RISK - The Reborn
Mehr über Risk
- Genre:
- Heavy Metal
- Arise
- Last Warning
- Be No More
- Lullaby
- Awakening
- Turn Back To Ecstasy
- Eclipse
- The Night Will Fall
- Phantasmagoria
- Armageddon (Fight Back)
- No One Will Remember
RISK haben mit "The Reborn" ein Konzeptalbum sondergleichen vorgelegt. Es erzählt von der Rückkehr des rächenden Gottkönigs Ravana, der die Welt ins Verderben stürzt.
Ja, klar: Noch so ein völlig bescheuertes martialisches Heavy-Metal-Machwerk. Dachte ich auch. Doch ist es so stimmungsvoll umgesetzt wie kaum eine andere Aufnahme auf diesem Gebiet.
Gänsehaut garantiert.
Beinahe ägyptisch beginnt das Album mit elektrischen Gitarren, die sich als Vorahnung sonnenheiß ins Gehirn brennen. 'Arise'.
Und schon erfolgt die 'Last Warning' mit rufendem Gesang, kraftvoll nach vorne ziehenden Gitarren, rotierenden Bassfeuerrädern und bombastischem Schlagzeug. Immer wieder druckvoll ineinander greifende Saitenanschläge, sich gegenseitig aufgreifende und so verstärkende Melodielinien, dumpfe Chöre, psychedelisch ins Unheil schlitternde Soli und massive, gebündelte Bassriff-Schlagzeug-Attacken lassen den Hörer nicht zur Ruhe kommen. Eine auf breiter Front gerittene Bridge, in der sich epische Rhythmik und arabeske Melodik formvollendet vereinen, fächert den Sound weiter auf und führt in eine ruhige Passage unheiliger Rezitationen, die schließlich wieder in die donnernde, sägende, drückende, schiebende, zurrende, geballte Schwermetallwolke mündet. Ein nun noch intensiveres Quasisolo mischt sich darunter, und schon jetzt hat sich das Album voll und ganz bezahlt gemacht.
Abermals ein brillanter Übergang führt uns in noch härtere Gefilde. So richtig zufrieden zerstörungszuversichtlich, satt und pervers ertönt der Sprechgesang zum magendurchschlagenden Beat und den massiv aufgetürmten Bassquadern, sodass kaum noch Luft zum Atmen bleibt. Heulende Gitarren mischen sich unter die bassgeprägte Hitze der schwül herabdrückenden Melodie. Schon bald wird auch der letzte Hoffnungsschimmer auf Leben zerdrückt sein. Ultraschweres Riffing gräbt sich tief ins Unterbewusstsein. Mönchischer Gesang ergeht sich in unheiligen Beschwörungen und preist den Rachegott, der da zu uns spricht. Yes, I'm the horned, the evil one, rotten to the core. 'Be No More'.
Das Wiedererstehen des Letzten, soeben angekündigt, wird nun zu lyrischen, fragilen Gitarrenklängen besungen; sie sind von duftverströmender Schönheit, erfüllt von uralten Weisheiten. Eine heranrollende Schlagzeugschwingung lässt das alte Wissen wieder aufblühen und setzt sich in breiten Wellen elektrischer Gitarren fort, auf deren Rücken die Beschwörungen der Gläubigen in die entferntesten Regionen getragen werden. And they all sing a 'Lullaby', hate in the cradle. And they hope it will never die, spawn of the evil.
'Awakening'. Opernhaft, tragend, weiträumig, walgesanghaft sich fortsetzend, subtil und unbemerkt erfolgt die Erweckung des Bösen.
Erst jetzt, wo das Werk getan ist, fällt die unmerkliche Spannung der Vorbereitungszeit von den Adepten ab wie eine alte nutzlose Kutte, der man soeben entwachsen ist. Doch dies ist kein Wachstum im herkömmlichen Sinne. Es ist ein Entpuppen, ein Abwerfen der alten Haut, der seelische Regress, der sie auf eine ursprünglichere Entwicklungsstufe zurückführt. Wie ein Gewitter kommt die alte Schule des Metals hier knüppeldick zum Tragen. Kultige Powerdrums geben den Ton an, wild schwirren die Gitarren ums Feuer, tanzen in zuckenden Bewegungen um die lodernden Basszungen. Schnell pocht ihr Rhythmus, der dominierende Gesang des Priesters peitscht die Massen weiter auf, seine Subalternen liefern ein gemäßigteres und dennoch aggressives Echo, übersetzen den unglaublichen Hass, gießen ihn in preisendere Laute. Alles strudelt dem Abgrund zu; der Tanz formiert sich zu einem zerstörischen Zug, der halb Marsch halb Chaos ist. 'Turn Back To Ecstacy', restless and wild. - Lord of insanity, be by our side! Angetrieben von tierischem Instinkt, kanalisiert durch dämonischen Ritus, ziellos, doch zielgerichtet wogt das kollektive Tonmassiv immer höher und höher.
Es wird dunkel auf Erden. 'Eclipse'.
Die Kriegsmaschine ist in Gang gebracht. Nun entwickelt sie ihre eigene Dynamik; auf Steigerungskurs in apokalyptische Agonie. Ausgreifende, ehrgeizige Gitarren können der strengen Disziplin hart zupackender Riffs nicht entkommen, welche sie mit bleierner Wucht zusammenstauchen und zum stoisch voranmarschierenden Rhythmus zurück in Reih und Glied zwingen. Dröhnend und unaufhaltsam versetzt der gleichförmige Millionentritt den Boden in Schwingung. Die Erde bebt, die Luft vibriert, die Stimmung kocht; das ganze Erdenrund stinkt vor mordlüsternen Ausdünstungen und wird von schepperndem Rüstzeug in eine Kakophonie des Grauens getaucht; noch heute werden sie fallen, keiner kommt davon; die ganze Welt wird fallen, und mit ihr noch das letzte Prinzip; sogar die Zeit wird fallen, selbst diese Nacht - noch diese Nacht, durch diese Nacht: The Night 'The Night Will Fall'...
Das gesamte Unviversum gerät aus den Fugen. Seine Sphären verschieben sich, schrammen in rasender Geschwindigkeit aneinander vorbei. Wahrnehmbar sind nur die aufsummierten gröbsten Überlagerungen als beunruhigendes Basswummern. Gitarren kreischen dazwischen, Donner rollt, der Urstoff ändert seine Substanz, unmerklich tut sich etwas auf elementarster Ebene. Doch du kannst es spüren, etwas ist nicht in Ordnung. 'Phantasmagoria'. Es überrollt dich aus dir heraus, begräbt dich in sich. Deep into your phobia.
'Armageddon'. Fight!tback!!ackk!!Figh!t back!!ackk!!! Die Gitarre verspritzt sich in blutendem Strudel über aufgewühlten Bassschollen, durch die ein erbitterter Beat pflügt. Armageddon!!Fightbacf!htback!!!
Die Schlacht ist vorbei. Der Rest ist Schweigen. The silence when all dies. Es bleibt nur noch der Abgesang: Klarste Reinheit; ein metallisch-kristalliner Heavy Metal Blues in Obsidian. Once there was light and shade. Once there was time and space. I hear the echoes in the wind. I see the frozen lands. I tell forgotten tales, and listen to the violin. Who will remember love and hate, hate and sin? Into a neverending night, everlasting. Black are the colours, and it shows: Now it's all gone and over without return. There is no now or never, nothing will remain. 'No One Will Remember'.
Anspieltipps: Alles.
- Redakteur:
- Eike Schmitz