WHITECHAPEL - The Valley
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2019
Mehr über Whitechapel
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Metal Blade/ Sony Music
- Release:
- 29.03.2019
- When A Demon Defiles A Witch
- Forgiveness Is Weakness
- Brimstone
- Hickory Creek
- Black Bear
- We Are One
- The Other Side
- Third Depth
- Lovelace
- Doom Woods
Ungeahnte Entwicklung: WHITECHAPELs musikalischer Durchbruch!
Bereits der Vorgänger "Mark Of The Blade" markierte eine Zäsur im Sound der Brutalo-Deathgrinder von WHITECHAPEL, eine klare Entfernung vom recht eindimensionalen, ultraharten Gebretter, für das die Band zuvor bekannt war, hin zu gemäßigteren Rhythmen und sogar melodischen Einschlägen. Doch was das Sextett auf Album Nr. 7 abliefert, geht noch weiter und katapultiert die Truppe mit einem Schlag in die Metal-Champions-League. Richtig gelesen: WHITECHAPEL hat eine Entwicklung durchlaufen, an deren vorläufigem Ende mit "The Valley" ein schwermetallisches Statement steht, das einen unmöglich erscheinenden Brückenschlag zwischen den ungestümen Wurzeln der ersten Alben und einer breiter gefächerten, ernsthafteren musikalischen Ausrichtung vollzieht.
Inhaltlich befasst sich "The Valley" ausschließlich mit Phil Bozemans schwerer Kindheit im Hardin Valley in Tennessee, in deren Verlauf er unter anderem unter der gespaltenen Persönlichkeit seiner Mutter zu leiden hatte und deren verstörende Tagebucheinträge er hier zitiert. Dass ein solch deprimierender Hintergrund perfekt in die bösartige WHITECHAPEL-Soundkulisse passt, versteht sich von selbst. Doch die Amis sind mittlerweile an einem Punkt angekommen, an dem sie misanthropische Inhalte nicht einfach nur durch den Highspeed-Schredder jagen, sondern viel differenzierter zu verpacken imstande sind. Mit dem akustischen Auftakt von 'When A Demon Defiles A Witch' beginnt der Zehntracker so zart und zerbrechlich wie nie zuvor. Nach kurzer Zeit setzen zwar vertrautes Geknüppel und Bozemans unverkennbares, gepresstes Schreigrunzen ein, doch in Verbindung mit dem packenden Refrain wird offensichtlich, dass man im Hause WHITECHAPEL mittlerweile in der Lage ist, sich wenn nötig einzubremsen und deutlich effizientere Songs zu schreiben.
Und die Ausgewogenheit bleibt erhalten, das Songwriting verharrt auf konstant hohem Niveau: Mit 'Forgiveness Is Weakness' gibt es klassischeres Auf-die-Fresse-Material im Hochgeschwindigkeitsmodus, 'Brimstone' wiederum liefert herrlich vergrindetes Doom-Gebolze, ehe mit 'Hickory Creek' eine einfühlsame Rock-Ballade erklingt. Vergleichbare Ansätze waren bereits auf "Mark Of The Blade" vorhanden, nur dass die Songs diesmal durch die Bank noch runder, noch stimmiger ausgefallen sind. Und wenn sich der Ideenreichtum gelegentlich mal nur auf ein einzelnes gutes Riff (beispielsweise auf das herrlich KORN-lastige Geholze bei 'Black Bear') beschränkt, fallen die Songs kompakt genug aus, um keine Eintönigkeit aufkommen zu lassen. Die Gefahr von Langeweile wird ohnehin durch das hocheffiziente Songwriting, die unwiderstehliche Gitarrenarbeit sowie Bozemans beeindruckenden Wechsel aus einfühlsamem Klar- und bestialischem Schreigesang gebannt. Nach einer wüsten, meist irrsinnig rasanten Achterbahnfahrt mit einigen strahlenden Gipfelerlebnissen und vielen grauenerregenden Schockmomenten schließt 'Doom Woods' den siebten WHITECHAPEL-Output nachdenklich und grimmig ab, mit einem Refrain, der voll in die Magengrube geht. Der eindrucksvolle Schlusspunkt einer starken Entwicklung!
Spätestens mit "The Valley" sollte WHITECHAPEL eine breite Masse an Metal-Fans ansprechen, weil sie, ohne billigen Kompromisse einzugehen, ihre Ur-Trademarks um anspruchsvollere und tiefgründigere Elemente erweitern und mit den zehn bockstarken Songs ungeahnte musikalische Höhen erreichen. Schöne Grüße nach Byron Bay: PARKWAY DRIVE, so wird's gemacht!
Anspieltipps: When A Demon Defiles A Witch, Forgiveness Is Weakness, Doom Woods
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Timon Krause