VOICE OF RUIN - Acheron
Mehr über Voice Of Ruin
- Genre:
- Death Metal / Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Tenacity Music
- Release:
- 27.09.2019
- Tanatophobia
- Rotting Crows
- Salem
- Holy Venom
- One Way Overdose
- Dark Water
- Mass Grave
- Suffer - Recover
- Hypochondriac
- Parasomnia
- Blessed Be The Fruit
Eindringliches, hartes, groovendes und abwechslungsreiches Melodic-Death-Album, das der kommerziellen Versuchung widersteht.
Auf VOICE OF RUIN aus der Schweiz bin ich durch die Rezensionen des Kollegen Krause zu deren Anfangsphase aufmerksam geworden, der das Debütalbum "Morning Wood" trotz derb-zotiger Lyrik recht vielversprechend fand, dafür mit der folgenden Remix-EP "Consumed" so gar nichts anfangen konnte. Verständlich, aus hiesiger Sicht, denn selten ward einem Rocksong etwas Gutes getan, wenn man ihn elektronisch verwurstet hat. Nun hat allerdings Timon deutlich affinere Ohren für modernen Death Metal als der nun berufene Rezensent, und so stellt sich die Frage, ob die Band halt einfach Pech gehabt hat, dass sie dieses Mal in meinen Fängen gelandet ist?
Nun, das würde ich gar nicht mal sagen, denn mit ihrem dritten regulären Studioalbum "Acheron" bestätigen die Schweizer die Entwicklung hin zu einer stilsicheren, instrumental und klanglich stark agierenden Melodic-Death-Metal-Band, und sie umschiffen hierbei gekonnt die Klippen, an welchen sie in meiner Gunst hätten zerschellen könnten. Zum einen enthalten sie sich konsequent allzu elektronischer Entgleisungen, und zum anderen sind die auf dem Debüt noch markanteren Einflüsse des meist durchaus unsäglichen Melodeath-Metalcore-Mixes der Marke BULLET FOR MY VALENTINE nicht nur deutlich geringer geworden, sondern kaum mehr auszumachen. Außer vielleicht ein Stück weit beim dennoch gelungenen 'Suffer - Recover', das mit cleanen Gitarren und auch noch mit dem Wechsel zwischen (halbwegs) klarem Gesang und Kreischen arbeitet, den man gerne mit dem Metalcore-Genre assoziiert.
Nachdem erste Zweifel also ausgeräumt sind, können wir uns voll und ganz dem weiteren Material widmen, und jenes zeichnet das gegenwärtige Antlitz von VOICE OF RUIN in erster Linie mit gemäßigtem Death Metal und stets sehr melodischer, gedoppelter Leadgitarrenarbeit, die sich in nachvollziehbaren, songdienlichen Strukturen bewegt. Die Platte ist zudem für Freunde modernerer Sounds hervorragend transparent und heavy produziert, was manchem Anhänger der alten Schule vielleicht zu laut, zu glatt und brachial sein mag. Doch wer sich gerne mit einer Nordström/Udd-Fredman-Produktion die Dröhnung gibt und seinen Death Metal dann naturgemäß eher bei HYPOCRISY und AT THE GATES findet als bei GRAVE und DISMEMBER, der liegt mit "Acheron" goldrichtig, und wenn er zudem noch auf behutsam dosierte Elemente aus dem leicht progressiven Groove-Thrash steht, wie man sie etwa im Spätwerk von CORONER oder bei GURD findet, dann gibt es noch einen zusätzlichen Bonus, beispielsweise direkt beim Opener 'Thanatophobia'.
Auch kompositorisch trifft die Band immer wieder ins Schwarze, denn die Songs bleiben schnell hängen und überzeugen auch in Sachen Abwechslungsreichtum, da sowohl die Geschwindigkeiten als auch die Stimmungen geschickt variiert werden, wofür etwa das zwischen Hacken und Grooven sauber ausbalancierte 'Dark Water' ein tolles Beispiel ist, bei dem - was selten der Fall ist - auch der Gesang bisweilen seine Konturen verliert und ins Brachiale ausufert. Das ist indes nicht störend, sondern als gezielt eingesetzter Effekt sehr wirkungsvoll, denn ansonsten sind die Vocals meist sauber artikuliert und gut nachvollziehbar. Der schwarze, lavaartige Groove von 'Mass Grave' birgt in meinen Ohren die eine oder andere SAMAEL-Assoziation, und bildet einen schönen dynamisch Kontrast zum progressiv-sanftmütigen Leadgitarren-Fade-out.
Damit solltet ihr euch ein erstes Bild vom Schaffen der Waadter gemacht haben. Auch wenn mir erdigerer, basischerer Death Metal persönlich mehr liegt, finde ich durchaus Gefallen an VOICE OF RUIN und kann das Album bedenkenlos jenen empfehlen, die sich ein eindringliches, hartes, groovendes und abwechslungsreiches Melodic-Death-Album ins Haus holen möchten, das ganz entschieden der Versuchung widersteht, in allzu kommerzielles Fahrwasser zu geraten.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle