STORMBORN - Zenith
Mehr über Stormborn
- Genre:
- Progressive Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Rockshot Records
- Release:
- 26.04.2024
- Call Of The Void
- Land Of The Servant King
- Fear Of A Monster
- The Unending Night
- Dawn Will Come Again
- Out In The Weird
- Serpentine
- Death Incarnate
- Echo
Grandioser und technisch brillanter Heavy Metal, garniert von teils überbordender Spielfreude.
Die britischen Heavy-Metaller STORMBORN haben wohl eine ebenso stürmische Bandgeschichte, wie es der Name andeuten könnte. Gegründet in London im Jahr 2007, musste der Fünfer schnell mit diversen Umbesetzungen kämpfen, bevor schlussendlich mit "Stormborn" im Jahr 2012 ein durchaus vielversprechendes Debüt erschien. Aufgebaut werden konnte auf das solide Fundament des Erstlings aber nicht, denn nach ein paar turbulenten Jahren verabschiedete sich die Band 2019 in eine Pause, bevor 2021 schließlich ein Comeback in Originalbesetzung mit der Ergänzung von Sänger Chris Simmons erfolgte. Gekrönt wird selbiges nach einigen Singles nun vom Zweitwerk "Zenith", das den erfolgreichen Neuanfang für die Engländer endgültig besiegeln soll.
Musikalisch hat das Quintett dabei durchaus eine spannende Mixtur im Gepäck, die weit über den klassischen Heavy Metal britischer Prägung hinausgeht, der auf dem Debüt noch deutlich präsenter war. Am Ende könnte man die neun Tracks vielleicht am besten als wilden Mix aus YNGWIE MALMSTEEN, IRON MAIDEN und JUDAS PRIEST beschreiben. Bevor wir die genau Zusammensetzung des musikalischen Rezepts genauer bestimmen können, gilt es aber erst einmal die Hürde des Intros 'Call Of The Void' zu überwinden, das zwar viele interessante Momente im Gepäck hat, in meinen Ohren aber hoffnungslos zu lang geraten ist. Gut, dass 'Land Of The Servant King' danach mit durchgetretenem Gaspedal ordentlich nach vorne geht und mit abwechslungsreichem Songwriting für erste hochgezogene Augenbrauen sorgt. Die oben genannten Assoziationen zu JUDAS PRIEST werden dabei vor allem von den klassischen NWoBHM-Riffs hervorgerufen, die den Song nach vorne peitschen. Ebenfalls lässt Chris mit seinem herben Organ oftmals an Rob Halford denken, während die Gitarrenfraktion in den melodischeren Momente klar den Geist der Eisernen Jungfrauen heraufbeschört. Ein Hang zur Theatralik und proggige Arrangements rufen schließlich SYMPHONY X als Einfluss auf den Plan, während die sehr neoklassischen Leads und Sweeps schnell die Brücke zum Flitzefinger-Vorvater Mr. Malmsteen schlagen.
Alles in allem ist das ein hochbrisanter und großteils wirklich spannender Stilmix, der mir angesichts der Liebe zu allen Bestandteilen vom Fleck weg gut gefällt. Manchmal wirken die Briten bei aller Kreativität aber doch etwas verloren in ihren Kompositionen, die vielleicht stellenweise versuchen, zu viele Ideen in relativ überschaubare Spielzeiten zu packen. 'Dawn Will Come Again' ist da etwa ein gutes Beispiel, denn auch wenn hier die Hookline komplett zündet, ist die Fingerakkrobatik von Laurence Armitage und David Viner bei aller Klasse manchmal doch etwas zu viel des Guten, wenn etwa der gesamte Mittelteil mit rasanten Leads zugekleistert wird. Passt aber das Verhältnis zwischen technischen Kabinettstücken und kompaktem Songwriting, dann ist der Fünfer eine Band, die man schlicht nicht ignorieren kann. So gehören 'Fear Of The Monster' oder 'Serpentine' glasklar zu den stärksten Songs, die ich im noch jungen Musikjahr 2024 bisher gehört habe, auch weil sie eben spielend Epik, Eingängigkeit und Finesse miteinander verbinden. Gerade das primäre Lead-Riff von 'Serpentine' ist ein massiver Ohrwurm, der sich so schnell nicht mehr aus dem Gehörgang vertreiben lässt. Und ja, auch das ausladende Epos 'Echo', das die Platte getragen beendet, ist ein echter Höhepunkt, den man nicht übersehen sollte, und zeigt, dass die Briten eben auch noch mehr drauf haben als kompakt-rasante Heavy-Metal-Hymnen.
Schlussendlich bleibt da nur zu hoffen, dass STORMBORN uns diesemal erhalten bleibt, denn die DNA der Band ist unheimlich vielversprechend und hat das Potential zu echten Großtaten. Von selbigen ist auch "Zenith" schon nicht weit entfernt, auch wenn ich für die ab und an etwas ziellose Fingerakkrobatik 1,5 Zähler in der B-Note abziehen muss. Zu 8,5 Punkten mit starker Tendenz nach oben reicht es dennoch, weshalb auch ihr euch dringend einmal die Sturmgeborenen aus London zu Gemüte führen solltet.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs