SCHARBOCK - Blickwinkel
Mehr über Scharbock
- Genre:
- (Death) Metalcore
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Eigen
- Release:
- 22.01.2011
- Preis des Lebens
- Sandmann
- Der Meister
- Frischfleisch
- Pervers
- Der Neue
- Scharbock
- Stalker
- Waltzzeit
- Feindbild
Brutaler Metalcore auf Deutsch vom Allerfeinsten!
SCHARBOCK (mittelalterlicher Begriff für Skorbut), die quälende Krankheit der früheren Seefahrer, die nach Zahnausfall und inneren Blutungen bis zum qualvollen Tod führen konnte, hat wieder zugeschlagen. Nein, nicht auf der "Gorch Fock" oder während der gerade zu Ende gehenden Travemünder Woche, sondern in Form eines kleinen, silber-glänzenden Rundlings von fünf Wahnsinnigen aus dem süddeutschen Geislingen: Metalcore vom Härtesten, Deathmetal-Injektionen ins Rückenmark und tonnenschweres Brutal-Riffing in den gepeinigten Nacken, lassen die Ohrmuscheln bluten und die Adern des geneigten Hörers gefrieren.
Trotz des immer wiederkehrenden Wechsels von bleiernem Zeitlupenriffing und explodierenden Blastparts, kombiniert mit der gleichbleibend extrem brutalen Wucht der gebrüllten und gegurgelten Vocals von Mikrofon-Vernichter Chris, bleibt das Album über die gesamte Strecke hinweg abwechslungsreich. Während man bei vielen Genre-Kollegen immer wieder über Wiederholungsbedingte Ermüdungserscheinungen beim Hören klagen muss, gilt dies nicht für diesen Zehn-Schädelspalter-Marathon der Schwaben.
Und die Texte? Tja, die sind genauso lieblich, wie schon auf dem Vorgänger "Geißel der Menschheyt". Es geht um wahnsinnige Mörder, die ihr Opfer genüsslich zerfleischen ('Frischfleisch'), 'Stalker', die dir das Leben zur Höllenqual machen oder abartige (Selbst-) Perversion in 'Pervers'. Also auch verbal nur allerhärteste Kost und absolut nichts für Zartbesaitete. Obwohl thematisch doch etwas anders gelagert in Ihren Gemetzelfantasien, passt es insofern nicht schlecht, bereits den "Tod aus Thüringen" - EISREGEN - live supportet zu haben.
Was man bei einer Eigenproduktion im Eigenvertrieb nun eigentlich gar nicht glauben kann, ist, dass das Ganze dann auch noch perfekt produziert ist. Der Sound ist genauso gewaltig und Knochen brechend wie das Dargebotene. Die fetten Gitarren zersägen das Innenohr, der Bass malträtiert die Magengrube und das Schlagzeug zertrümmert dir die Nackenwirbel mit dem Schlachterbeil, während die Produktion der Gesangslinien die Eingeweide erfrieren lässt – man wünschte, man sterbe an Skorbut, aber es ist ja nur… SCHARBOCK!
Anspieltipps: Frischfleisch, Scharbock, Der Neue, Waltzzeit
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Martin Rudolph