Isolation
- Regie:
- O'Brien, Billy
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Horror
- Land:
- GB / Irland
3 Review(s)
28.03.2007 | 09:02Dem Rindersteak ist auch nicht mehr zu trauen ...
Tiefstes Irland: Was anfangs noch wie eine normale Geburt bei einer seiner spezialbehandelten Kühe aussieht, verwandelt sich für Bauern Dan in einen realen, aber sehr blutigen Albtraum. Aus dem Innern der Kuh bricht etwas hervor, das sich sofort auf einen neuen potenziellen Wirtskörper stürzt. "Alien" lässt schön grüßen!
Filminfos
O-Titel: Isolation (Irland/GB 2005)
Erscheinungsdatum: 15. Dezember 2006 (Verleih-DVD) bzw. 19. Januar 2007 (Kauf-DVD)
Dt. Vertrieb: Sunfilm
FSK: ab 18
Länge: ca. 91 Min.
Regisseur & Drehbuch: Billy O’Brien
Kamera: Robbie Ryan
Schnitt: Justinian Buckley
Musik: Adrian Johnston
Darsteller: Essie Davis (Orla), Sean Harris (Jamie), Marcel Jures (John), John Lynch (Dan), Ruth Negga (Mary), Stanley Townsend (Polizist), Crispin Letts (Doktor)
Handlung
Dan, der Bauer auf diesem abgewirtschafteten irischen Bauernhof, hat wieder mal Besuch: Der eine ist willkommen, von dem anderen ahnt er noch nichts. Der willkommene Besucher ist seine Ex, die Tierärztin Orla (Essie Davis aus "Matrix Reloaded"), und sie kümmert sich um Dans Kuh, die in den Wehen liegt bzw. steht. Dans Kuh ist von Orla im Rahmen einer Versuchsreihe mit speziellen Genmedikamenten behandelt worden, die ihr John, ein Arzt, der später auftaucht, gegeben hat. Als Orla den Geburtskanal der Kuh untersucht, wird sie von etwas gebissen oder geschnitten. Der Schnitt blutet: Orla ist infiziert - aber mit was?
Nachdem Orla unverrichteter Dinge wieder abgedüst ist, führt John, der Forscher von Bovine Genetics Technology, eine Ultraschalluntersuchung am Kalb durch. Alles normal. Allerdings hat er eine Kleinigkeit übersehen ...
Dan entdeckt am Rande seines Grundstücks einen Wohnwagen: ein Pärchen namens Jamie und Mary campt wild und ohne Erlaubnis "nur für ein paar Tage", sagen sie. Aber sie wollen offenbar nicht entdeckt werden. Wieso und vor wem verstecken sie sich? Ob Dan wohl noch mehr Ärger kriegt? Er will sie eigentlich nur einen Tag dulden, aber dann bittet er Jamie, den jungen Mann, um Hilfe bei der Geburt des Kalbs. Der Vorgang, das Kalb aus dem Mutterleib zu holen, ist derart bizarr, dass man es selbst gesehen haben muss, um es zu glauben. Als Dan dem Kalb einen Finger ins Maul steckt, wird ihm dieser abgebissen.
Orla kommt und empfiehlt, das Kalb zu töten und somit das Experiment abzubrechen. Diesen Mord an ihrem Baby findet die Kuh allerdings äußerst widerwärtig und interveniert, so dass sich Orla mit ihrem Bolzenschussgerät fast selbst verletzt. Sowohl Kuh als auch Kalb müssen dran glauben. Beim Sezieren des Kalbs stellt sie zu ihrem Erstaunen fest, dass es trächtig war: Es hat Junge! Aber was für welche: lauter knochige Gerippe. Aber sie bewegen sich. Und auch Orla ist mit der genetischen Mutation infiziert.
Doch Dan und Orla haben eine "Kleinigkeit" übersehen: Dan hat noch eine zweite Kuh, die an dem Experiment teilgenommen hat. Und von den sechs Föten des ersten Kalbs hat Dan nur fünf erwischt. Etwas hat überlebt und geht nun auf die Jagd ...
Mein Eindruck
"No-one here gets out alive", sangen einst die Doors, aber sie meinten den Vietnamkrieg. Der Regisseur dieses Streifen meint hingegen einen ganz anderen Krieg, den er mit den altbekannten Mitteln des Horrorgenres in Bilder umsetzt, die im Gedächtnis bleiben. Es ist eine Auseinandersetzung, die sich auf der molekularen Ebene des Erbguts abspielt, dort, wo sie nur die Eingeweihten sehen können. Diese Eingeweihten sind Forscher wie John, der Bio-Ingenieur, der einer neuen Virusmutation fasziniert bei der explosionsartigen Vermehrung zuschaut. Aber es ist auch Orla, die Tierärztin, die das Experiment vor Ort betreut. Der Frontverlauf ist für die Eingeweihten klar, doch die Ahnungslosen, wie etwa Dan und Jamie, sind natürlich die ersten Opfer.
Die Regeln des Genres verlangen, dass das Monster erst ganz zum Schluss in seiner Gänze zu sehen ist. Davor werden lediglich Spuren sichtbar und es ist Zeit für jede Menge Verdächtigungen und Vermutungen. Richtig putzig ist zum Beispiel das Eindringen des Mini-Monsters in das Bett des Camper-Pärchens - die Szene hat man doch schon mal gesehen, oder? Es ist die Schlange, die Adam und Eva besucht.
~ Zweifelhafte Wissenschaftlichkeit ~
Auch schert sich das Drehbuch herzlich wenig um wissenschaftlich haltbare Hypothesen. So wird beispielsweise postuliert, dass eine solche Virusinfektion wie die hier gezeigte automatisch auch das Erbgut des Wirtes angreift und es mit der eigenen DNS auflädt, so dass bei einer Weitergabe von Erbgut, etwa durch Sperma, automatisch auch die Gast-DNS übertragen wird. Dies wird im Epilog noch zu einem hübschen Schockeffekt führen, doch aus wissenschaftlicher Sicht dürfte dieser Vorgang höchst zweifelhaft sein. Eine Mutation wie eine Art Grippe zu behandeln, das gibt es wohl nur im Horrorgenre.
Der Regisseur wollte, wie er in der Fragestunde zugibt, die Gefahr von BSE und ähnlichen Manipulationen wie etwa Kloning aufzeigen. Er tut dies auf eine möglichst realistische und glaubwürdige Weise, denn er selbst hat Erfahrungen mit der Maul- und Klauenseuche in Irland und Wales gesammelt. (Dazu gibt es eine gute Story im Interview.) Im Widerspruch dazu steht die saloppe Anwendung von wissenschaftlichen Hintergründen.
~ Die Letzten beißen die ...? ~
Keiner kommt hier lebend raus, deswegen gilt die alte Zehn-kleine-Negerlein-Frage: Wer bleibt als Letzter übrig? Natürlich erwischt das Monster, diese fleischgewordene Nemesis der manipulierten Natur (siehe Genexperimente), die Manipulatoren, dann ihre ahnungslosen Helfer Dan und Jamie und schließlich, als keiner mehr die Gefahr ahnt, auch diejenige, die am wenigsten Schuld auf sich geladen hat. Nichts ist wirklich tot, es sei denn, man hat es verbrannt oder andere endgültige Methoden benutzt.
~ Helden und Heldinnen ~
Aber es gibt auch Heldentum. Die zwei letzten Überlebenden müssen sich im Melkstall der Angriffe des wildgewordenen Monsters erwehren. Ihre Verteidigungsmöglichkeiten sind äußerst begrenzt. Deshalb sind sie gezwungen, zu recht unkonventionellen Methoden zu greifen. Einer der beiden ist bereit, als Köder zu dienen, um das Monster anzulocken, damit der zweite es erledigen kann. Solcher Opfermut muss belohnt werden, ist doch klar. Doch ob es auch wirklich klappt, steht auf einem anderen Blatt. Der Regisseur jedenfalls verrät seine Figuren nicht und setzt sie keiner Ironie aus, die ihren Opfermut untergraben oder entwerten würde.
~ Optik und Akustik ~
Die Kamera und der Schnitt (für den der Regisseur rund sechs Monate benötigte) lassen den Film professionell aussehen, und so verwundert es nicht, dass das hartgesottene Publikum in Toronto, wo ein Horrorfilmfestival stattfindet, den Streifen keineswegs durchfallen ließ. Die 2,9 Millionen britische Pfund (in Irland gilt der Euro), die der Film kostete, sind umgerechnet 4,35 Mio. Euro: Gut angelegtes Geld, das dem optischen und akustischen Genuss des Zuschauers zugute kommt.
Die DVD
Technische Infos
Bildformat: 16:9 (2.35:1) anamorph
Audio: DTS 5.1 (deutsch), Dolby Digital 5.1 (deutsch u. englisch)
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras:
- Trailer
- Trailershow
- Making-of "Inside the barn" (= In der Scheune)
- Storyboards
- Creature Design
- Q&A mit Regisseur Billy O’Brien
- Kurzfilm: "The Tale of the Rat That Wrote”
Mein Eindruck: die DVD
Die Bonus-Features auf der Special Edition sind erfreulich zahlreich. In dem Making-of "Inside the Barn (The Making of "Isolation")" berichtet der relativ junge irische Regisseur Billy O'Brien von seinen Beweggründen, den Film zu machen. Er hatte ja vorher nur einen netten Puppenfilm gemacht, und dieser Streifen namens "The Tale of the Rat That Wrote" ist ebenfalls unter den Extras zu finden. Im Interview erfahren wir, dass O’Brien sich an Klassikern des Genres wie "Alien", Carpenters "The Thing" und besonders "Texas Chainsaw Massacre" orientierte, um der vermeintlich harmlosen Location eines Bauernhofs eine möglichst bedrohliche Atmosphäre zu verleihen. Dabei spielen Beleuchtung, Wasser und Kamerablickwinkel eine entscheidende Rolle. Dass sich der Bauernsohn mit Farmen auskennt, half ihm, das Drehbuch in nur drei Wochen rauszuhauen (und danach zu polieren). Der Drehort lag in den Wicklow Mountains, nur 30 Meilen außerhalb Dublins.
Es ist ein klassischer Ensemble-Film, so wie Ridley Scotts "Alien" etwa, und dabei entwickelte sich die Figur des Jamie (Sean Harris) zu unerwartet großer Bedeutung. Er sagt zwar nicht viel, spielt aber eine wichtige Rolle, nicht nur als Überträger der Seuche. Bemerkenswert ist, dass der ganze Film ohne Computer-generierte Effekte auskommt, sondern auf Puppen und Animatronik wie Spielberg in "Der weiße Hai" zurückgreift. Das funktioniert recht gut, auch wenn die kleinen orangefarbenen Föten eher putzig als bedrohlich aussehen.
~ Fragestunde ~
Auch das Q+A sollte sich der DVD-Betrachter zu Gemüte führen. Es wurde auf dem Fantasy-Filmfest 2006 in Berlin gedreht, und O'Brien stellte sich furchtlos den Fragen der Zuschauer seines Films. Weitere mehr oder weniger interessante Details werden da verraten. Auf die Frage, ob es sicher sei, weiterhin "Kerrygold"-Butter aus Irland zu verzehren, bejahte O'Brien vehement und outete sich scherzhaft als Werbeträger für die irische Wirtschaft. Dass die Frage überhaupt gestellt wurde, ist das Bemerkenswerte. Damit hat der Regisseur das Ziel, das er mit dem Film verfolgt, schon erreicht.
~ Storyboards ~
Die Storyboards zeigen die Szene, in der Dan mit Jamie versucht, das Kalb aus der Kuh zu holen und das Neugeborene zum Atmen zu bringen, bis Dan der Finger abgebissen wird. Während die Zeichnung gezeigt wird, läuft in einer kleinen Einblendung die komplette Szene des fertigen Films ab. Die Unterschiede zwischen Entwurf und Ergebnis sind augenfällig und lassen auf einen intensiven Prozess der Überarbeitung schließen.
~ Creature Design ~
Das Modell des Monsters sieht weitaus weniger gefährlich aus als dasjenige, das man im Film zu sehen und zu hören bekommt. Im Film bildet der DTS-Sound noch eine zusätzliche Dimension der Bedrohlichkeit, die im Modell völlig fehlt. Das Monster von Anfang an gut ins Bild zu setzen, war noch nie ein guter Einfall im Horrorfilm, und O'Brien tat gut daran, es wie Ridley Scott in "Alien" höchstens partiell zu zeigen und erst im Finale den ganzen Körper sehen zu lassen.
~ Der Kurzfilm ~
Richtig nett ist hingegen O'Briens Kurzfilm "The Tale Of The Rat That Wrote”, den er 1999 schrieb und mit realen Schauspielern sowie Puppen als Ratten inszenierte: Im düsteren, von allen Farben entleerten London des ausgehenden 19. Jahrhunderts schwingt sich eine intelligente Ratte zum Anführer einer Revolte gegen einen grausamen Rattenfänger und seinen herzlosen Boss auf. Dabei erweist sich die kulturelle Errungenschaft, schreiben zu können, als Schlüssel zum Erfolg - der Anfang vom Ende der Unterdrückung der intelligenten Ratten. Die ungewöhnliche Optik verblüfft mit interessanten Einblicken und Blickwinkeln, während die Befreiungskampf-Story für fesselnde Unterhaltung sorgt. Kann man sich gut ein zweites Mal ansehen.
Unterm Strich
Einen Bauernhof als Schauplatz eines blutigen Dramas hat es schon lange nicht mehr gegeben. Aber im Zuge von Streifen wie "Wrong Way" und "Cabin Fever" kommt auch die Tradition von "Texas Chainsaw Massacre" wieder in Mode: Das platte Land schlägt horrormäßig zurück. Die allgemeine Verunsicherung der modernen gebeutelten Zeitgenossen erstreckt sich nun auch auf die Nahrungskette - womit man wieder auf der Farm landet. Idyllisches Kerrygold-Irland: Das war mal. Inzwischen hat die Gentechnologie auch den letzten Bauern eingeholt, und folgerichtig holt Mutter Natur zum Gegenschlag aus.
Regisseur Billy O'Brien befolgt alle Regeln des Genres und macht das Beste aus dem dürftigen Schaumaterial, das er hat. Aber er kann auf gestandene Schauspieler zurückgreifen, erfahrene Visual-Effects-Leute, und insbesondere Kamera und Musik tragen zum Gelingen seines Kinofilmdebüts bei. Das haut den Horrorfilmveteranen noch nicht so ganz vom Hocker, bietet aber genügend solide Kost, um dem Zuschauer Peinlichkeiten zu ersparen. Weiter so, mag man dem Aspiranten zurufen, der sich demnächst auf die Schafe des 16. Jahrhunderts stürzen will. Mahlzeit!
Die DVD trägt die Bezeichnung "Special Edition" zu Recht, denn das Hintergrundmaterial ist üppig und wenig von Werbung durchsetzt. Da bekommt der Filmkenner reelle Informationen für sein Geld und kann sich bei dem Kurzfilm über schlaue Ratten zudem königlich amüsieren.
- Redakteur:
- Michael Matzer
Hintergrund
Grüne Wiesen, Butter und Colin Farrel - das sind in der Regel die ersten Assoziationen mit Irland. Ein ruhiges Fleckchen Erde, das sich wirtschaftlich vom Armenhaus Europas zu einem der wohlhabendsten Staaten der Welt gemausert hat. Im Gegensatz zu seiner Ökonomie fristet der irische Film aber ein relativ beschauliches Dasein. Dies könnte sich jedoch mit Billy O’Briens 2005-er Schocker "Isolation" grundlegend ändern. Mit geringen finanziellen Mitteln, aber dafür umso mehr Herzblut, drehte er einen Kreaturenhorrorfilm der gehobenen Klasse.
Handlung
Irgendwo im Nirgendwo der Midlands Irlands lebt der Farmer Dan (John Lynch) einsam mit seinen Kühen in sehr beschaulichen Verhältnissen. Als eine seiner Kühe eine schwere Geburt durchmacht, ändert sich sein Leben schlagartig. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen.
Durch einen Wissenschaftler bestärkt, willigte Dan vor einiger Zeit ein, an einem Gen-Experiment teilzunehmen, das Kälber schneller heranwachsen lassen sollte. Doch eben diese genetische Veränderung macht ihm nun das Leben zur Hölle! In den Kälbern wachsen unbekannte Organismen heran, die, nachdem sie geschlüpft sind, auf blutige Weise neue Wirte suchen.
Daraufhin muss Dan zusammen mit dem ominösen Wissenschaftler und zwei fremden Campern den blutigen Kampf gegen die sich anbahnende Seuche antreten. In völliger Isolation beginnt auf der abgelegenen Farm ein Kampf um Leben und Tod.
Kritik
Es ist schon eine reife Leistung, Kühe zum Schlüsselelement eines Horrorfilms zu machen und sie derart schauderhaft zu inszenieren. Mit großer Ruhe zeigt Regisseur O’Brien zu Beginn das harte Leben auf der Farm, mit all seinem Dreck und Mief. Durch die ungeschönten und wenig romantischen Bilder wird schnell eine Atmosphäre des Unbehagens aufgebaut, die mit all dem Schmutz und Rost der heruntergekommenen Farm ein gewisses Maß an Spannung aufbaut.
Zu diesem Zeitpunkt weiß man noch nicht so recht, woran man ist, kann die dünnen Fäden noch nicht zusammen spinnen. In gewisser Weise fühlt man sich wie der Protagonist Dan, da man ähnlich wenig weiß wie er. Ab dem Zeitpunkt der erfolgreichen Geburt stellt sich die altbekannte "Alien"-Stimmung ein. Man weiß, dass etwas mit dem Kalb nicht stimmt, traut sich aber nicht auszumalen, was es denn letztlich ist. O’Brien schafft es dabei, die Spannung konstant hoch zu halten, was die erste Erscheinung der mutierten Monster auch nicht ändert.
In diesem Zusammenhang stellt sich das geringe Budget als wahrer Segen heraus. Anstatt plumpe Computergrafiken (CGI) zu benutzen, kommen hier klassische, mechanische Figuren zum Einsatz, die immer nur für einen Bruchteil einer Sekunde zu sehen sind. Somit spielt sich ein guter Teil des Horrors im Kopf des Zuschauers ab, der nie so recht weiß, womit er es denn zu tun hat.
Das tolle Setdesign der verwahrlosten Farm und die spärliche Beleuchtung machen einen weiteren Reiz aus. Puristisch mit Handkameras gefilmt entsteht fast ein dokumentarischer Stil, wobei stets gekonnt außergewöhnliche und vor allem stimmungsvolle Kameraperspektiven geboten werden. Die gebotene Qualität erstaunt dabei zutiefst und braucht sich auch vor großen Produktionen nicht zu verstecken!
Und auch die Darsteller überzeugen vollends. John Lynch spielt die Hauptrolle intensiv und rau, aber vor allem glaubwürdig und eindringlich. Anfangs eigenbrödlerisch und nach außen abgeschottet, wandelt sich sein Charakter zum Ende hin zum wahren Kämpfer und Helden, der sich der Gefahr uneingeschränkt entgegenstellt. Doch auch die restlichen Darsteller machen ihre Sache überaus gut und spielen sehr bodenständig, was perfekt zu der gegebenenen Atmosphäre passt.
Ist die Verwirrung fürs erste gelegt, ergibt sich eine wunderbare Klimax, die in einem blutigen Finale ihren Höhepunkt findet. Den Gefallen, alles aufzuklären, bleibt uns Regisseur und Drehbuchschreiben Billy O’Brien aber schuldig. Ohne die genauen Ursachen preiszugeben, lässt er "Isolation" mit einem gemeinen Paukenschlag enden, der seine Wirkung nicht verfehlen wird!
Die DVD
Das Bild im 2.35:1 Format zeigt sich tadellos. Knackig scharf und sehr plastisch überzeugt es in allen Belangen. Die bewusst reduzierte Farbpalette zeigt leicht untersättigte Töne, die zu Gunsten der Atmosphäre Verwendung finden. Schwarzwert und Kontrast sind ebenfalls auf höchstem Niveau. Einzig ein minimales Hintergrundrauschen in homogenen Flächen trübt den Gesamteindruck ein klein wenig.
Der Ton (Deutsch, Englisch DD5.1, Deutsch DTS) kann da nicht ganz mithalten. Zwar bieten alle drei Tonspuren einige nette Surroundeffekte, kommen dabei aber nicht über das gute Mittelmaß hinaus. Das Geschehen spielt sich hauptsächlich im Frontbereich ab, nur vereinzelt hört man Hintergrundgeräusche auf den Rears. Wenn er ran darf, brummt der Subwoofer aber recht kräftig, was dem Film zu Gute kommt. Der O-Ton ist hier mal wieder erste Wahl und setzt sich im Vergleich mit der deutschen Dolby Digital Spur klar durch. Der DTS Track ist in erster Linie lauter, aber nicht dynamischer und raum-klanglich reichhaltiger.
Das Bonusmaterial ist ansehnlich und rechtfertigt den Titel „Special Edition“ am unteren Rand der DVD. Neben einem Making Of im Interviewstil mit dem Regisseur sticht vor allem der schwarzhumorige Kurzfilm "The Tale Of The Rat That Wrote" vom selben Regisseur heraus. Weiterhin gibt es ein Q&A mit dem Regisseur, sowie eine Bildergalerie zum Creature Design und einen Storyboard-Film-Vergleich. Neben dem Originaltrailer ist selbstverständlich auch die übliche, hauseigene Trailershow enthalten.
