Lord Of War - Händler des Todes
- Regie:
- Niccol, Andrew
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Action
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Lord Of War
1 Review(s)
04.02.2007 | 21:06Im heutigen Zeitalter von Bürger- und Religionskriegen sind die wichtigsten Güter Waffen für die sich bekriegenden Partein. Nein, nein, wir sprechen hier nicht von biologischen, chemischen oder gar Nuklearwaffen, die hauptsächlich noch zur Abschreckung entwickelt und zum Teil an den höchstbietenden Interessenten verkauft werden. Nein, hier geht es zumeist um die konventionelle Kriegsführung mit Handfeuerwaffen. Sind diese doch einfacher zu verstecken, schneller zu verkaufen und bringen einen nicht unbedingt schnell selbst in Gefahr oder auf Fahndungslisten von Polizei und Geheimdiensten.
In "Lord Of War" (Händler des Todes) von Regisseur Andrew Niccol spielt spielt Nicolas Cage die Hauptrolle - die Figur des Waffenhändlers Yuri Orlov - bitterböse und zynisch, wie ich es selten gesehen habe.
Die Story
Die Orlovs sind eine Familie von ukrainischen Aussiedlern, die in Brighton Beach im Staate New Yorks mit bescheidenen, fast ärmlichen Mitteln ein Restaurant eröffnet haben. Yuris Vater hat, um auswandern zu können, den jüdischen Glauben angenommen. Die Tarnung wurde schnell zur Hoffnung und zum Halt und schließlich wird dieser "Jude" zu einem wahren Rabbi. Seine Söhne Yuri (Nicolas Cage) und Vitaly (Jared Leto) sehen einer Zukunft ohne wirkliche Perspektive entgegen.
Yuri beobachtet wenig später eine Schießerei und kommt zu einem Entschluss, der sein Leben wohl für immer bestimmen wird: Waffen sind die Exportschlager der Welt, gehören sie doch seit Jahrhunderten zu den Grundbedürfnissen der Menschheit. Er überredet seinen Bruder mitzumachen und sie handeln zuerst nur im kleinen Stil. Während Vitaly moralische Bedenken kommen, er sich Trost und Halt im Drogenkonsum sucht und sich zwangsläufig aus dem dreckigen Geschäft zurückziehen muss und will, hat sein Bruder Yuri überhaupt keine moralischen Bedenken, genauso wenig wie ein schlechtes Gewissen oder auch nur Skrupel.
Jetzt auf sich alleine gestellt, entwickelt Yuri ein echtes Gespür für Waffengeschäfte im großen Stil. Trotzdem wirkt er nicht glücklich und um sein Glück perfekt werden zu lassen, spielt er dem berühmten Modell Ava (Bridget Moynahan) vor, ein vermögender Transportunternehmer zu sein. Sie heiraten und Yuri verschuldet sich dabei hoch, um seiner Frau Ava einen luxuriösen Lebensstil bieten zu können.
Fast am Ende seiner beruflichen Laufbahn als Waffenhändler geschieht ein historisches Ereignis - der Zusammenbruch der Sowjetunion. Yuri sieht seine große Chance und nutzt diese. Zusammen mit seinem Onkel, einem hohen General, verkauft er vom Sturmgewehr über Panzer bis hin zu Kampfhubschraubern alles an die jeweilig interessierte Nation. Langsam, aber sicher entwickelt er ein Netzwerk des Todes und der Gewalt, seine Käufer sind Rebellen, Staatsoberhäupter, Friedenskämpfer und Diktatoren aus allen Ländern.
Trotz aller Vorsicht und Bestechungen kommt Yuri der junge Interpol-Agent Jack Valentine (Ethan Hawke) in die Quere, doch immer wieder schafft es Yuri, diesen mit Argumenten und mit Hilfe des Gesetzes auszuweichen. Doch es gibt private Rückschläge. Seine Frau Ava ahnt, dass sich Yuri nicht mit seinen Transportunternehmen seinen Lebensunterhalt verdient und wird misstrauisch. Jack Valentine nutzt diesen schwachen Punkt aus und erzählt Yuris Frau alles über dessen Doppelleben. Sie glaubt ihn anfangs nicht oder will vielleicht auch selbst vor der Wahrheit die Augen verschließen.
Eines Tages, als Yuri von einer seiner "Geschäftsreisen" nach Hause kommt, konfrontiert Ava ihn mit der Situation, dass alles, was er ihr geschenkt hat, mit "Blut" bezahlt wurde, jedes Schmuckstück, jedes Kleid, das Haus - einfach alles. Sie bringt ihn dazu, sich von dem Waffengeschäft zu lösen - vorerst. Aber Yuri kann nicht anders, er ist eben ein "Lord Of War" und das Geschäft mit dem Tod ist das einzige, das er wirklich gut beherrscht! Er versagt darin, ein Mensch mit Moral zu sein.
Meinung & Kritik
Der Film ist eine pure sozialkritische Satire, weniger ein Drama, und die zwei Stunden schleppen sich zynisch dahin. Die Thematik des Waffenhandels, die der Film beinhaltet, ist schwermütig und keine wirklich gute Unterhaltung oder gar Aufarbeitung der gezeigten Problematik in den Ländern der dritten Welt.
Der Film zeigt, dass die Moral, wenn es um Krieg und Profit geht, nicht existiert. Kriege, Massaker, Kindersoldaten - hier wird jedes noch so ehrliche Klischee thematisiert, aber nicht erklärt, angerissen, aber nicht gelöst. Für den Zuschauer recht schwere Kost, für mich unverdaulich. Der Regisseur Niccol übertreibt es mit seinem bitterbösen, beißenden Zynismus. Dieser Film, der auf einer wahren Begebenheit beruht und den vielleicht manche Menschen als eine Art von dramatischer Dokumentation sehen, enttäuschte mich.
"Lord Of War" ist einfallslose Unterhaltung, nicht durchdacht und kaum eine Handlung ist erkennbar. Ich hätte mir den Film etwas ernsthafter vorgestellt, ernste Themen wie das Massaker an Dörflern oder dem Verfall des eigenen Bruders an der Skrupellosigkeit des Waffengeschäftes besser und emotionsgeladener verarbeitet.
Einzig positiv zu betrachten sind die wirklich guten schauspielerischen Leistungen der Crew rund um den Hauptdarsteller Nicolas Cage. Kaum ein anderer Schauspieler hätte diese Handlung, diesen moralisch verwerflichen Charakter eines Waffenhändlers besser in Szene setzen können. Die Nebenrollen, allen voran Jared Leto als drogensüchtiger Bruder Yuris, der letztlich doch Gewissen und Anstand beweist, sind brillant. Ethan Hawke als Interpolagent konnte dagegen längst nicht sein schauspielerisches Können beweisen.
Auch der weibliche Part - die Ehefrau des Antihelden - Bridget Moynahan ist zwar nett anzusehen, beweist aber nur wirklich gut in der direkten Konfrontation mit Nicolas Cage ihren Stil. Sie schenkt dem Film einzig und allein mit den Worten "Als Mensch werde ich nicht versagen" etwas Emotionalität.
Fazit
Erst am Ende des Filmes wird die wahre Botschaft für den Zuschauer sichtbar, obwohl eigentlich jeder weiß, was die Aussage des Filmes sein soll. Es geht nicht um die Waffenhändler, es geht nicht um die Skrupellosigkeit der "Händler des Todes", die an dem Tod verdienen. Nein, die Botschaft des Filmes ist klar: Schuld sind die Regierungen, die vor dem Leid zugunsten ihrer eigenen Interessen ihre Augen schließen.
Ich kann ganz klar diesen Film nicht empfehlen. Für mich soll ein Film unterhaltsam sein, er soll erklären, mich zum Lachen oder Weinen bringen, mich zum Nachdenken anregen. "Lord Of War" hingegen ist für mich eher überflüssig, eine Dokumentation wäre sinniger gewesen, aber wenn wir ehrlich sind: Kaum eine Regierung auf diesen Planeten hätte diese dann mit finanziellen Mitteln unterstützt.
Der Film zieht die gesamte Thematik zynisch ins relativ Lächerliche. Der Zuschauer verlässt den Kinosaal und betritt wieder einmal die heile Welt. Ich denke, er wird sich kaum nach dem Film über Kindersoldaten und deren Schicksale unterhalten wollen oder über die Gründe eines Staates, sich illegal oder legal Waffen zu beschaffen.
Fazit: Spendet lieber das Geld für die Kinokarte Opfern von Kriegen. Das ist bei weitem sinnvoller, und zwei Stunden des Lebens sind nicht überflüssig vergeudet.
- Redakteur:
- Michael Sterzik