VENUES - Aspire
Mehr über Venues
- Genre:
- Alternative / Pop Rock / Post Hardcore
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Arising Empire
- Release:
- 27.07.2018
- We Are One
- Lights
- The Longing
- Fading Away (ft. Chris Wieczorek)
- The Epilogue
- Dilemma
- My True North
- Star Children
- Nothing Less
- Shades Of Memory
- Silence
- Ignite
Stuttgarter Pop Rocker peilen den Mainstream-Alternative-Markt an.
Ein Attribut, das auf das Debütalbum "Aspire" der sechs Stuttgarter Rocker VENUES definitiv passt, ist "fehlerlos". Was selbstredend nicht gleichbedeutend ist mit "makellos", aber dazu gleich. Die Namensänderung der als BREAK DOWN A VENUE gestarteten Melodic-Rock-Formation zum schlichten VENUES verortet die Band namentlich stärker in der boomenden Post-Hardcore-Ecke, und der Opener 'We Are One' bestärkt mich in dieser ersten Einschätzung, wobei der sanfte, feinfühlig produzierte Sound des Zwölftrackers auch eine starke Pop-Schlagseite erkennen lässt. Dazu passt auch der kristallklare Gesang von Frontdame Nyves Krithinidou, die dem Album nachhaltig ihren Stempel aufdrückt. Keine Spur von Reibeisen, dafür eine astreine Performance, die "Aspire" im Prinzip für alle Hörerschichten zugänglich macht. Ein kluger Schachzug ist die Verankerung des ungewöhnlich schrei-röhrenden zweiten Sängers Robin Baumann, dessen Stimmlage zwar etwas arg eintönig genutzt wird, dem melodischen Bandsound aber willkommene Kontraste hinzufügt.
Und so versammeln sich auf "Aspire" zwölf fluffig rockende und effiziente Nummern mit poppig eingängigen Refrains, die nach einigen Durchläufen unerwartet hartnäckige Widerhaken in den Gehörgängen werfen. Während 'We Are One' und 'Lights' noch eher die obligatorischen zahmen Vorstellungsnummern markieren, gibt es zum Glück auch einige Songs mit mehr Pep und höherem Wiedererkennungswert: Beim härter riffenden 'Dilemma' stimmt die Balance aus hintergründigen Screams und energetischem Klargesang; auch der markige Kehrvers setzt eine starke Duftmarke. 'Fading Away' ist auch im Songaufbau ausreichend spannend geraten, um im poppigen Gesamtpanorama für Abwechslung zu sorgen; das gänzlich akustisch beginnende, insgesamt aber sehr punkige 'My True North' setzt nochmal Akzente in eine neue Richtung und unterstreicht den kreativen Approach der Württemberger. Die übrigen Songs werden souverän, aber weniger spannend über die Bühne gebracht, wobei der Abschluss 'Ignite' das Banddebüt insgesamt ordentlich abrundet.
Die Stärke von VENUES liegt eindeutig in der Fähigkeit, sich trotz klarer Ausrichtung gen Pop Rock und Post Hardcore nicht festzulegen, flexibel zu bleiben, und dabei trotzdem schlüssige Songs zu schreiben – andere vergleichbar breit aufgestellte Kapellen scheitern hier an der ja generell schwer vermeidbaren Inkonsistenz. Musikalisch blitzsauber, mit dem Alleinstellungsmerkmal des Frontduos ausgestattet, könnte die Reise für VENUES ziemlich schnell ziemlich weit nach oben führen - blieben da nicht noch einige Wermutstropfen. Aufgrund der süßlich-poppigen Klangbildes wandelt die Band grundsätzlich auf einem sehr schmalen Grat zwischen Mainstream-Langeweile und höherem Anspruch. Und während die Rhythmusfraktion durchaus Akzente zu setzen vermag, beschränkt sich die Arbeit der beiden Gitarristen leider auf softes Alternative-Rock-Geriffe und ein paar seichte Melodieeinwürfe (Ausnahme: 'My True North'). Von den beiden Frontern würde ich mir wiederum wünschen, noch an ihren zweifellos vorhandenen Fähigkeiten zu feilen. Nyves Krithinidou deutet an, dass sie auch das Zeug zur Powerfrau hat, klingt ingesamt aber doch sehr brav und auf Sauberkeit bedacht – mehr GUANO APES, weniger EVANESCENCE wäre wünschenswert, überspitzt gesagt. Robin Baumann könnte wiederum mehr Variabilität an den Tag legen, und sich dabei gerne gleich mehr Anteile am Gesamtsound erobern.
Mit der auf "Aspire" ausgerichteten musikalischen Orientierung dürfte VENUES vor allem auf dem US-Alternative-Rock-Markt schon eine Chance haben. Nüchtern betrachtet sind die sympathische Süddeutschen kaum drei Jahre nach Bandgründung ziemlich fehlerlos unterwegs, aber für meine Einschätzung auch noch eine ganze Spur zu brav. Traut euch, Leute, hier geht noch einiges!
Anspieltipps: Fading Away, Dilemma
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause