VORBOTEN, DIE - Existenz
Mehr über Vorboten, Die
- Genre:
- NDH
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Sonic Attack / Soulfood
- Release:
- 09.11.2012
- Regelwerk
- Monotony
- Schneller
- Existenz
- Massenmedien
- Menschenfresser
- Zum Meer
- Ein Funke
- Ehrgeiz
- Krautsinfonie Cis-Moll Op.2 (KV 14)
- Schuld
- Schlachtbank
- Trägheitszeit
- Jung & Alt
Neue Deutsche Härte mit außerordentlicher Dramaturgie
Bereits die zahlreichen EP-Releases suggerierten, dass DIE VORBOTEN eine wirklich Ernst zu nehmende Konkurrenz für die derzeit etwas müderen NDH-Giganten sind. Doch erst mit der Veröffentlichung der neuen Full-Length stößt die Kapelle aus Wismar in Regionen vor, die bislang wohl tatsächlich nur Acts wie MEGAHERZ, WEISSGLUT und selbstredend die Originale namens RAMMSTEIN und OOMPH! betreten haben. Doch DIE VORBOTEN fügen der ganzen Sache noch zahlreiche weitere Elemente hinzu, insbesondere was die Theatralik in den einzelnen Arrangements betrifft. Da treffen teils richtig dramatische Wendungen in der Vokal-Performance auf brachiale Riffs, da stürzen hektische Melodiebögen über die gelegentlich martialische Werkschau herein, und wenn es dann mal ganz extrem wird, scheint die Sache völlig durchgedreht und endet in einem ziemlich wilden Crossover, der sich von eben jenen theatralischen Inhalten immer wieder in die absolute Eigensinnigkeit lenken lässt. Oder anders formuliert: "Existenz" ist vielerorts gewagt und lebendig, aber vielleicht gerade deshalb so unglaublich interessant.
Was DIE VORBOTEN zum Beispiel auf Anhieb geschafft haben, ist eine gewisse Unabhängigkeit mit ihrer Musik zu erzielen. Der Terminus Neue Deutsche Härte beschreibt nur noch marginal, mit welchen Stilmitteln die Wismarer arbeiten, und auch wenn eben diese teils simple Rifftechnik einen großen Teil des Gitarrenfundaments bestimmt, so lauern hier und dort immer wieder ein paar überraschende Elemente, die "Existenz" in eine wahre Wundertüte verwandeln. Muss man beispielsweise im Opener 'Regelwerk' noch befürchten, die Band könnte die Kontrolle über ihre Songs alsbald aus der Hand geben, belehrt man den Hörer relativ schnell eines Besseren und etabliert mit 'Schneller' und 'Ein Funke' sogar zwei richtig starke Hymnen. Aber auch sonst bleibt alles homogen, nur eben mit vielseitigeren Mitteln. 'Monotony' ist Stoff für die pure Härtner-Einheit, 'Menschenfresser' dürfte Verfechtern des NDH-Ursprungs sofort gefallen, 'Ehrgeiz' ist ein weiterer Single-Favorit, und auch das deftige 'Schlachtbank' und das melodische 'Jung & Alt' die zusammen schon einen gewaltigen Kontrast abgeben, funktionieren in der Songwriting-Union, die DIE VORBOTEN auf "Existenz" mit jedem weiteren Stück noch mehr festigen.
Am Ende des 14-teiligen Durchgangs fühlt man sich angezählt ob der bemerkenswerten Energieleistung, gefordert wegen der zumeist etwas anspruchsvolleren Kompositionen und belohnt für den Umstand, dass man sich nicht direkt von den eher ungewöhnlichen Ideen der Band hat abschrecken lassen. "Existenz" ist kurz vor Toreschluss das Album des Jahres im NDH-Sektor und ein wegweisender Release für eine mittlerweile leider viel zu festgefahrene Szene.
Anspieltipps: Schneller, Ein Funke, Ehrgeiz, Jung & Alt
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Björn Backes