WANG WEN - Sweet Home, Go!
Mehr über Wang Wen
- Genre:
- Post Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Pelagic Records
- Release:
- 30.09.2016
- Netherworld Water
- Red Wall and Black Wall
- Heart of Ocean
- Children's Palace
- Lost In The 21st Century
- Sweet Home
- Reset
Ein Herz, kräftig schlagend, groß und lebendig.
Die Musik von WANG WEN ist außergewöhnlich. Nicht weil diese Truppe aus China kommt, denn sie könnte auch aus jedem anderen Winkel der Welt kommen. Sofort jedoch fällt sie durch außergewöhnliche Schönheit auf. Gleich der Opener 'Netherworld Water' erzeugt eine Stimmung, die selbst WANG WENs Labelmates von MONO nur in ihren allerbesten Momenten treffen. Die Musik ist wie die erste Nacht zweier frisch Verliebter, das langsame, vorsichtige Annähern, das Tasten und Probieren, das Aufwallen und Abschwellen der Gefühle. WANG WEN benutzt den Klang von Cello und Violine, aber auch Trompete, Posaune und Horn, um dem Hörer näher zu kommen, ihn mitzunehmen auf diese emotionale Reise, eine Fahrt ins Reich der Sinne. Was 'Netherworld Water' zudem zu einem meiner Songs des Jahres macht, ist diese großartige Akkordfolge, eine Harmonik, die einfach am Innersten zerrt, um das letzte Glückshormon freizusetzen. Herrlich. Und doch schwingt hier auch eine Verletzlichkeit, ein Gefühl der Melancholie resultierend aus der Gewissheit, dass jeder Moment auch vergänglich ist, in diese Akkordfolgen mit ein. Es ist der Wahnsinn, wie WANG WEN das schafft.
Lange konnte der Rest der Scheibe nicht mit diesem Meisterstück mithalten, doch mit der Zeit entpuppt sich das bombastische 'Heart Of The Ocean' als beinahe noch mitreissender. WANG WEN benutzt hier das postrock-typische Laut-Leise-Spiel nicht, um am Ende die Welt in einem Lautstärke-Sturm untergehen zu lassen, sondern um die Pracht und Erhabenheit der Musik bis in den letzten, dunkelsten Winkel hinein strahlen zu lassen. Zwischen minimal Leise und maximal Laut breitet WANG WEN einen Ozean der Schönheit aus, und das Herz dieses ewigen Gewässers ist kräftig schlagend, groß und lebendig.
Ich mochte schon den Vorgänger "Eight Horses" sehr gerne, doch dort gab es noch ein paar kleine Makel wie den schwachen Gesang und ein paar unnötige Dissonanzen, die jetzt ausgemerzt wurden. Dafür spielt WANG WEN heuer auch mal mit auflockernden Sounds, wie im beswingten 'Children’s Palace' oder bisweilen auch mit leicht jazzigen und experimentellen Klängen. Und auch wenn gegen Ende dann doch die eine oder andere kleine Länge zu erdulden ist, bleiben unterm Strich doch zwei Post-Rock Songs für die Ewigkeit und durchgehend mit sehr viel Passion vorgetragene Musik.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Thomas Becker