Fazit
"Isolation" ist ein echter Überraschungshit! Puristisch und rau wird hier 91 Minuten lang spannende Unterhaltung geboten, die dem Zuschauer subtilen Horror bietet. Vereinzelte Gewaltmomente sorgen für Adrenalin, wobei der Großteil der Spannung aus der Dunkelheit des Settings und der des Drehbuchs gezogen wird. Handwerklich sehr gut wissen auch die Darsteller zu überzeugen. Ein Schocker im Stile des ersten "Alien" oder "Das Ding", der jedem Horrorfan nur wärmstens zu empfehlen ist.
- Redakteur:
- Martin Przegendza
Farmer Dan hat seine Seele dem Teufel verkauft: Als die Bank drohte, ihm seine elende Farm irgendwo in der nordirischen Ödnis zu pfänden, ließ er sich von der befreundeten Tierärztin Orla überreden, den zwielichtigen Biologen John gegen Geld mit seinen Kühen experimentieren zu lassen. John versucht genetisch eine Kuh zu “schneidern”, deren Kälber möglichst rasch wachsen und früh trächtig werden. Derzeit wartet er gespannt auf die Geburt “seines” ersten Kalbes, das diesen Anforderungen entsprechen soll.
Doch es gibt Schwierigkeiten. Der Mutterkuh geht es nicht gut. Als Orla den Embryo untersuchen will, wird sie im Leib der Kuh gebissen. Als später in der Nacht die Wehen einsetzen, kann die Mutter nicht gebären. Dan ist auf die Hilfe des jungen Jamie angewiesen, der mit seiner Freundin Mary in einem Wohnwagen unweit seines Hofes haust; das Pärchen ist durchgebrannt und fürchtet die Verfolgung durch Marys mordlüsterne Brüder.
Zur Welt kommt ein missgebildetes Kalb, das Orla tötet und seziert. Zu ihrem Schrecken kommen dabei bereits weit entwickelte, aber grässlich missgestaltete Embryonen zum Vorschein. Einer ist lebensfähig und flieht. Mit rasender Geschwindigkeit wächst der Mutant heran. Auf der düsteren Farm mit ihren unzähligen Schlupfwinkeln kann er sich gut verbergen. Aus dem Hinterhalt attackiert er die übrigen Kühe und verschmäht auch Menschenfleisch nicht. Der erschrockene John muss darüber hinaus erkennen, dass die Zellen des Wesens den menschlichen Organismus infizieren und verändern können. Bisswunden weisen inzwischen alle Bewohner des Hofes auf. Um eine Ausbreitung der daraus resultierenden Seuche zu verhindern, verhängt John eigenmächtig eine Quarantäne über Dans Farm. Als sich die so plötzlich Gefangenen weigern, sich der Isolation zu unterwerfen, trägt John dafür Sorge, dass niemand gehen kann. Plötzlich gehen zwei mörderische Kreaturen auf der Farm um. Jede schaltet auf ihre Weise die Opfer aus: mit scharfen Fangzähnen oder einem Bolzenschussgerät ...
Wie drehe ich einen Film praktisch ohne Budget? Indem ich mein Hirn anwerfe und mir Gedanken darüber mache, wie ich ein scheinbares Manko kreativ nutzen kann! Wenn’s gelingt, kommt ein Streifen wie “Isolation” heraus. Der basiert zwar auf der Uralt-Story vom blutrünstigen Monster, das einer von der Außenwelt isolierten Menschengruppe ans Leder will, weiß aber dem Plot aufgrund diverser Tricks einen zufriedenstellenden Unterhaltungswert abzuringen.
“Isolation” ist außerdem in Europa - genauer gesagt in Nordirland - entstanden. Hier fühlt man sich den Hollywoodstandards nicht verpflichtet. Auch Regisseur und Drehbuchautor Billy O’Brien verstößt ständig gegen jene Regeln, die für einen Kinoerfolg angeblich zu berücksichtigen sind: Die Darsteller sind keineswegs attraktiv oder wenigstens sympathisch, alle Figuren haben Dreck am Stecken, und ein Happy-End gibt es erst recht nicht.
Neben den soliden darstellerischen Leistungen der Schauspieler (s. u.) überzeugt vor allem die Kulisse. O’Brien erzählt im Interview (s. “DVD-Features”), dass er auf einer Farm aufgewachsen ist und folglich die dortigen Arbeitsvorgänge genau kennt. Das versetzt ihn in die Lage, Orte wie Ställe, Scheunen oder Schlammgruben so einzusetzen, dass er den bestmöglichen filmischen Effekt erzielt. Eine typische irische Farm ist zudem kein gemütlicher Bauernhof, sondern eine Art Agrarfabrik. So sieht auch Dans Farm aus - eine beklemmend ungemütliche Stätte aus Beton und Stahl, verkommen und verrottet. Die Handlung spielt im Januar, der in Irland düster, kalt und regnerisch ist. Schlamm und Schmutz dominieren die Szene, dick und schwarz klebt er überall, während Wasser durch undichte oder provisorische Dächer sickert. Sogar die Kühe, die nicht infiziert werden, sehen krank aus.
Nur selten bekommt man in dieser Umgebung die mutierte Kreatur zu Gesicht, die ein irischer “mad scientist” versehentlich ins Leben gerufen hat. Das hat dramaturgische Gründe, denn nichts schafft so gruselige Monster wie die menschliche Einbildung. Wie die Darsteller starrt man angestrengt in dunkle Ecken und muss immer auf eine erwartete, aber unverhoffte Attacke gefasst sein. Wenn sie erfolgt, ist sie blutig, artet aber nicht in Splattereffekte aus. Die Zurückhaltung ist gleichzeitig aus der Not geboren: Das Budget gab einfach kein Monster her, das im Licht nicht wie eine Gummiattrappe gewirkt hätte. Dennoch werden zart besaitete Zuschauer genug Anlässe zum Schlucken finden, denn die Folgen der Gewalt werden deutlich gezeigt. Wer hätte gedacht, dass ein Bolzenschussgerät beängstigender wirken kann als jeder Revolver?
Die mögliche Frage, was denn so Furcht erregend ausgerechnet an Kühen sein soll, wird in “Isolation” übrigens nachdrücklich beantwortet. Als dumm und plump gelten diese Tiere, doch darüber gerät leicht in Vergessenheit, dass sie ziemlich groß sind, Hörner auf dem Kopf tragen, deren Einsatzmöglichkeiten sie durchaus kennen, und erstaunlich flink auf den Beinen sind, wenn es ihnen nötig erscheint. Diese Fakten dämmern einem in der Regel freilich erst, wenn man beim Schlendern über eine Weide einer übellaunigen Kuh begegnet und der Zaun weit, weit entfernt steht ... (Einem Kollegen von Regisseur O’Brien ist das schon 2004 aufgefallen: “Dead Meat” konfrontiert die Darsteller mit einer Zombie-Kuh.)
Wieso “Isolation” hierzulande keine Jugendfreigabe erteilt wurde, ist rätselhaft. Mancher “frei ab 16"-Thriller bietet weitaus intensivere Blutbäder als dieser Film, der das Grauen im Halbdunkel hält und niemals in Metzelszenen schwelgt. Man kann diese Einstufung nur als weitere Bestätigung der Annahme interpretieren, dass O’Brien nicht den simpel-fröhlichen “Buh!”-Schrecken präsentiert, sondern echte Furcht im Zuschauer zu erwecken vermag.
Schauspieler, die wie Menschen aussehen - d. h. mit einem fliehenden Kinn geschlagen sind -, deutlich älter als 16 Jahre sein sollen und sogar über darstellerisches Können verfügen, verraten uns wie schon gesagt, dass wir einen Horrorfilm aus europäischen Landen sehen. Ist die Kulisse düster, so sind die Figuren deprimiert. Hier gibt es keine Helden, die mit blanker Waffe und flotten Sprüchen dem Monster auf die Rübe geben, sondern nur Pechvögel, deren Schicksal eine unerfreuliche Tatsache aufzeigt: Das Leben kennt keine Gewinner, sondern höchstens Überlebende.
