TUSMORKE - Nordisk Krim
Mehr über Tusmorke
- Genre:
- Progressive Folk Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Karisma Records
- Release:
- 26.02.2021
- Ride The Whimbrel
- Age Of Iron Man
- Mumia
- Cauldron Bog
- Dog's Flesh
- Moss Goddess
- Black Incubation
- Et Moselik
- Heksejakt
- (The Marvelous And Murderous) Mysteries Of Sacrifice
Ein Album zum darin Versinken!
Ich habe mir schon etwas Sorgen um TUSMORKE gemacht. Immerhin gab es 2020 kein neues Album. Und das bei einer Band, welche auch mal zwei pro Jahr etwas raushaut. Da kann man schon mal nervös werden.
Dabei git es eine einfache Erklärung. Die norwegischen Psychedelic-Folker haben sich ein Herzensprojekt erfüllt und ein Doppelalbum mit einer Laufzeit von knapp 80 Minuten geschrieben. Da man bisher immer so um die 40 Minuten unterwegs war, ist somit alles irgendwie beim Alten, nur eben doppelt so lang. Begründet ist diese Tatsache darin, dass "Nordisk Krim" ein Konzeptalbum über Moorleichen in Dänemark ist. Das titelgebende "nordische Verbrechen" bezieht sich aber weniger auf die Leichenfunde und erste Vermutungen, es handele sich um Mordfälle, sondern auf die Tatsache, dass diese Körper gewaltsam dem Moor entrissen wurden, um nun ihr Zuhause in irgendwelchen Museen zu finden. Der Mensch hat nun den Göttern Ihre Opfergaben entwendet und in Ihrer Ruhe gesört. Dieser thematische Hintergrund bietet eine absolute Steilvorlage für TUSMORKE und die musikalische Umsetzung.
Der fantastische psychedelische Klangteppisch wird immer wieder, und deutlich folklastiger als bei den letzten Hauptwerken, aufgerissen und zerfasert, um dann kongenial und variantenreich neu zusammengesetzt zu werden. Fast durchgängig blubbert, plätschert und gluckert es durch die zehn Tracks, als würde uns TUSMORKE direkt mit durch die Sumpflandschaft ziehen. Dieser morbide Charme passt auch einfach perfekt zu der vordergründig fröhlichen, bizarren Folk-Melange, die aber immer wieder gebrochen wird und somit einfach herrlich verstörend wirkt. Trotzdem schafft es die Band erneut, und gefühlt sogar besser als jemals zuvor, eingängig zu rocken und trotz massivem Pilzkonsum nie den Faden zu verlieren. Außnahme bildet das gegen Ende doch derb upgespacte Instrumental 'Dog's Flesh'. Sowas muss man wirklich mögen. Hört euch im Gegenzug dann mal "Ride The Whimbrel" an - das ist in dieser Form einfach nur Weltklasse. Beide Songs zeigen schön die Bandbreite ab, welche die Band sich 2021 abgesteckt hat.
Der Rest spielt sich genau zwischen diesen Eckpfeilern ab. Ein Highlight wie 'Black Incubation' oder auch 'Moss Goddess' können nur ganz wenige Bands servieren. Hier passt alles zusammen. 'Et Moselik' könnte mit anderem Text auch durchaus auf die folklastigeren Kinderalben passen, und 'Heksejakt' klingt direkt wie vom bisherigen Karrierehöhepunkt "Fjernsyn I Farver" herübergebeamt. Diese beiden Lieder sind auch die einzigen Tracks, welche noch in der Muttersprache norwegisch umgesetzt wurden.
Wer jetzt Angst hat, die persönliche Lieblingsband würde jetzt weniger authentisch oder obskur klingen, dem darf Entwarnung gegeben werden. 'Death Czar' war stark, und auf diesem Niveau befinden sich hier auch alle englischen Songs. Ich gehe sogar so weit, dass die Band mit 'Age Of Iron Man' noch obskurer klingt als jemals zuvor. Diese "The-Band"-Vibes klingen fast wie eine Parodie auf die zahlreichen skandinavischen Szenevertreter.
Mein persönliches Highlight kumuliert dann im letzten Track des Albums. In gut 18 Minuten setzen Orgel und Flöte so geniale Akzente, dass mir fast die Tränen kommen. Dieser Song ist ein fantastischen Beispiel, wieviel Zeit man sich lassen sollte, um alle Segmente so wirksam wie möglich auszuformulieren und es trotzdem schafft, am Ende einen passenden Abschluss zu finden.
Ich bin restlos begeistert von diesem Album - es wird sicherlich eine gewichtigere Rolle in meinen Jahrescharts spielen. Ich setze jetzt meine Schnorchelmaske auf und gehe weiter auf Entdeckungsreise im Moor.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal