WRAITH OF THE ROPES - Ada
Mehr über Wraith Of The Ropes
- Genre:
- Horror Metal
- Label:
- Total Rust / Israel-Import
- Release:
- 31.10.2005
- Chamber Of The Wraith
- Final Reflection
- Lake Of Decay
- Alone
- Death Bed
- Snow Dragon
- (verstecktes Instumental)
Die Seilgeister kommen aus Hamilton im US-Bundesstaat Ohio und sind zwei gar finstere Gesellen, die man musikalisch auf diesem Debütalbum durchaus auch unter extremem Doom Metal einordnen könnte. Das Duo legt jedoch Wert auf die Feststellung, dass man keine Doomband sei, sondern die dominante stilistische Ausrichtung des Albums auf den dramaturgischen Bedürfnissen der erzählten Horrorgeschichten beruhe, die eben dieses Mal eine düstre, lethargische und schwermütige Atmosphäre verlangten. Das könne sich aber bei zukünftigen Releases drastisch ändern, so dass man die selbst gewählte Einordnung als Horror Metal bevorzuge. Das kann man definitiv so sehen, denn trotz der hier sehr doomigen Ausrichtung ist stets spürbar, dass es der Band in erster Linie darum geht, ihre Horrorszenarien effektiv zu vertonen. Das gelingt den Jungs hervorragend, und somit scheren sie sich zu Recht nicht um Genre-Klischees und Schubladen.
Sei es, wie es wolle, vorliegend beschäftigen wir uns nun erstmal mit "Ada", und dieses Album dürfte in allererster Linie den Anhängern sehr extremen und absolut kompromisslos finstren Doom Metals zusagen, die auch schwarzmetallisch-avantgardistischen Elementen gegenüber nicht gänzlich abgeneigt sind und dabei ein Faible für düstere Horror-Soundtrack-Musik mitbringen. Die Kompositionen sind angefangen vom relativ kurzen, perseverativen 'Chamber Of The Wraith' durchweg zäh, pechschwarz und zutiefst beklemmend. Das Rückgrat des unter die Haut gehenden Zehnminüters 'Final Reflection' sind dabei simples, aber wirkungsvolles Doom-Riffing, marterndes Slow-Motion-Drumming sowie Cembalo-Synths, orchestrale und elektronische Elemente, die erstklassig in den Soundtrack eines ambitionierten Horrorstreifens mit künstlerischem Anspruch passen würden. Dazu passt auch der elektronisch verfremdete, dramatisch-finstere Gesang von Scarecrow Jack Rottinghouse, der mehr nach beschwörend-diabolischem Sprechen klingt als nach Gesang im klassischen Sinne. Vor allem der fiese und wuchtige Ausbruch im Mittelstück ist hier extrem gut gelungen. Das ebenso lange 'Lake Of Decay' ist fast noch doomiger, aber mit stärkerem Akzent auf Melancholie. Doch auch hier gibt es geisterhaft-bizarre Parts, die in der entsprechenden Stimmung und Lautstärke regelrecht die Kehle zuschnüren.
Obwohl sich die Band oft simplistischer und repetitiver Elemente bedient, ist an ihrer Vielseitigkeit und an ihrer unkonventionellen Herangehensweise an Kompositionen und Arrangements doch erkennbar, was für ein enormes musikalisches Talent im "singenden" Keyboarder Scarecrow und Multiinstrumentalist E.M. Hearst schlummert. So bescheren uns die Protagonisten drei weitere ca. zehnminütige Epen, wie das Funeral-Doom-lastige 'Alone', das eiskalte und monumentale 'Death Bed' und das Ambient-artige und dabei sehr hypnotische 'Snow Dragon', das auch zu WONGRAVEN oder zum ganz späten BURZUM-Sound passen würde. Es folgt noch ein Outro mit tonnenweise bizarren Samples und einem kleinen Schockeffekt am Ende, bevor der Spuk ein Ende hat.
"Ada" ist aus meiner Sicht sehr eigenständig, hat eine Menge Tiefgang und ist für ein Debütalbum extrem gut umgesetzt. Sicher ist aber, dass die wirklich absolut düstere, hoffnungslose und im wahrsten Sinne des Wortes beklemmende Atmosphäre wohl extrem schwer verdaulich ist, und WRAITH OF THE ROPES somit auch hartgesottenen Doomstern und Blackies einiges abverlangen. Mich hat die Scheibe aber mit jedem Durchlauf mehr gefesselt, so dass ich Horror-Fans (Fulci?), Extrem-Doomköpfen, Anhängern von THE RAVENOUS und Ambient-Schwarzmetallern definitiv nahe legen möchte, mal auf der Heimseite vorbeizuschauen und dort in die erhältlichen Samples zum Album reinzuhören. Außerdem gibt es dort den nur auf einer EP enthaltenen "Titelsong" 'Ada' zum vollständigen kostenlosen Download, welcher etwas schneller und schwarzmetallischer ausgerichtet ist als das Albummaterial.
Anspieltipps: Final Reflection, Lake Of Decay
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle