X-VIVO - Out Of The Smell Of Decay (Remix EP)
Mehr über X-Vivo
- Genre:
- Industrial / Electro / Alternative
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigen
- Release:
- 25.01.2013
- Reflection RMX
- Last Drop RMX
- EgoPhobia RMX
- Daymares RMX
- Realität RMX
- Irrtümer RMX
Die Party ist vorüber
Wenn beim Mädelsabend noch bestenfalls BLINK 182 oder die RED HOT CHILI PEPPERS laufen und die Männer bierselig sinnfrei mit den BROILERS um die Wette grölen, ertönen im kunstnebeldurchzogenen Keller eines mehrstöckigen Rockschuppens zwischen Dark Wave und Gothic möglicherweise die düsteren Klänge von X-VIVOs "Out Of The Smell Of Decay", einem Bastard aus Industrial, psychedelischem Elektro und einer Prise Dubstep. Der Berliner Fünfer hat nach diversen Schicksalsschlägen und tiefgreifenden Umbesetzungen in den letzten Jahren einen umfassenden Richtungswechsel vollzogen, welcher nun auf "The Smell Of Decay" zum Ausdruck kommt, einer EP, die aktualisierte Remix-Versionen einiger Songs vom 2009er Debüt "EgoPhobia" umfasst. Die jüngsten Einflüsse der Band lauten nach eigener Aussage LINKIN PARK, SKRILLEX oder NINE INCH NAILS, was man nach dem ersten Durchlauf des Sechs-Trackers bedenkenlos unterschreiben kann.
Vom verhaltenen, dunklen Auftakt des Openers 'Reflection' an ist eines klar: "Out Of The Smell Of Decay" macht keinen Spaß. Die Scheibe macht Ernst. Todernst. Bleierne Klangteppiche ziehen sich durch die Songs, immer wieder unterbrochen durch industriell-rockige Einwürfe, gewisperte oder wütend gesprochene Vocals. Nein, mit X-VIVO wird man keine Party feiern. Ihre Musik klingt viel mehr nach dem Abspann eines modernen Horror-Slashers, oder der Untermalung eines Cyberpunk-Computerspiels. Dadurch dass den Songs Zuspitzungen oder refrainartige Höhepunkte fast vollständig abgehen, taugt die Platte im Grunde mehr als Untermalung denn als vordergründig präsente, bewusst gehörte Unterhaltungsmusik. Am spannendsten wird es stets, wenn aus den wabernden Elektrowänden heraus scharfkantige metallische Widerstände auftauchen (wie im wahrhaft aufwühlenden Thema von 'Daymares'), oder die Stimme von Bassistin Alina aufwühlende Kontraste zu den teuflisch-sphärischen Klängen im Untergrund bildet. Davon abgesehen gibt es nämlich recht wenig greifbares. Wenn "The Smell Of Decay" in besagtem Rockkeller aus den Boxen dröhnt, kann man dazu gedankenverloren an seinem Getränk nippen und unterdrückte Gewaltfantasien aufleben lassen, aber eben nicht euphorisiert abrocken.
Man würde der Band allerdings Unrecht tun, wenn man sie allein nach dem akustischen Eindruck ihrer jüngsten Veröffentlichung beurteilen würde. Es ist nämlich kein Zufall dass "Out Of The Smell Of Decay" klingt, als würde da irgendwo in den zähen Nebelschwaden noch eine wichtige Komponente verborgen liegen – in der Bandinfo wird eine aufwendige Live-Show erwähnt, mit markanten Outfits, selbstkreierten Bühnenelementen, Lichteffekten, Kabeln und dreckigen Körperteilen. Die Bilder im Booklet der EP lassen in der Tat auf eine düster-makabre Liveperformance schließen, und zu einer solchen wäre der teilweise zähe, stets bösartig-finstere Soundtrack eine passende Untermalung. Ein Wahnsinniger am Mikro, ein Soziopath an den elektronischen Drums, ein Todesengel am Bass – das würde ich gerne sehen. Was aber die künftigen musikalischen Veröffentlichungen angeht, sei der Band angeraten, doch etwas mehr Abwechslung in ihr pechschwarzes Songwriting einziehen zu lassen. Oder vielleicht ein kommendes Album gleich als DVD veröffentlichen, auf der Soundtrack und Live-Performance ihre perfekte Symbiose vollziehen?
Anspieltipps: Daymares (Beyond The Lethargy RMX), Egophobia (Dirty Veins RMX)
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause