SPARKSSS, CAMILLA - Brutal'
Mehr über Sparksss, Camilla
- Genre:
- New Wave / Postpunk / Electronic
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Cargo
- Release:
- 05.04.2019
- Forget
- Are You Ok?
- Womanized
- So What
- She's A Dream
- Psycho Lover
- Messing With You
- Walt Deathney
- Sorry
Herausfordernde Elektro / New Wave Abfahrt.
Die schweizerisch-kanadische Sängerin CAMILLA SPARKSSS heißt mit bürgerlichem Namen Barbara Lehnhoff und veröffentlicht mit "Brutal'" (ja, am Ende gibt es wirklich diesen Apostroph) ein zweites Studioalbum. Manche kennen sie vielleicht auch von ihrer Post-Punk-Band PETER KERNEL. Und die 35 Minuten, die es hier zu hören gibt, sind wirklich ein spannender Mix. Nach einem Blick auf das düstere, aber auch nicht allzu ansprechende Coverartwork tauchen wir mit 'Forget' in dunklen, gotischen Post Punk mit leichten Electro-Einflüssen ein. Wer das Leben gerne hell und fröhlich mag, wird hier schon raus sein. Die gehaucht-geflüsterten Vocals zum Einstieg sind wenig lebenserheiternd. Auch instrumental (egal, ob es sich um reale Instrumente oder Klänge aus dem PC handelt) wird hier wenig für das genüssliche Radioerlebnis gemacht. 'Are You OK' beginnt mit Klängen, die auch zu einem indischen oder pakistanischen Pop-Hit passen könnte. Aber keine Sorge, auch hier gibt es keine Hitsingle. Barbara singt hier, und fügt der Melange auch elektronische Spielereien bei, ebenso wie World Music-Klänge. Völlig irrelevante Musik für den typischen Metal-Fan, aber für den weltoffenen Musikhörer definitiv eine spannende Reise. Bei 'Womanized' denke ich erst Mal an einen recht ähnlichen BRITNEY SPEARS-Titel, aber das gibt es hier natürlich nicht. Trotzdem haucht Camilla höchst feminin durch die Elektro-Klänge. Es entfaltet sich ein großartiger New-Wave-Song, der vor allem von der faszinierenden Stimme getragen wird.
'So What' atmet dann ganz stark den Geist der Achtziger Jahre, trotz der Elektrospielereien, die damals so nicht möglich gewesen wären. Das liegt am ultrapräsenten Bass, aber auch am unmelodischen Sprechgesang (der mit Rap wirklich nichts zu tun hat). Das weihnachtlich anmutende 'She's A Dream' ist natürlich der nächste Albtraum. Die aus dem Hip Hop stammenden Drumsounds sind trocken, die verschiedenen sich überlagendernden Gesangslinien sind nicht so großartig. Der schwächste Song. 'Psycho Lover' ist wieder etwas stärker, fußt vom Sound klar in der elektronischen Musik. 'Messing With You' ist für den Hörer sicher nicht die anstrengendste Nummer. Aber easy listening geht anders. Da wird mit Repetition gearbeitet, wie es unsere Leser sonst auch aus dem Doom kennen. 'Walt Deathney' ist aggressiver Pop mit dröhendem Unterbau. Die Gesänge sind so aggressiv wie sonst kaum. Phasenweise hat der Song pure Industrial-Elemente. Zum Schluss gibt es für den beanspruchten Hörer mit 'Sorry' eine Entschuldigung. Ein ruhiges Stücklein, das auch ein wenig dahin plätschert nach all den aggressiven Nummern. Dabei galoppiert es zum Ende hin irgendwie doch fast suizidal Richtung Abgrund.
Ganz klar: Wer auf diesen kruden Musikmix steht, wird hier seine helle Freunde haben. Für viele unserer Leser ist das aber zu weit weg vom normalen Metalkosmos. CAMILLA SPARKSSS braucht sich keine Sorgen machen, dass ihr mit dieser Scheibe der kommerzielle Durchbruch gelingen könnte, dafür ist die Musik zu verschroben. Doch halt: Auch NICK CAVE, NEW MODEL ARMY, PJ HARVEY oder diverse Geschichten zwischen Rock, Elektro und Pop haben Erfolg. Also könnte das hier schon gelingen.
Anspieltipps: Are You OK, Womanized, Walt Deathney.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer