YEAR OF NO LIGHT - Consolamentum
Mehr über Year Of No Light
- Genre:
- Doom Metal / Drone / Post Rock / Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Pelagic Records
- Release:
- 02.07.2021
- Objuration
- Alétheia
- Interdit aux Vivants, aux Morts et aux Chiens
- Réalgar
- Came
Ein Jahr ohne Licht? Das wäre der passende Soundtrack dafür.
Es ist die Band mit vielleicht den meisten Split-Alben, die mir geläufig ist (die Metal Archives zählen derer acht) – und auch stilistisch hat man hier ein weites Feld vor sich. Und da Einordnung notwendig ist, sei zu konstatieren, dass das Ganze sich im Spannungsfeld aus Doom Metal, Drone, Ambient, Sludge, Black Metal und Post Rock bewegt. Man weiß also nie genau, wo sich ein Song hin entwickelt, welche Schlagrichtung er einnimmt, wobei schon klar ist, dass YEAR OF NO LIGHT den Hörer mit Wucht aus den harmonischen Klangwelten herausholt, und rohe, harsche Eruptionen drauf setzt. Wenn man diese Band nicht kennt, kann es durchaus passieren, dass es ein paar Songs dauert, bis man merkt, dass da überhaupt kein Gesang dabei ist. Und das liegt daran, dass die rein instrumentalen Songs unglaublich intensiv und auch in den ruhigen Sequenzen sehr eingängig auf den Hörer einwirken.
Das Bemerkenswerte am Sextett YEAR OF NO LIGHT sind die sphärischen und unter die Haut gehenden Klangflächen, die sich mit doomigen Gitarrenriffs abwechseln – ein ungemein wirkungsvolles Hörerlebnis, perfekt ausbalanciert insbesondere in 'Réalgar'. Auch 'Alétheia', die andere Vorab-Single, ist in der ersten Hälfte ein melodischer Post-Rock-Song, bevor zum Ende hin eine wilde Achterbahnfahrt mit Headbang-kompatibler Riffattacke einsetzt. Wenn es überhaupt etwas gibt, das man zaghaft bemängeln könnte, dann dass sich das Ganze manchmal etwas sehr zieht – wie beim 11-Minüter 'Interdit aux Vivants, aux Morts et aux Chiens', der nach doomigem Auftakt etwas vor sich hin trudelt. Doch ist dies zugleich auch eine Stärke, denn wenn man tief (unter Kopfhörer) in den Song eintaucht, kann man den gemächlichen Aufbau und sich stetig steigernden Spannungsbogen hin zu einem wilden, Black-Metal-lastigen Schlussteil voll in sich aufsaugen. So ist es nicht unbedingt diese Nummer, die einem beim ersten Hören bereits auffällt und sofort im Ohr bleibt (im Gegensatz zum eingängigen 'Alétheia' und zum fulminanten 'Réalgar'), aber das gilt ja generell für YEAR OF NO LIGHT: Es gibt auch nach etlichen Hördurchläufen noch einiges zu entdecken.
Die Franzosen bekommen es auf "Consolamentum" wunderbar hin, ihre sinnbildlichen Krallen nach dem Hörer auszustrecken und ihn in ihre musikalische Welt hineinzuziehen – lediglich der Schlusssong 'Came' packt nicht in dem Maße zu wie die vier Nummern zuvor. Ich empfinde den nach vielversprechendem Beginn eher als langgezogenes Outro, obwohl für die (fast) finalen dreieinhalb Minuten nochmal ein monotones Black-Metal-Geballer übernimmt. Summa summarum bekommt man von YEAR OF NO LIGHT mit dem inzwischen fünften Longplayer erneut ein spannendes Werk kredenzt, das es zu entdecken und zu erleben gilt.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer