SEPULTURA - Morbid Visions/ Bestial Devastation
Mehr über Sepultura
- Genre:
- Thrash Metal/ Black Metal
- Label:
- Roadrunner/ Universal
- Release:
- 28.10.1997
- Morbid Visions
- Mayhem
- Troops Of Doom
- War
- Crucifixion
- Show Me The Wrath
- Funeral Rites
- Empire Of The Damned
- The Curse (Intro)
- Bestial Devastation
- Antichrist
- Necromancer
- Warriors Of Death
- Necromancer (Demo - Bonus Track)
- Anticop (Live - Bonus Track)
Die beiden Frühwerke der "Axt im Urwald" bieten brutalen Blackthrash der primitiven Sorte. Nichts für Schöngeister!
Vorbemerkung: Fans schöngeistiger Metal-Mucke dürfen diese Review mit einer gewissen Souveränität ignorant übergehen. Anhänger von angeschwärztem Thrash Metal der ruppigen Sorte hingegen seien hiermit ermutigt, dem ganz frühen Schaffen der Thrasher SEPULTURA ihre Aufmerksamkeit zu schenken.
Wir schreiben das Jahr 1984 a.D. Im brasilianischen Belo Horizonte gründen vier Metal-Kids eine Band namens SEPULTURA. In einem billigen Studio in der Stadt trümmert diese wilde Horde unter schwierigen Bedingungen ihr erstes Demo ein. Die jungen Burschen reden emsig auf den Produzenten ein, der zuvor nur Pop- und Country-Musik produziert hat, damit dieser den Sound nicht glattbügelt. Um den Mann gefügig zu machen, spielen sie ihm Scheiben von VENOM vor.
"Morbid Visions" und "Bestial Devastation" sind beseelt von roher Energie und einer großen Portion Aggression. Im Hinblick auf die Spieltechnik sind logischerweise etliche Abstriche zu machen, zumal SEPULTURA zur Zeit der Aufnahmen blutjung waren. Die Gitarren klingen immerhin auf beiden Alben recht massiv. Die Aufgeregtheit der Band führte dazu, dass die Klampfen auf "Morbid Visions" teilweise nicht korrekt gestimmt sind, was bei 'Funeral Rites' deutlich zu hören ist.
Auf beiden Alben regiert primitiver Blackthrash mit stakkato-artig gekeiften und gebrüllten Wortfetzen von Max Cavalera, der die Wörter für seine Texte seinerzeit aus einem kleinen Englisch-Wörterbuch zusammenklamüserte. Das Tempo der Stücke wird stets hoch gehalten. Gitarrensoli gibt es dagegen nicht allzu oft, waren die Spielfertigkeiten der Protagonisten doch noch unterentwickelt. Der Vorwurf des musikalischen Dilettantismus ist wahrlich nicht von der Hand zu weisen. Trotz alledem kann "Morbid Visions" mit 'Troops Of Doom' immerhin einen kleineren Hit verbuchen, der fortan häufig im Set der Brasilianer auftauchte.
Der vorliegende Release enthält mit 'Necromancer' den allerersten von SEPULTURA aufgenommenen Demotrack in schrecklicher Tonqualität und eine im Gegensatz dazu qualitativ gute Aufnahme von 'Anticop', einer Liveversion von 'Antichrist', die auf der "Chaos A.D."-Tour in Chicago aufgenommen wurde. Sie enthält einen komplett anderen Text, der der hiesigen Polizei gewidmet wurde. Besonders spannend ist es, die Originalversion mit dieser Liverversion zu vergleichen. Allein in Sachen Drumming liegen hier Welten zwischen beiden Aufnahmen im Hinblick auf die spielerischen Fähigkeiten der Musiker. Beide Bonustracks sind übrigens auch auf der Bonus-CD zu "The Roots Of Sepultura" (1996) zu finden.
Obwohl weder die Debüt-EP noch "Morbid Visions" als wegweisende Scheiben in die Metalgeschichte eingegangen sind, so dürften diese Aufnahmen doch den Underground angesichts der Brutalität des Songmaterials in Aufruhr versetzt haben.
SEPULTURA haben nie mehr derart roh und brutal geklungen. Und bei aller Primitivität der Kompositionen halte ich für mich persönlich fest, dass diese Songs mich mehr mitreißen, als die Stücke des Folgealbums "Schizophrenia" - obgleich dieses Album die Band unzweifelhaft als bessere Musiker mit stärkeren Kompositionen präsentiert. Wer also wissen will, auf welche Gehversuche herausragende Klassiker-Alben der Metal-Geschichte wie "Beneath The Remains" oder "Arise" fußen, der sollte dem ganz frühen Schaffen der "Axt im Urwald" (wie SEPULTURA nach dem Erscheinen von "Arise" in einem Printmagazin tituliert wurden) eine Chance geben. Dass diese Veröffentlichung freilich nur denjenigen Freude bereiten kann, die Alben wie "In The Sign Of Evil" von SODOM oder "Endless Pain" von KREATOR schätzen, das sollte so klar wie Kloßbrühe sein.
Der vorliegende Re-Release auf Roadrunner kam seinerzeit als schnieke Gold-CD mit ordentlichem Sound und interessanten Linernotes. Inzwischen dürfte diese Fassung leider recht rar sein.
Anspieltipps: Troops Of Doom, Warriors Of Death, Crucifixion
- Redakteur:
- Martin Loga