REVEREND BIZARRE - In The Rectory Of The Bizarre Reverend (Re-Release)
Mehr über Reverend Bizarre
- Genre:
- Doom Metal
- Label:
- Nibelung / PKS
- Burn In Hell!
- In The Rectory
- The Hour Of Death
- Sodoma Sunrise
- Doomsower
- Cirith Ungol
Bei REVEREND BIZARRE aus Finnland handelt es sich zwar noch um eine recht junge Band, dennoch ist der Ruf, den sich die Jungs in der Doom-Szene bereits erspielt haben, sehr beachtlich. Mit einer Menge Split-EPs und starken Liveauftritten konnten die Zeitlupenadepten einen Status erreichen, der dazu führt, dass man Doomjüngern die Band eigentlich nicht mehr groß vorzustellen braucht. Besonders ihre im letzten Jahr veröffentliche 74-Minuten-EP "Harbinger Of Metal", die über Spikefarm erschien und somit ein breiteres Publikum erreichte, wurde allerorts abgefeiert.
Vorliegendes Release ist nun kein neues Album der Finnen aus Lohja bzw. inzwischen aus Turku, sondern deren Debüt, das im Jahre 2001 über das finnische Kleinstlabel Sinister Figure erschienen war. Kurz darauf wurde es von Low Frequency übernommen, die es nun an das deutsche Label Nibelung Records weiterlizenziert haben. Nibelung machen derzeit eine Serie von Veröffentlichungen, bei denen neue Releases und - wie im vorliegenden Fall - auch Neuauflagen alter Scheiben in aufwendigen Deluxe-Editionen erscheinen. Die ca. 13x14 cm großen Digis sehen aus wie Gatefold-Vinylscheiben, wobei im hinteren Teil des Klappcovers ein vollständiges Booklet steckt, sowie die CD in einer weißen Schutzhülle. Im Prinzip alles wie früher, und früher war doch alles besser, oder etwa doch nicht? Egal, das Design dieser Rereleases ist wirklich klasse.
Musikalisch spielen REVEREND BIZARRE klassischen, teilweise epischen Doom Metal, der wie bei kaum einer anderen Band an die legendären SAINT VITUS erinnert. Besonders die Vocals von Albert klingen stellenweise stark nach Scott Reagers, an anderen Stellen auch nach einer weniger kristallklaren Variante von Messiah Marcolin - sprich Albert hat ein erdigeres, natürlicheres Timbre und verzichtet auf starkes Vibrato. Auch die Lavariffs und das Songwriting zitieren natürlich respektvoll Größen wie CANDLEMASS (man höre dazu das Einstiegsriff des Openers 'Burn In Hell!') oder SAINT VITUS. Wie bei allen Doom-Bands grüßen natürlich auch die guten alten BLACK SABBATH hier und da, zum Beispiel im psychedelischen Intro zu 'The Hour Of Death', einem der emotionalsten Doomsongs der letzten Jahre. Plagiatsvorwürfe sind jedoch völlig unangebracht, da REVEREND BIZARRE nicht festgefahren sind. Die Einflüsse sind natürlich spürbar, aber niemals so dominant, dass die Band ihre eigene Identität verlieren würde. Alberts Gesang ist variabel und vielseitig, und er deckt somit die verschiedenen Anforderungen an einen Doom-Sänger besser ab als manch anderer. Er kann eben nicht nur traurig und elegisch, sondern auch episch, verklärt und manchmal sogar aggressiv, wenn es Not tut.
Was REVEREND BIZARRE jedoch zu jeder Zeit sind, ist bedingungslos heavy. Das langsame Grundtempo der Songs begünstigt dies natürlich, doch auch bei Songs, die einen signifikanten Tempowechsel in flottere Gefilde enthalten, wie zum Beispiel 'In The Rectory' oder 'Sodoma Sunrise' geht der schwere Tenor nie verloren. Man wird förmlich zum Headbangen und Doomdancen gezwungen. Das über zwanzigminütige letzte Stück 'Cirith Ungol' ist übrigens kein Cover der gleichnamigen US-Legende, sondern eine Eigenkomposition, deren Intro mit Gewitter und Regen zu langsamem Beckenklang offensichtliche Assoziationen zu 'Black Sabbath' weckt. Der Text befasst sich natürlich mit Tolkiens entsprechendem Kapitel und auch wenn man es nicht unbedingt raushören kann (allenfalls bei den coolen Keyboards gegen Ende), ich bin mir sicher, dass die Band diesen Titel auch als Verneigung vor Tim Baker, Robert Garven & Co. betrachtet. Bei den Jungs handelt es sich immerhin um bekennende Fans von CIRITH UNGOL.
Als Fazit bleibt für mich, dass jeder Doom-Fan, der diese Scheibe nicht ohnehin schon sein Eigen nennt, hier unbedingt zuschlagen muss. Für mich sind REVEREND BIZARRE zusammen mit ORODRUIN die mit Abstand besten Newcomer der letzten fünf Jahre im Doom Metal. Selbst wer das Album schon in irgendeiner Form sein Eigen nennt, sollte überlegen, ob er die Scheibe nicht auch in dieser wirklich wunderschönen Aufmachung haben möchte.
Anspieltipps: Burn In Hell, In The Rectory, Cirith Ungol
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle