Königreich der Himmel
- Regie:
- Scott, Ridley
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Historienfilm
- Land:
- USA
- Originaltitel:
- Kingdom of Heaven
1 Review(s)
26.02.2007 | 16:05"Gott will es!", so sprachen sowohl die Christen als auch die Moslems, als sie als Feinde gegeneinander kämpften und einander töteten. Ist Gott geteilter Meinung gewesen, als die Kreuzzüge stattfanden? Christen, Juden, Moslems - beten diese Krieger Gottes/Allahs nicht das gleich Königreich der Himmel an? Welches waren denn die eigentlichen Motive der adeligen Herrscher und Feldherren aus ganz Europa?
Gier nach Reichtum, Begierde nach Ruhm und Ehre und zugleich religiöser, falscher Eifer waren die Motivationen dafür, in das heilige Jerusalem einzudringen, einen Religionskrieg auszulösen und sehr schnell festzustellen, dass man in diesem Krieg keine Erlösung oder Ablass der Sünden finden wird. Stattdessen lauerte der Tod in Form von Krankheiten, Erschöpfung und Kampf in mannigfaltiger Art auf die Bewahrer des Christentums.
Der Film "Königreich der Himmel" konfrontiert den Zuschauer mit eben diesen unschönen, ehrlichen Wahrheiten. Hier sind die Andersgläubigen nicht die Bösewichter. Verfilmt wurde dieser Monumentalfilm von Ridley Scott, der schon mit "Gladiator" bewiesen hat, dass man durchaus Filme drehen kann, die fast so gut wie "Ben Hur" erscheinen. In "Königreich der Himmel" entführt der Regisseur den gespannten Kinobesucher in die mittelalterliche Welt der edlen Ritter und holden Damen, der Sarazenen und der Kreuzzüge.
Es ist aber auch keine Geschichtsstunde für den einen oder anderen, sagen wir es doch ruhig, faulen Geschichtsschüler und Studenten. Der Film ist historisch nicht korrekt - eben nur ein Blockbuster. Dass dieser scheitert musste, liegt nicht unbedingt an der naiven Darstellung des einfach Schmieds Balian (Orlando "Legolas" Bloom), sondern einfach am fehlenden roten Faden, der sich durch die Story ziehen sollte.
Die Geschichte
Frankreich, anno 1186. Der junge französische Schmied Balian, gezeichnet vom Schmerz des Verlustes von Frau und Kind, findet nicht mehr zu sich selbst. Verzweifelt sucht er nach dem Sinn eines Gottes in seiner ganz eigenen Tragödie. Die Kreuzzüge, die tausende von Kilometern entfernt im "Heiligen Land" stattfinden, interessieren den einfachen Schmied nicht, bis sein Vater wie aus dem Nichts auftaucht. Baron Godfrey von Ibelin (Liam Neeson), ein Kreuzritter, erklärt seinem unehelichen Sohn, was diesen im Morgenland erwarten kann, und nimmt ihn mit auf einer langen Reise, deren Ziel die heilige Stadt Jerusalem ist.
Über dieser Stadt liegt in der Zeit zwischen dem zweiten und dritten Kreuzzug ein zerbrechlicher Frieden zwischen den verschiedenen Religionen der Juden, Christen und Muslimen. Der leprakranke König von Jerusalem, Balduin IV., und Saladin, sagenumwobener Herrscher der Muslimen, respektieren einander und fürchten um den gefährdeten Frieden, der immer wieder von beiden Seiten gebrochen wird. Jede religiöse und politische Gruppierung, und hier ganz besonders die "Tempelritter", verfolgt ihre ganze eigenen Ziele. Mit Gottes Willen hat dieser Kreuzzug wenig zu tun, hier wird nur nach Macht und Besitz getrachtet. Trotzdem wird der kranke christliche König von seinem Berater Tiberias (Jeremy Irons) und Balians Vater unterstützt. Beide fühlen sich dem Eid für Ehre und Anstand, Moral und Gerechtigkeit verpflichtet.
Auf der Reise nach Jerusalem wird Baron Godfrey von Ibelin schwer verletzt. Kurz vor seinem Tod erhebt er seinen unehelichen Sohn in den Ritterstand und vererbt ihm somit Amt, Titel, Besitz und Gefolge. Und sein Eid, die Schwachen zu schützen, den Frieden zu wahren und sich für eine Harmonie zwischen den so verschiedenen Kulturen einzusetzen, geht genau wie sein Schwert auf den Sohn über.
Die Templer, die ihre eigenen Interessen verfolgen, provozieren einen Krieg gegen Saladin. Ein christliches Heer wird ausgerufen und zieht ohne den Gegner zu kennen und entgegen aller Vernunft gegen Saladin und wird vernichtet. Jerusalem ist nun schutzlos der grenzenlosen Übermacht ausgeliefert - und Balian als neuer Beschützer Jerusalems und Oberbefehlshaber will die Menschen verschiedener Kultur und Religionen nicht sich selbst überlassen. Er bereitet sich auf den Angriff vor - den er nicht gewinnen kann.
Kritik
Mehr möchte ich über die Handlung nicht erzählen. Es sei vorweggenommen, dass ich enttäuscht aus dem Kino kam: viel Action und weitaus weniger Handlung, als ich mir versprochen hatte.
Ich bin ein wirklicher Freund von historischen Filmen. "Ben Hur", "Quo Vadis?", "Spartacus", "Gladiator" und zuletzt auch "Troja" lassen mich immer wieder gerne ins Kino gehen. In diesen Filmen geht es doch immer um das gleiche: Liebe und Krieg, Rache und Edelmut. Nach "Gladiator" konnte mich kein Film dieses Genres wirklich überzeugen und für etwa vier Jahre wurde es ruhig in diesem klassischen Genre.
Meine Erwartungshaltung an "Königreich der Himmel" war nicht hoch angesetzt und ich war bereits skeptisch, als ich in den Kinosaal ging und mich stirnrunzelnd letztlich sogar noch enttäuschter wieder hinaus begab. Alleine schon die Darstellung des edlen Ritters Balian, dargestellt von Orlando Bloom, enttäuschte mich. Seine Dialoge im Film belaufen sich auf vielleicht zwei, drei Seiten. Hingegen zeigten Schauspieler wie Liam Neeson und Jeremy Irons wieder ihr ganzes Talent. Bloom mag vielleicht attraktiv aussehen, aber einen Charakter wirklich mit all seinen Höhen und Tiefen glaubhaft darzustellen, dazu fehlt noch einiges. Er wirkte oftmals unfreiwillig komisch und für diese Rolle einfach zu jung und ohne Erfahrung.
In den 145 Minuten (Abspann eingerechnet) wurden keine tiefgreifende Dialoge geführt; die Botschaft, zwischen den Kulturen um Toleranz, Rücksicht und Einsicht zu kämpfen, einander zu verstehen, ging für mich in den Action-Szenen völlig unter. Anders als in "Gladiator" wurde hier nicht mit dem Helden gefiebert; selbst als kämpferischer Schlachtenfilm ist die Handlung nicht besonders dramatisch erzählt. Die Charaktere sind blass und einfach zu gut oder zu böse. In diesem Film fehlt einfach der emotionale Kern.
Selbst die Musik von Hans Zimmer, der ja mit "Gladiator" wirklich mehr als nur gute Arbeit geleistet hat, enttäuschte mich hier. Da ich ein Kenner von Filmmusiken bin, musste ich doch leicht seufzen, als ich ein Thema aus dem Film "Hannibal" (Fortsetzung von "Schweigen der Lämmer") wiederfand; auch wenn beide Komponisten ein und dieselbe Person sind, war dieser Punkt zusätzlich ein für mich sehr negativer.
Nun gut, kommen wir zum Schluss aber doch zu etwas Positivem: Scotts Perfektionismus in Ausstattung und Kameraführung sind erwähnenswert. Die belagerte Heilige Stadt, der Berg Golgatha und die Schlachtszenen sind schon lobenswert. Letztlich aber wirken sie doch nicht überzeugend; zwar wurden wirklich keine Kosten und Mühen gescheut, aber hier stimmt nicht viel. "Gladiator" lebte von Details, klein, oftmals erst beim zweiten Sehen auffindbar, überzeugte er dennoch mehr, viel mehr! "Kingdom of Heaven" wirkt ideenlos, genrelastig und einfach nur kitschig, wenn es um Ehre, Stolz und selbst die Liebe geht.
Meine Empfehlung ist, sich den Film dennoch anzusehen, aber er wird schnell in Vergessenheit geraten.
Deutscher Kinostart: 05.05.2005
USA, 139 min (der vollständige Director's Cut ist 185 Minuten lang und weist einen stringenteren Handlungsfaden auf)
Regie: Ridley Scott
Buch: William Monahan
Darsteller: Orlando Bloom, Eva Green, Liam Neeson, Jeremy Irons, Brendan Gleeson
Mehr zu den Kreuzzügen erfährt man auf http://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzzug.
- Redakteur:
- Michael Sterzik