
Mehr über Reflection Club
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Madvedge Records
- Release:
- 05.03.2021
- Part 1: Prelude
- Part 2: Time Out
- Part 3: Years On The Fast Track
- Part 4: Rellington Town
- Part 5: The Club Of Hopeful Pinions
- Part 6: The Foray Of The Sharks
- Part 7: Sentimental Depreciation
- Part 8: Nervesoothers
- Part 9: The Great Dance Around The Golden Calf
- Part 10: Bedlam
- Part 11: Look Across The Sea
Aufwändige Hommage an den JETHRO TULL-Meilenstein
Das Konzeptalbum "Thick As A Brick" von JETHRO TULL ist nicht nur ein Höhepunkt im musikalischen Schaffen dieser Band selbst, sondern auch ein zeitloser Progressive-Rock-Klassiker überhaupt. Dies sei vorweg geschickt, da REFLECTION CLUB sich nicht einfach nur musikalisch ins Fahrwasser von JETHRO TULL begibt, sondern hier ganz bewusst eine Hommage an Ian Anderson und Co. zelebriert - schon allein der Titel "Still Thick As A Brick" ist da ja unmissverständlich. Es geht bei diesem Projekt allerdings nicht darum, die TULL-Songs nachzuspielen, sondern quasi eine eigene Version dieses Konzeptalbums zu erschaffen - und zwar mit der gleichen musikalischen wie konzeptionellen Ausrichtung, aber eben mit eigenen Songs und eigener Story. Und das macht das Unterfangen auch so interessant, denn für schnöde Coverversionen müsste man sicherlich nicht solch einen Aufwand betreiben (doch dazu später mehr).
Was nun den musikalischen Aspekt betrifft, merkt man, dass hier erfahrene Musiker am Werk sind, die sicherlich auch einiges an Zeit in das Einspielen dieses Albums investiert haben, wenngleich Lutz Meinert alleiniger Songwriter des Materials war (begonnen hat er 2017 mit dem Projekt) und auch sonst für Lyrics, Produktion und die grafische Aufmachung verantwortlich zeichnete. Und was die Songs angeht, muss ich wirklich sagen, dass man auf "Still Thick As A Brick" wunderbar eingängige, ausgereifte und vielseitige Kompositionen serviert bekommt, die - und das ist vielleicht sogar das Bemerkenswerteste daran - keinerlei Längen aufweisen. Der harmonische Gesang und die reichhaltige instrumentelle Darbietung bis hin zum Dudelsack greifen nahezu perfekt ineinander, und garniert ist das Ganze mit einprägsamen Melodien und Hooklines. Das Original "Thick As A Brick" besteht ja nur aus einem Song (A- und B-Seite der LP) und dieses Gefühl stellt sich hier definitiv auch ein - es gibt keine musikalischen Brüche oder abrupte stilistische Sprünge und das Ganze wirkt wie ein zusammenhängendes Stück, das ja ebenfalls nur in verschiedene Parts unterteilt ist, allerdings derer elf an der Zahl.
Dabei klingt JETHRO TULL anno 1972 stellenweise noch etwas luftiger und verspielter (vor allem die B-Seite von "Thick As A Brick"); da empfinde ich die Songs des REFLECTION CLUBs schon als gradliniger und phasenweise auch härter und rockiger ('Part 9: The Great Dance Around The Golden Calf'). Der Gesang ist relativ nah dran an dem von Ian Anderson, was sicherlich auch daran liegt, dass mit Paul Forrest ein Sänger mehrerer JETHRO TULL-Coverbands diesen übernommen hat. Nach meinem Dafürhalten ist die Querflöte einen Tick weniger präsent, etwas weniger im Vordergrund des Klangbilds stehend als bei TULL (obwohl mit Ulla Harmuth eine eigene Querflötistin an Bord ist). Dies verdeutlicht noch mehr, dass beim REFLECTION CLUB Querflöte, Gitarre, Orgel, Gesang oder auch die Orchester-Parts gleichberechtigt nebeneinander stehen, was für eine sehr stimmige und harmonische Gesamtatmosphäre sorgt. Auch vom Sound her klingt das jetzt nicht zu sehr nach Siebziger, sondern durchaus zeitgemäß - auch diesen Spagat hat man also gemeistert. Zumal im Gegensatz zu TULL sich auch mal jazzige Einsprengsel ('Part 8: Nervesoothers') einschleichen.
Kommen wir zur Aufmachung und die ist definitiv einen genaueren Blick darauf wert. Die Audio-CD und DVD sind in ein 72-seitigen Mediabook eingelegt. Während bei JETHRO TULL eine Zeitung ("St. Cleve Chronicle & Linwell Advertiser") beilag, ist hier das Mediabook ebenso in Zeitungsoptik aufgemacht (dem Musikmagazin "Rellington Stone", welches Hintergrundinfos, alle Songlyrics und weitere Artikel bietet). Überhaupt sind die Parallelen und Adaptionen in Konzept und Aufmachung nahezu unzählbar. Die Kunstfigur Gerald Bostock, die ebenfalls als Co-Autor bezeichnet wird, heißt hier George Boston (hier allerdings ein Finanzmogul, der sich schlussendlich von der Branche abwendet). Auf der DVD befindet sich ein Video der kompletten 47 Minuten Musik mit Slideshow, welche im Wesentlichen die Story um George Boston bebildert.
Fazit: Ein sehr gelungenes Projekt, das gleichermaßen eigenständig und an den großen Idolen angelehnt ist. Und das in punkto Musik als auch was das Gesamtpaket anbelangt, einen echten Mehrwert gegenüber einem erneuten Inhalieren von "Thick As A Brick" bietet. Nachdem im realen Rolling Stone für "Thick As A Brick" 1972 die Höchstpunktzahl (5/5) vergeben wurde, ist es nur konsequent, dass "Still Thick As A Brick" im Rellington Stone zum Album des Monats gekürt wurde (und auch hier bei uns mit einer sehr guten Bewertung bedacht wird).
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer