Horror Anthology Vol. 5, The: Xmas Tale
- Regie:
- Paco Plaza
- Jahr:
- 2005
- Genre:
- Horror
- Land:
- Spanien
- Originaltitel:
- Películas para no dormmir- Cuenta de Navidad
1 Review(s)
12.02.2007 | 22:06Hintergrund
Zwischen 1967 und 1982 drehte Narciso Ibáñez-Serrador sieben "Geschichten, die wach halten“ (frei übersetzt - original: "Historias para no dormir"). Diese kurzen Episodenfilme wurden für das spanische Fernsehen produziert und waren allesamt dem Horrorgenre zugewandt. 2005 wurde diese Reihe reanimiert. Unter dem Titel "Películas para no dormir" (frei übersetzt: "Filme, die wach halten") inszenierten illustre Namen wie Jaume Balagueró ("The Nameless"), Mateo Gil ("Abre Los Ojos", "Mar adentro"), Álex de la Iglesia ("Perdita Durango") und Paco Plaza erneut kurze Horrorgeschichten mit einer Spieldauer von 70 Minuten. Paco Plaza zeichnet sich für die fünfte Episode "Xmas Tale" dieser Serie verantwortlich, die hierzulande unter dem Titel "The Horror Anthology" vertrieben wird.
Story
Weihnachten 1985: Die Vorbereitungen für das Fest der Liebe laufen auf Hochtouren. Doch die festliche Atmosphäre wird jäh unterbrochen. Durch Zufall findet die junge Moni (Ivana Baquero) in einer Grube im Wald eine verletzte Frau, die sich als Weihnachtsmann verkleidet hat. Die Probleme beginnen aber erst, als Moni ihren vier gleichaltrigen Freunden Peti (Roger Babia), Tito (Pau Poch), Eugenio (Daniel Casadellà) und Koldo (Christian Casas) von ihrem „Fund“ erzählt.
Auf dem Polizeirevier erfahren sie, dass die Weihnachtsfrau eine gesuchte und äußerst gefährliche Bankräuberin ist. Anstatt sie der Polizei auszuliefern, beschließen die Fünf, alles geheim zu halten, um der Räuberin ihre Beute abzuerpressen. Als die schwer verletzte Frau nach einigen Tagen ohne Essen scheinbar stirbt, vollziehen die Kinder ein obskures Zombieritual, das sie in einem Film gesehen haben. Die Folgen waren ihnen scheinbar nicht bekannt ...
Kritik
'Disney Movie gone bad' - so könnte die Schlagzeile zu diesem Film lauten. Von Beginn an wirkt "Xmas Tale" wie "Die Goonies" in böse. Die 12-jährigen Protagonisten sind eine fest verschworene Clique samt Bauwagen-Treffpunkt und Kommunikation per Walki-Talki. Das zeitliche Setting der 80-er kommt schnell zur Geltung. Alle paar Minuten werden Referenzen auf die Popkultur jener Zeit gemacht. So hört man des öfteren vom "A-Team" und von Daniel-san alias "Karate Kid". Durch diese Referenzen und die passende musikalische Untermalung wird das Flair der 80-er perfekt eingefangen, was als großes Plus zu verstehen ist.
Allgemein wandelt sich die Disney-Teenie-Atmosphäre schnell ins Gegenteil. Die fünf Jugendlichen sind skrupellos und selbstsüchtig - Hilfsbereitschaft und Unrechtsbewusstsein sucht man bei ihnen vergebens. So wird die Räuberin tagelang ohne Essen in der nassen Grube gelassen, um von ihr (wofür auch immer) die zwei Millionen Peseten Beute zu erpressen. Einzig die kleine Moni zeigt ab und an ein wenig Herz, indem sie etwas Essbares zu ihr schmuggelt.
Im Verlauf kommt es immer wieder zu Differenzen in der Gruppe, die schließlich im Tod der Räuberin münden. An dieser Stelle kommt das Zombieelement zur Geltung. Zwei der Fünf sind Fans billiger Zombiefilme, weshalb sie die Durchführung eines Zombierituals beschließen. In den letzten 20 Minuten haben sie dann mit den Folgen des Rituals zu kämpfen - erst hier kommt ein wenig Spannung auf, da die Kinder endlich einer ernsten Gefahr gegenüberstehen.
Leider gerät das Ganze äußerst unblutig und arg nach Schema F. Die Weihnachtsfrau jagt samt Axt den Kindern hinterher (die sich passenderweise in einem stillgelegten Vergnügungspark verstecken), welche wiederum Fallen stellen, um dem „Zombie“ den Garaus zu machen. Alles wirkt recht uninspiriert und bezieht seinen Reiz einzig aus dem verdrehten Erwachsenen- bzw. Kinderbild. Dabei entsteht ein schön illustrierter, sozialer Rundumschlag gegen die Gesellschaft, den man so nicht erwartet hätte.
Ein wirklich witziges Element stellen die immer wieder eingestreuten Ausschnitte des fiktiven C-Splatter Movies "Zombie Invasion" dar (eine herrliche Referenz zu Lucio Fulci!). Mit Stör- und Rauschfilter unterlegt, zeigt der Film in billigsten Kulissen und mit typischen C-Produktionskostümen die Grundlage für die Untoten-Annahmen der Kinder. Neben herrlichem Overacting strahlen diese Ausschnitte feinstes Billigfilm-Flair aus, was für einige Schmunzler sorgen sollte.
Insgesamt kann das Gezeigte jedoch nicht vollkommen überzeugen. Die Kinderdarsteller sind nicht besonders gut, bei der Regie zeigen sich immer wieder Detailmängel und wirkliche Spannung bzw. Horror kommt auch nicht auf. So bleiben einzig eine nette Reminiscens der 80-er und ein wenig Sozialkritik, was aber nur bedingt fesseln kann.
Die DVD
Das Bild (1.78:1) hat mit der groben Körnung des Ausgangsmaterials zu kämpfen. Es grieselt recht stark, was sich jedoch nicht allzu negativ auf die Detailschärfe auswirkt. Die Farben sind sehr kräftig und ergeben mit dem leicht angehobenen Kontrast und dem sehr guten Schwarzwert ein sehr plastisches Bild.
Der Ton hält in etwa das Niveau des Bildes. Drei Spuren stehen zur Auswahl (Deutsch/Spanisch DD5.1, Deutsch DTS), wobei sich diese kaum voneinander unterscheiden. Generell spielt sich das Geschehen vornehmlich auf der Front ab, wobei die Dialoge immer sehr gut verständlich bleiben. Die Rears werden hauptsächlich mit Umgebungsgeräuschen angesteuert, was je nach Szene zu einem schönen Räumlichkeitsgefühl führt. Split-Effekte gibt es jedoch keine. Der Bass setzt in den Spannungsmomenten kräftige, punktierte Stiche, bleibt im Gros aber eher stumm. Der DTS-Track kann sich kaum von den guten Dolby Digital Pendants absetzten, wirkt lediglich einen Tick dynamischer. Der O-Ton und die sehr gute Synchro unterscheiden sich nicht voneinander, weshalb die Wahl der Tonspur einzig beim Zuschauer liegt.
Extras: Fehlanzeige! Zu den sechs "Películas para no dormir" gibt es je einen spanischen Originaltrailer mit englischen Untertiteln und die gewohnte, hauseigene Trailershow.
Fazit
"Masters Of Horror" + Spanien = "Películas para no dormir". So oder so ähnlich dürfte die Rechnung der spanischen Filmstudiobosse gelautet haben. Wie das amerikanische Vorbild dürfte auch hier die Qualität stark schwanken. Genrefans sollten aber auf ihre Kosten kommen. "Xmas Tale" verquickt die Elemente eines Jugendabenteuer-Films mit denen eines klassischen Zombiefilms, wobei der Fokus weniger auf dem Horror als viel mehr auf einer soziologischen Komponente liegt. Die jugendlichen Protagonisten zeigen eine sehr erwachsene Charakterzeichnung, was im Verlauf des Films immer stärker zur Geltung kommt. Somit liegt mit "Xmas Tale" ein recht sozialkritischer Film im Horrorkostüm vor, der durchaus zu überraschen weiß. Wer einen brutalen Schocker erwartet, wird aber schwer enttäuscht, da hier kaum Blut vergossen wird!
- Redakteur:
- Martin Przegendza