THY ART IS MURDER - Human Target
Mehr über Thy Art Is Murder
- Genre:
- Deathcore
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Nuclear Blast Records
- Release:
- 26.07.2019
- Human Target
- New Gods
- Death Squad Anthem
- Make America Hate Again
- Eternal Suffering
- Welcome Oblivion
- Atonement
- Voyeurs Into Death
- Eye For An Eye
- Chemical Christ
Irgendwie stumpf? Irgendwie gut!
Australiens extremster Metal-Export ist kurz nach der Winter-Europatour mit PARKWAY DRIVE schon wieder fleißig gewesen und bringt mit "Human Target" den nächsten Genickbrecher unters Volk. Hasserfüllte, bösartige Prügelattacken mit ultratiefen Deathcore-Riffs und wüster Death-Metal-Höllenstimmung ist man von den Herren aus Sydney schon länger gewohnt, da macht das fünfte Album der Band selbstverständlich keine Ausnahme. Wie schon beim Vorgänger "Dear Desolation" gibt es zehn Songs lang geballt etwas auf die Fresse, und nach kaum 40 Minuten ist der Spaß auch schon wieder vorbei.
Vom etwas ausladenden und atmosphärisch-verschleppten 'Eternal Suffering' und dem doomigen 'Welcome Oblivion' abgesehen bietet "Human Target" auf den ersten Blick keine Überraschungen. Das corige Geprügel mit ultratief gestimmten Gitarren und dem wie gewohnt menschenverachtend brüllenden CJ wirkt in Teilen schon etwas ermüdend und stumpf. Das gewisse Etwas versteckt sich hier aber im Detail: Die deutlich dosierter eingesetzten Breaks als bei der Deathcore-Konkurrenz, die in disharmonischen Gitarrenkeulen gelebte Nähe zum klassischen Death Metal, gelegentlich mächtig stampfende Mosh-Parts und generell die Fähigkeit, ihre Songs aufs Wesentliche herunterzubrechen – in all diesen Aspekten ist THY ART IS MURDER schlicht und ergreifend besser als die zahllosen Nacheiferer. Da wird bei 'Atonement' gekonnt zwischen moderaten Thrash-Einlagen, Doom-Hämmern und wahnwitzigen Doublebass-Rasereien gependelt und die schwarze Atmosphäre gelegentlich durch flirrende Gitarrenlinien erhellt; da liefert 'Make America Hate Again' einen genial eingängigen In-die-Fresse-Refrain; da wird bei 'Eye For An Eye' ein beinahe nachdenkliches Gitarrenthema über eine atemlose rhythmische Hetzjagd gesetzt; da entpuppt sich 'Death Squad Anthem' als absolut unwiderstehliches Groove-Monster – THY ART IS MURDER steht für Extremes mit Qualität, Abnutzungserscheinungen hin oder her.
Erwähnenswert ist noch die Tatsache, dass das übliche Religionsbashing der Band auf "Human Target" ausbleibt und fast ausschließlich dystopische Sozialkritik geübt wird: organisierte illegale Organentnahme, Suchtverhalten und -kultur, sexuelle Gewalt, die psychische Verstümmelung der Gesellschaft durch die sozialen Medien, privatisierte Strafanstalten, die Rache der Erde an der egoistischen, zerstörerischen Menschheit - "Human Target" ist ein schonungsloser gesellschaftskritischer Rundumschlag, genau der Soundtrack also, den unsere Gegenwart braucht.
Wem THY ART IS MURDER nicht generell zu derb ist und wer sich nicht am etwas stumpfen Gleichklang der australischen Metzelinstitution stört, kommt auch mit "Human Target" wieder voll auf seine Kosten. Genial im Detail und inhaltlich relevant – gute Arbeit!
Anspieltipps: Death Squad Anthem, New Gods, Atonement
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Timon Krause