VIRGIN BLACK - Sombre Romantic
Mehr über Virgin Black
- Genre:
- Epic Gothic Metal
- Opera De Romanci
- Embrace
- Walk Without Limbs
- Of Your Beauty
- Drink The Midnight Hymn
- Museum Of Iscariot
- Lamenting Kiss
- Weep For Me
- I Sleep With The Emperor
- A Poet\'s Tears Of Porcelain
Das Debut-Album "Sombre Romantic" der Australier VIRGIN BLACK das sich da in meinen CD-Rotator verirrt hat, lässt mich mit offenem Mund vor der Brüllbox sitzen und in Ehrfurcht erstarren. So viel vorweg.
Ja, richtig gelesen, Gothic Metal vom Feinsten diesmal nicht aus Germania oder Skandinavien, sondern aus Down Under. Man möchte kaum glauben, dass man es bei diesem in Arrangements, Klangbild und Spieltechnik absolut ausgereiften Werk mit einem Erstling zu tun hat. Die Fünfer-Kombo um Sänger, Keyboarder und Chefschreiberling Rowan London und Gitarristin und Songwriterin Samantha Escarbe hat hier derart Gewaltiges vollbracht, dass ich für weitere Veröffentlichungen, die noch ausgefeilter werden, fast um meine geistige Gesundheit fürchten muss.
Womit haben wir es hier zu tun? Das ist bei dem äußerst breiten Spektrum an Klängen und musikalischen Einflüssen nur schwer zu sagen.
Die Scheibe beginnt mit einem ausladenden orchestralen Intro, das sich über zwei Tracks erstreckt, dominiert von Celli und Chören: Das Phantom der Oper meets Carmina Burana. Spätestens die Riffs und Chöre auf Track Zwei drücken mich in den Sessel; ein schwerer Gitarrenteppich - der mich ein wenig an The 3rd And The Mortal erinnert - und filigrane erste Sologesänge legen sich über die Arrangements. So richtig die Haare geföhnt bekomme ich dann beim komplex und variabel arrangierten "Walk without Limbs", wo sich elektronische Beats hinzugesellen und mir ins Ohr gekreischt wird, dass es einem das Rückrat vereist. Ähnlich überraschend gestaltet sich das Hören der restlichen CD, keine Sorge, da kommt keinen Moment Langeweile auf.
Beim ersten Hören ist man einfach überfordert von soviel Abwechslungsreichtum und Komplexität, aber spätestens beim dritten Durchlauf, wenn die Strukturen einigermaßen erfasst sind, möchte man in stiller Andacht auf die Knie gehen vor so viel erfrischend innovativer Genialität. Die CD ist absolut nichts für Nebenbei, man muss eine geeignete Lautstärke und Muße haben, dieses Prachtstück in vollen Zügen zu genießen.
Allein die Vocals sind durch Chöre, weiblichen Gesang, Grunts, Kreischen und den wunderschön traurigen und erhabenen Bariton des Lead-Singers derart abwechslungsreich, dass schon dadurch der Silberling nur schwerlich langweilig werden könnte, aber nicht genug damit, nein, die Arrangements, Songstrukturen, überraschenden Breaks und Hooklines müssen so ausgefeilt und variabel sein, dass man wie gesagt anfänglich völlig überfordert ist. Da findet man brachiale Gitarrengewalt, opernhafte Klassikelemente, Black Metal, Gothic, Doom, gefühlvolle, balladesk anmutende Passagen, mittelalterliche Chöre und Harmonien so gemütlich vereint, dass es eine Freude ist. Besonders der Operncharakter, der oftmals durch die Vocals zum Tragen kommt, gibt dem Ganzen eine unverwechselbare Note, die diesen Erstling aus der Masse des symphonischen Gothic Metal heraushebt.
Dieser Klang ist mit nichts direkt zu vergleichen, was ich kenne, aber wer einen Anhaltspunkt benötigt, um sich musikalisch zu orientieren, dem sei eine gelegentliche Verwandschaft mit Klangstrukturen von THE 3RD AND THE MORTAL, TRISTANIA, ESTATIC FEAR, SAVIOUR MACHINE oder LACRIMAS PROFUNDERE nahegelegt, aber zu sehr daran orientieren würde ich mich nicht.
Für mich, abschließend erwähnt, definitiv die Hammerscheibe des Monats, was den Bereich Gothic Metal angeht, und eine große Hoffnung für zukünftige Entwicklungen. Hier wurde bravourös erwiesen, dass Australier auch anders können als nur Didgeridoo zu spielen. *g* Beide Daumen zeigen begeistert nach oben!
Da der Silberling als Konzept produziert ist, wird es äußerst schwer, einige Anspieltipps zu benennen, die zudem auch noch das klangliche Spektrum des Könnens abdecken sollen. Ich lege einfach mal los und tippe blind auf das Cover (das übrigens sehr edel und schaurig designed ist, fast zwanghaft möchte man es sich als Poster an die Wand hängen):
"Embrace" (für klassische Bombastchöre)
"Walk Without Limbs" (für Liebhaber harter Gitarren, Geschrei und elektronischer Bässe)
Der volle Song
"Drink The Midnight Hymn" (für die Schwarzmetaller unter uns)
33 Sekunden Sample
"Museum Of Iscariot" (für Liebhaber ausladend episch-klassischer Balladen)
47 Sekunden Sample
Die Gesamtspielzeit beträgt 44:27 Minuten, akzeptabel und den Preis wert. Leider liegt mir nur eine Promo vor, so dass ich mich zu Qualität und Gesamtdesign des Booklets nicht äußern kann.
- Redakteur:
- Andreas Jur