UNSEEN FAITH - Waver
Mehr über Unseen Faith
- Genre:
- Deathcore / Djent / Postcore
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Elevation PR / Prime Collective
- Release:
- 25.08.2017
- Lost World
- Friend Of The Devil
- Dystopia
- The Sceptic
- Intermission
- (Don't) Fear
- S.O.S.
- Tree
- Interlude
- Anchor Me
Djent macht den Deathcore-Kohl auch nicht mehr fett.
Spätestens seit dem Release des letzten THY ART IS MURDER-Albums "Dear Desolation" mit seiner massiven Death-Metal-Schlagseite sollte allen klar sein, dass mit klassischem Deathcore, der allein Gewicht auf Geschrei, groovige Riffs und inflationäre Breakdowns legt, kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist. Die Australier haben die wohl einzig sinnvolle Marschrichtung vorgegeben – und nun sehen Bands wie EMMURE, WALKING DEAD ON BROADWAY, und leider auch UNSEEN FAITH vollends alt aus.
Der letztgenannte, blutjunge Fünfer aus Aarhus legt uns diesen Spätsommer mit "Waver" sein Debütalbum vor, das musikalisch unglücklicherweise noch voll in diese abgenutzte Kerbe schlägt. Die Dänen bringen auf ihrem ersten Langspieler zwar durchaus mehr Herzblut ein als die (wohl zurecht) vielgescholtenen Prügelknaben von EMMURE, klingen auch noch nicht ganz so abgestumpft wie ihre amerikanischen Artgenossen, wissen ihrer abgedroschenen Spielart bis auf einige djentige Ausflüge aber leider auch nichts Neues hinzuzufügen.
Wenn beim Opener 'Lost World' djentige Gitarrensounds mit altbekanntem Gebreakdowne die Verse zerhacken, darüber noch gelegentlich eine spacige Obermelodie erklingt und bellendes Geschrei in bester Frankie-Palmeri-Manier den Laden zertrümmert, ist die mentale Schublade augenblicklich gefüllt und geschlossen. Dabei sind die Skandinavier eigentlich nicht einmal sonderlich einfallslos unterwegs, bringen vielmehr eine recht gefällige, moshtaugliche und bisweilen sogar nachdenklich rockige Mixtur aufs Parkett. Trotzdem will der Funke selten so richtig überspringen, gerade auch weil sich die genannten Elemente zu häufig wiederholen und auch UNSEEN FAITH Déjá-vue-Effekte en masse im Gepäck hat. Von den aggressiven Nummern überzeugen eigentlich nur 'The Sceptic', weil hier der steril-generische Sound mit einer überzeugend bösartigen Note nachgeschärft wird, sowie das wohlig post-corig gefärbte 'Friend Of The Devil'. Ins Ziel retten sich die Nordeuropäer außerdem mit einem Schwenk zum Albumende hin, weil die letzten drei Tracks eine ganze Spur zurückgenommener ausfallen und mit beinahe introvertierten, atmosphärischen Sounds überraschen.
Gegen die Genrekönige THY ART IS MURDER zieht UNSEEN FAITH klar Kürzeren. Auch ist der inhaltliche, spirituell-religiöse Approach in meinen Augen durchaus interessant, aber keineswegs so einzigartig für harte Musik wie im Promoschreiben behauptet wird – man denke nur an Abrisskapellen wie SAVING GRACE, WAR OF AGES oder THE ADVENT OF A MIRACLE. Beinharten Genrefans kann man "Waver" durchaus ans Herz legen – den fünf jungen Herren empfehle ich allerdings eine baldige Neubesinnung für künftige Taten.
Anspieltipps: The Sceptic, Tree, Friend Of The Devil
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Timon Krause