Fünf Verlorene finden auf der Farm zueinander. Dan, der Besitzer, lebt am Rande des Bankrotts. Nur deshalb hat er seinen Hof und auch sich an John verkauft. Endgültig überreden ließ er sich von Orla, die einst seine Lebensgefährtin war und ihn verlassen hatte. Dan liebt sie noch immer und argwöhnt wohl nicht grundlos, dass Orla für John nicht nur arbeitet. Der betrügt sie beide, denn er lässt die Fördergelder bewusst spärlich fließen und experimentiert ohne Skrupel auf eine Weise, die gesetzlich keineswegs geduldet würde. Jamie und Mary sind durchgebrannt und auf der Flucht vor Marys gewalttätigen Brüdern. So gehören auch sie zu den gesellschaftlich Isolierten, die hier in der Krise zum Zusammenhalt gezwungen werden. Die Darsteller wirken in ihren Rollen sehr überzeugend, und sie bringen zum Ausdruck, wieso Solidarität durch Selbstsucht und Angst ersetzt wird. Dieses zwischenmenschliche Scheitern bringt den Untergang, nicht das Monster, das eine entschlossene Gruppe sicherlich bald zur Strecke gebracht hätte.
Die realistische Darstellung ebensolcher Menschen in “Isolation” hat viele Horrorfilmfans vergrätzt. Sie monieren die Unentschlossenheit der Figuren, ihre blassen Charaktere. Diese Kritik vernachlässigt, wie exakt sich diese Zurückhaltung ins Gesamtkonzept des Films fügt, der eben nicht nur vordergründig auf Popkorn-Niveau unterhalten, sondern an tiefere Schichten des Zuschauerbewusstseins rühren will: die Angst vor der Dunkelheit und was sie beheimaten könnte; die Furcht vor der unheilbaren Krankheit, die dir ein langes, grausames Ende bringt; die Sorge um ein Leben, das in einer hoffnungslosen Sackgasse wie Dans Farm verenden könnte. Das mag so ausgedrückt und im Zusammenhang mit einem Horrorfilm ein wenig bombastisch klingen, aber es drückt aus, was “Isolation” unterfüttert und zu einem der besseren Filme seines Genres werden lässt.
Daten
Originaltitel: Isolation
GB/Irland 2005
Regie: Billy O’Brien
Drehbuch: Billy O’Brien
Kamera: Robbie Ryan
Schnitt: Justinian Buckley
Musik: Adrian Johnston
Darsteller: Essie Davis (Orla), Sean Harris (Jamie), Marcel Iures (John),, John Lynch (Dan), Ruth Negga (Mary), Stanley Townsend (Polizist), Crispin Letts (Doktor)
Anbieter: Sunfilm Entertainment
Erscheinungsdatum: 15. Dezember 2006 (Verleih-DVD) bzw. 19. Januar 2007 (Kauf-DVD)
Bildformat: 16:9 (2.35:1) anamorph
Audio: DTS 5.1 (deutsch), Dolby Digital 5.1 (deutsch u. englisch)
Untertitel: Deutsch
DVD-Typ: 1 x DVD-9 (Regionalcode: 2)
Länge 91 min.
FSK: Keine Jugendfreigabe
DVD-Features
Erfreulich zahlreich und unterhaltsam sind die Features schon auf der Leih-DVD. Außer dem obligatorischen Kinotrailer finden wir die Dokumentation “Inside the Barn” (The Making of "Isolation"). Im Gegensatz zu vielen anderen Making-Ofs, die sich auf kaum verkappte Werbung und gegenseitiges Hochleben der Beteiligten beschränken, kann dieses wirklich mit interessanten Hintergrundinformationen dienen. Ergänzt werden diese durch einen gefilmten Auftritt des sympathischen und filmkundigen Regisseurs Billy O’Brien, der anlässlich einer deutschen Aufführung von “Isolation” auf dem Fantasy-Filmfest 2006 in Berlin gut gelaunt Fragen der Zuschauer beantwortete.
Zumindest mit Fotos wird das Modell des gefräßigen Embryo-Monsters vorgestellt, woraufhin man den Regisseur versteht, wenn er zuvor die Herausforderung beschrieb, es im Film so undeutlich wie möglich ins Bild zu bringen ... Angesichts der Improvisation, die hier erforderlich wurde, weiß man das Ergebnis noch mehr zu schätzen. Außerdem machen Storyboards deutlich, wie die Story der Farmkulisse und den von den Darstellern interpretierten Figuren angepasst wurde.
Ein hübsches “Zuckerl” ist O’Briens Kurzfilm “The Tale Of The Rat That Wrote”, den er 1999 schrieb und inszenierte: Im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts schwingt sich eine intelligente Ratte zum Anführer einer Revolte gegen einen grausamen Rattenfänger und seinen herzlosen Boss auf. Ungewöhnliche Bilder und viel Handlungswitz sorgen für gelungene Unterhaltung.
- Redakteur:
- Michael Drewniok